Seid mutig!

An der «KMU-Profil»-Veranstaltung der St.Galler Kantonalbank in Altstätten begeisterte Patrick Fischer, Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft, rund 100 Gewerbetreibende und Führungskräfte. In seinem Referat gab er Einblicke in seine Arbeit als Nati-Trainer und zeigte auf, was es braucht, um ein erfolgreiches Team zu formen.

Als Leader kennt Patrick Fischer die Stärken und Schwächen seiner Spieler, kann sie in speziellen Situationen gezielt einsetzen und so die Chance auf Erfolg steigern.

Dafür konfrontiert er seine Spieler auch immer wieder mit Fragen: Wie rufe ich meine beste Leistung ab? Wie gehe ich mit Stresssituationen um? Wie werde ich ein Winnertyp? Kann ich meinen Fokus behalten oder werde ich abgelenkt? Und letztlich bedeutet für ihn Leadership auch, seine Spieler immer wieder zu inspirieren, gross und mutig zu denken. 

Das richtige Mindset

Immer wieder betonte Patrick Fischer, wie wichtig Visionen und Ziele seien. «Unsere Vision und unser Leuchtturm ist die Goldmedaille an der WM.» Dafür gelte es, sich ausserhalb der eigenen Komfortzone zu bewegen. Zweimal war die Schweizer Hockey-Nati in den vergangenen zehn Jahren nahe dran, beide Male verlor sie jedoch den WM-Final und musste sich mit Silber zufriedengeben. «Das tut weh.» Das Team müsse lernen, diese Rückschläge zu verkraften. «Das gehört zum Sport, aber auch zum Leben allgemein. Entscheidend ist das Mindset. Wir brauchen Spieler, die unter höchstem Druck performen können und den Fokus behalten. Das macht echte Champions aus», so Fischer.

«Wir lernen mit jedem Spiel dazu.» Die Mentalität der Schweizer sei jedoch eher so, dass man bescheiden und demütig sei, sich eher bedeckt halte. Ein weiteres typisches Schweizer Manko sei die Fehlerorientierung. «Hier bei uns sieht man immer zuerst die Fehler, die jemand begangen hat. Doch was alles gelingt und gut gemacht wird, wird gar nicht beachtet. Für uns gilt einfach alles als selbstverständlich.» Es sei wichtig, viel mehr das Positive zu bemerken und wertzuschätzen. «Wir sollten viel mehr loben», ist Fischer überzeugt.

Mit Mut und Herz

Von seinem Mentor und ehemaligen Trainer Arno del Curto habe Fischer viel gelernt. Dieser habe den Menschen hinter dem Spieler gesehen und diesen auch verstehen wollen. Dieser menschliche Umgang hat den heutigen Nati-Trainer geprägt: «An sich glauben, sein Herz fühlen und den eigenen Weg gehen, das hat mir Arno del Curto beispielhaft gezeigt.»

Mut spielt eine entscheidende Rolle im Leben von Patrick Fischer. So hat er sich nach Abschluss seiner Aktivzeit als Hockeyspieler auf eine Reise zu indigenen Kulturen im Amazonas gemacht und während eines Jahres in einfachsten Verhältnissen im Urwald gelebt, wo er sich seinen Ängsten stellen musste. «Ich habe ja schon Angst vor einer Biene – wie sollte ich das im Amazonasgebiet schaffen?», erzählte er. In dieser Zeit wurde ihm schliesslich klar, dass er nach seiner Spielerkarriere etwas mit Menschen machen wollte, dass er Menschen befähigen wollte, ihnen Kraft schenken wollte. Seit 2015 ist er nun als Nati-Trainer tätig.

Für ein erfolgreiches Hockey-Team sei es wichtig, dass man als Team optimal funktioniere. Das sei in der Schweiz nicht einfach, da es eine Reihe von «Dorfkönigen» aus den verschiedenen Vereinen gebe und dann noch eine Handvoll NHL-Stars aus den USA dazukämen.

Nur das Team gewinnt

Fischer kennt seine Spieler in- und auswendig. So erstellt er zum Beispiel ausführliche Profile der einzelnen Spieler, schaut individuell, was sie benötigen und betont aber auch die Wichtigkeit von Transparenz und Gleichberechtigung im Team. «Keiner darf sich über das Team stellen, sonst fliegt er raus. Denn nur als Team können wir gewinnen», stellte Fischer klar. Ob es an der nächsten WM klappt? Wir drücken Fischer und seinem Team die Daumen. Hopp Schwiiz!

Patrick Fischer

Unter seiner Leitung gewann die Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft 2018 in Kopenhagen zum zweiten Mal innert fünf Jahren die Silbermedaille. Bereits beim WM-Silbermedaillengewinn 2013 in Stockholm war Fischer als Assistenztrainer Teil der Schweizer Delegation. Die Karriere von Patrick Fischer als Eishockeyspieler begann beim EV Zug, wo er 1992 sein Debüt in der höchsten Schweizer Liga gab. Mit Davos gewann er im Jahre 2000 den Spengler-Cup. 1996 stand Fischer erstmals im Aufgebot der Nationalmannschaft und bestritt in der Folge insgesamt 183 Länderspiele für die Schweiz. 2006 wagte der Zuger den Sprung nach Nordamerika und spielte eine Saison bei den Phoenix Coyotes in der National Hockey League (NHL), wo er 27 Mal im Einsatz stand. 2009 beendete er seine aktive Spielerkarriere. Beim EV Zug wurde Patrick Fischer auf der «Wall of Fame» verewigt – seine Rückennummer 21 wird nicht mehr vergeben.