Portraitbild von Sven Jakelj, CEO feey AG

Feey-Topfpflanzen erobern Social Media

Social Media ist in aller Munde. Das Start-up-Unternehmen Feey aus Flawil verkauft Zimmerpflanzen übers Internet und setzt im Marketing voll auf Social Media. Das Erfolgsgeheimnis: unterhalten, motivieren, Wissen vermitteln – und dabei immer authentisch bleiben.

Kleine und grössere Topfpflanzen stehen in der grossen Lagerhalle, ein leicht feucht-erdiger Duft liegt in der Luft und modern designte Verpackungen stapeln sich auf Europaletten: Wir sind in einer alten für den Abbruch bestimmten Lagerhalle in Flawil, zu Besuch beim Start-up Feey, das sich kürzlich bei der Schweizer Ausgabe von die «Höhle der Löwen» einen Rekord-Deal sicherte. Und auch bei «Startfeld Diamant», dem Preis der St.Galler Kantonalbank für Jungunternehmen, schaffte es Feey in den Final. Die Business-Idee von Feey, Topfpflanzen online zu vertreiben, ist zwar nicht neu. Trotzdem ist das Start-up auf Wachstumskurs. Was macht Feey also anders? 

Das Kundenerlebnis fängt schon bei der Online-Beratung auf der Website an, wo ein Pflanzenfinder die Kunden systematisch mit Fragen dabei unterstützt, die passende Zimmerpflanze zu finden. Das Versprechen: für jede Daumenfarbe das passende Pflänzchen. Beim Versand packen Angestellte die Topfpflanze in eine ausgeklügelte Karton-Verpackung, die individuell entwickelt wurde. Diese garantiert, dass es beim Transport der Pflanzen zu keinen Schäden kommt. Sogar Wärmepads werden beigelegt, um Frostschäden vorzubeugen. Jede verschickte Pflanze bekommt eine persönliche, handgeschriebene Notiz. Vor dem Verkauf päppelt das Team von Feey die Pflanzen optimal auf, topft sie um, verwendet gute, nährstoffreiche Erde anstelle von Billigware. An allen Ecken und Enden optimiert das Feey-Team die Qualität der Topfpflanzen mit dem Ziel, der Pflanze ein möglichst gutes und langes Leben zu bescheren. Und wenn es der Clusia, Monstera oder Calathea gut geht, freuen sich auch die neuen Besitzenden. 

Ohne Instagram und TikTok läuft nichts

Feey setzt beim Marketing konsequent auf Social Media, auch weil die Kosten deutlich tiefer sind als bei klassischer Werbung. Zudem lässt sich die Wirkung  eines Beitrags oder einer Kampagne direkt messen. Man weiss sofort, was funktioniert oder eben nicht, was ankommt in der Community oder was floppt. Auf Instagram folgen dem Jungunternehmen beinahe 40'000 Follower – auf TikTok gar 130’000. Wie machen die das? «Story, Story, Story!», sagt Sven Jakelj, CEO und Mitbegründer von Feey, mit einem Lachen und ergänzt: «Es geht darum, die Follower kontinuierlich zu unterhalten und ihnen einen Mehrwert zu liefern». 

Es sind eigenständige und originelle Beiträge, die das Team von Feey vom Einerlei auf Social Media abheben: Einmal erklärt eine junge Frau mit pinker Haarpracht, worauf es bei der Pflege von Zimmerpflanzen ankommt; ein anderes Mal ist es der CEO selbst, der ohne Schuhe und nur mit Socken durchs Büro läuft. Und immer wieder erhält man einen Einblick in das Innenleben des Start-ups. Authentisch zu sein, sei wichtig auf Social Media, bemerkt Sven Jakelj. Das sei aber kein Freipass für «anything goes» – vielmehr eine Einladung, die menschliche Seite eines Unternehmens zu zeigen.

Neben Unterhaltung zu bieten, positioniert sich Feey bewusst als Expertin rund ums Thema Zimmerpflanzen. «Bei uns steht Social Media auf drei Pfeilern: unterhalten, motivieren und Wissen vermitteln», erklärt Sven Jakelj die Social-Media-Strategie von Feey. Er ergänzt: «Wir analysieren genau, nach welchen Themen die User auf Google suchen. Darauf aufbauend entwickeln wir unseren Redaktionsplan mit gezielten Blogposts und Videobeiträgen und können so Antworten auf die brennenden Fragen der Community liefern». 

Wo die Fäden zusammenlaufen

Alle bei Feey sind dazu angehalten, Social Media Beiträge zu kreieren; die Augen offen zu halten, spannende Momente mit dem eigenen Smartphone festzuhalten. Was nicht heisst, dass alle ihre Fotos und Videos auch selbst posten sollen. «Inhalte von Mitarbeitenden postet bei uns hauptsächlich Severin Candrian, der für das Branding zuständig ist und ein gutes Gespür dafür hat, was beim Publikum zieht», erklärt Sven Jakelj. Die oben erwähnten Blogposts und Videobeiträge verwertet Severin in sogenannte Snippets, also kleineren Einzelbeiträgen – welche wiederum für Instagram und TikTok verwendet werden.

Ein Tool, mehrere Ziele

Die Bedeutung von Social Media sei für Feey kaum zu überschätzen, wie Sven Jakelj durchblicken lässt. Es ermöglicht einen direkten Draht zur Kundschaft: Firmen erhalten unmittelbar Feedbacks von Kunden, um so die Services zu verbessern und manchmal gar eine Idee aufzugreifen. Und Social Media erlaubt es, einen Brand zu bilden, eine Marke mit Profil zu entwickeln. Die grosse Community gibt Feey recht: Wer über Feey einmal shoppt, kauft gerne ein zweites Mal – viele Erstkäufer werden zu Stammkunden. «Was auch nicht zu vergessen ist: Social Media ist für uns enorm wichtig fürs Recruiting – wir schlagen also mit den modernen Kommunikationsmitteln gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe», bemerkt Sven Jakelj.

Das junge Unternehmen Feey macht vieles richtig – und hat seinen eigenen Weg gefunden, Social Media für sich gewinnbringend zu nutzen. Auf die Frage, was Sven Jakelj anderen KMU empfiehlt, antwortet er: «Social Media bedingt eine entsprechende Unternehmenskultur: Alle sollten dahinterstehen und mitziehen. Einfach eine Fachkraft als Social Media Manager für diesen Posten einzustellen, ist zu kurz gedacht». Übrigens: Privat versucht der Jungunternehmer möglichst wenig Zeit auf Social Media zu verbringen. 


Social Media im Finanzwesen

Mittlerweile haben praktisch alle Finanzdienstleister in der Schweiz im Bereich Social Media aufgerüstet. Thematische Ausrichtung, Grösse und Aktivität der Community, Zielgruppen sowie Periodizität und Art der Beiträge unterscheiden sich hierbei von Institut zu Institut stark. Die SGKB hat bereits früh auf die digitalen Kanäle gesetzt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor besteht in der spezifischen Themenkommunikation pro Kanal: «Stetig wachsende Fan- und Follower-Zahlen und eine hohe Interaktionsrate zeigen, dass sich die Fokussierung auf bestimmte Themen in den Social Media Kanälen auszahlt. Die SGKB hebt sich somit auch von anderen Finanzinstituten ab, die auf allen Kanälen die gleichen Inhalte produzieren», erläutert Rebecca Meier, Digital Marketing Spezialistin bei der St.Galler Kantonalbank. 

Trotzdem, so einfach ist die Interaktion in den Social Media für eine Bank nicht, wie Rebecca Meier sagt: «Oft ist es uns nicht möglich, direkt mit jemandem öffentlich zu interagieren, da wir das Bankkundengeheimnis nicht verletzen dürfen.» Eines ist aber klar: Eine Kampagne ohne Social Media Marketing ist mittlerweile nicht mehr denkbar. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Zielgruppe kann perfekt eingegrenzt werden, die Budgets für eine Online-Kampagne sind immer noch überschaubar, und die Auswertungsmöglichkeiten sind dank aussagekräftigen Reportings sehr wertvoll. Eine Besonderheit bei der SGKB: Alle Mitarbeitenden haben jederzeit, also auch während der Arbeitszeit, Zugriff auf alle Kanäle. «Wir haben dafür klare Social Media Guidelines verfasst, die unseren Mitarbeitenden bei der Orientierung helfen sollen, wie sie sich in den sozialen Medien korrekt verhalten», so Rebecca Meier.