Erfolgreiche Nachfolgeplanung bei Femotec

Ein erfolgreiches KMU ist oft das Resultat von Engagement, Hingabe und unermüdlichem Einsatz. Damit dieses Vermächtnis fortgeführt werden kann, bedarf es einer durchdachten Nachfolgeplanung. Im Falle der Femotec AG konnte eine familieninterne Lösung gefunden werden – ein Glücksfall wie Gründer Hansruedi Bleiker im Interview erläutert.

Rund 20'000 Familienunternehmen in der Schweiz suchen jährlich eine Nachfolge. Nicht immer kommt ein Familienmitglied dafür in die Frage. Anders bei der Femotec AG aus dem toggenburgischen Dietfurt, wo vor kurzem Sohn Luca Bleiker das Ruder übernehmen durfte. Das auf Metallbearbeitung spezialisierte Unternehmen aus dem Toggenburg wurde von Hansruedi Bleiker vor über 30 Jahren gegründet. Seine Frau Ursula arbeitete ebenfalls im Betrieb mit. Später kamen dann auch zwei der drei Kinder dazu: Angela, die heute die ganze Administration führt und Luca, der vor gut zwei Jahren die Geschäftsführung übernommen hatte.

Dass Luca Bleiker dereinst in die Fussstapfen seines Vaters treten wird, war schon früh ein Thema. Denn Maschinen und Werkzeuge faszinierten Luca bereits als Jugendlichen. Entsprechend begann er eine Lehre als Polymechaniker, studierte danach Maschinentechnik/Innovation an der HSR in Rapperswil und sammelte anschliessend wertvolle Erfahrungen in grossen Unternehmen. 2020 bildete er sich an der Universität St.Gallen weiter und stieg schliesslich im Familienunternehmen Femotec AG ein.

Wir haben uns mit Hansruedi und Luca Bleiker über den Nachfolgeprozess in der Femotec AG unterhalten.

Hansruedi Bleiker, wann haben Sie sich erstmals mit der Nachfolge in Ihrem Unternehmen auseinandergesetzt? 

Ich machte mir bereits früh Gedanken zu diesem Thema. Jeder, der wie meine Frau und ich eine Firma aufgebaut hat, wünscht sich wahrscheinlich eine familieninterne Lösung. Nichtsdestotrotz wollten wir aber nie Druck auf unsere Kinder ausüben und ihnen das Gefühl geben, sie müssten im Betrieb einsteigen. Als Luca nach der Lehre als Polymechaniker mit dem Maschinenbaustudium startete und wusste, dass ihm dieser Bereich wirklich gefällt, war der richtige Zeitpunkt, eine familieninterne Lösung anzudenken.

Wie sind Sie das Thema konkret angegangen? 

Es gibt viele Beispiele von gescheiterten familieninternen Nachfolgen. Darum ist das Thema an Spannung kaum zu überbieten. Unabhängig davon, wie erfolgreich ein Unternehmen oder wie geeint eine Familie vor dem Nachfolgeprozess ist. Deshalb war für mich klar, dass wir professionelle Unterstützung benötigen. Der Nachfolgeexperte Daniel Ehrat von der St.Galler Kantonalbank hat uns dann mit seiner grossen Erfahrung kompetent begleitet. Den Moment, als wir alle zusammen im Büro die Verträge unterschrieben haben, vergesse ich nicht mehr.

Eine familieninterne Lösung ist ja oft die Wunschvorstellung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer. 

Das war auch meine Wunschvorstellung. Schliesslich haben meine Frau und ich seit über 30 Jahren sehr viel Zeit ins Unternehmen investiert. Das eigene Lebenswerk an die nächste Generation weitergeben zu dürfen, erfüllt uns deshalb mit grossem Stolz. Mit der familieninternen Lösung können wir eine gewisse Kontinuität gewährleisten, was für das Vertrauen der Kundschaft und Mitarbeitenden wichtig ist. Für mich bietet es auch die Möglichkeit, schrittweise loszulassen und die Verantwortung abzugeben.

Worauf haben Sie bei der Kommunikation des Nachfolgeprozesses geachtet? 

Da nicht die ganze Familie im Betrieb mitarbeitet, waren auch nicht alle Familienmitglieder gleich stark involviert. Umso wichtiger war die familieninterne Kommunikation, damit alle auf dem gleichen Stand blieben. Dies wurde über Gesprächsprotokolle geregelt.

Nachdem wir die familieninternen Verträge unterzeichnet hatten, wurden die wichtigsten Stakeholder des Unternehmens, sprich die Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten informiert.

Was sind aus Ihrer Sicht die Stolpersteine in einem Nachfolgeprozess?

Beim Übergabepreis kommen verschiedene Interessen und Emotionen zusammen. Zudem übergibt man sein aufgebautes Lebenswerk nur ein einziges Mal. Man hat also keine Erfahrung, ist sich aber der Tragweite seiner Entscheidungen bewusst. Eine professionelle Beratung hilft.  Wir waren sehr froh, konnten wir auf die Erfahrungen der SGKB und Herrn Ehrat zurückgreifen.

Wie geht es Ihnen jetzt nach der Übergabe? 

Ich geniesse die grosse Entlastung nach der Geschäftsübergabe. Es freut mich, auch nach der Übergabe noch operativ im Betrieb mitzuarbeiten und die nächste Generation mit meiner Erfahrung zu unterstützen. Auf strategischer Ebene bin ich als Verwaltungsratspräsident noch sehr nah an der Zukunftsentwicklung der Femotec AG dran.

Wechseln wir zu Ihnen, Luca Bleiker. Wie haben Sie den Nachfolgeprozess erlebt? 

Das operative Geschäft stand während des gesamten Nachfolgeprozess immer im Vordergrund. In einem ersten Schritt wurde somit die Geschäftsführung an mich übergeben. Der Eigentumsübergang war als zweiter Schritt danach geplant. In meiner Abschlussarbeit an der HSG St.Gallen habe ich mich mit dem Thema Nachfolgeprozess beschäftigt. So haben wir innerhalb der Familie bereits wichtige Punkte vorbesprechen können.

Was war Ihnen wichtig für die Übernahme der Nachfolge?

Für mich war das Wichtigste, dass wir eine Lösung erarbeiten können, hinter der jedes Familienmitglied stehen kann und auch nach der Übergabe Frieden in der Familie herrscht. Die finale Sitzung, bei der es um die Verhandlung des Preises für die Übernahme der Aktien ging, war für mich ein sehr emotionaler Moment. Ich war nervös und hatte Respekt vor diesem Tag.

Was werden Sie anders machen als Ihr Vater?

Mein Vater hat immer im Rahmen seiner Möglichkeiten in moderne Arbeitsplätze, neue Technologien und in die Digitalisierung investiert. Auch in seinem fortgeschrittenen Alter ist er immer noch sehr offen für Neuerungen. Da ist er ein grosses Vorbild für mich.

Unterschiede findet man sicherlich in der Teamführung. So haben wir beispielsweise heute mehrere Teilzeitarbeitende, keine Blockzeiten mehr und eine Woche mehr Ferien. Für mich ist es wichtig, dass sich unsere Arbeitnehmenden im Unternehmen sehr wohl fühlen, denn nur so können wir Höchstleistungen erzielen und gute Fachkräfte gewinnen.

Welche Schwerpunkte werden Sie für die Femotec AG setzen? 

Es ist mir wichtig, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber für unsere Mitarbeitenden sind und in der Region noch bekannter werden als moderner Familienbetrieb. Für unsere Kundinnen und Kunden möchten wir wie bisher innovative, bedürfnisgerechte Lösungen anbieten und entwickeln.

Hansruedi und Luca Bleiker, herzlichen Dank für das Interview.


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Kompetenzzentrum Nachfolgeplanung begleitet KMU

Daniel Ehrat vom Kompetenzzentrum Nachfolgeplanung der St.Galler Kantonalbank kennt die Fragen, die sich in einem Nachfolgeprozess stellen und weiss um die zahlreichen Stolpersteine. «Am idealsten ist natürlich eine familieninterne Lösung. Wenn diese nicht möglich ist, kommt eventuell ein Management-Buyout in Frage, bei dem Mitarbeitende das Unternehmen übernehmen und weiterführen. Wenn auch diese Variante nicht möglich ist, wird nach einem externen Käufer für das Unternehmen gesucht», erklärt Ehrat.

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