Arbeiter in einem Sägewerk trägt einen Stapel Holzbretter auf den Schultern

Ostschweizer Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf

Die Ostschweizer Wirtschaft hat sich im ersten Quartal positiv entwickelt. Nachholeffekte, sowie der anziehende Welthandel, wirkten stimulierend auf die konjunkturelle Entwicklung in der Ostschweiz. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Branchen.

Als exportorientierte Wirtschaftsregion konnte die Ostschweiz von der guten Wirtschaftslage in Asien und den USA profitieren. Insbesondere die Industrie wird durch Aufträge aus diesen Regionen angekurbelt. Die Binnenwirtschaft erholt sich, jedoch belasten die gesundheitspolitischen Massnahmen noch deutlich. Die meisten Ostschweizer Unternehmen blicken allerdings mit positiven Erwartungen auf das nächste Halbjahr. Das Fortschreiten der Impfung sowie die entsprechenden Öffnungen und die anhaltende Auslandnachfrage dürften der Erholung weiteren Schub verleihen.

Vorübergehend steigende Preise

Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA sind mit 4.2% deutlich angestiegen. Die Produzentenpreise nahmen im April sogar um 6% zu. Das ist der stärkste Anstieg seit der Finanzkrise. Es bestätigt, was die Befragungen bei den Unternehmen bereits vorweggenommen haben: Die Unternehmen kämpfen zunehmend mit einem Mangel an Rohstoffen und Lieferschwierigkeiten. Auch in der Ostschweiz vernimmt man von den Unternehmen seit längerem, dass die Produzentenpreise steigen und sich Lieferfristen aufgrund von Kapazitätsengpässen verlängern. Dieser Eindruck hat sich in der jüngsten Umfrage nochmals akzentuiert. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen für die Gesamtwirtschaft. Es zeigt, dass die Wirtschaft deutlich an Fahrt aufnimmt. Allerdings werden aufgrund dieser Entwicklung viele Unternehmen die Lager ausbauen, um Engpässen vorzubeugen. Dies dürfte die Situation kurzfristig zusätzlich anheizen. Die steigenden Preise sowie Lieferprobleme werden die Gewinnmargen belasten. Viele Unternehmen können ihre Kosten nicht einfach auf den Endkunden überwälzen. Dafür ist der Wettbewerb in vielen Branchen zu gross. Was aber sicher hilft: Die höheren Kosten und Lieferengpässe sind ein globales Phänomen und betreffen nicht nur Ostschweizer Unternehmen. Das heisst, auch die ausländische Konkurrenz kämpft mit höheren Inputpreisen, was die Weitergabe von höheren Rohstoffkosten erleichtern dürfte. Diese Engpässe und Preiserhöhungen dürften aber temporär bleiben. Denn Kapazitäten können ausgebaut und Produktionen hochgefahren werden. In Bereichen wie der Chip-Technologie dürften sich die Engpässe aber noch etwas hinziehen. Dort ist ein Ausbau von Kapazitäten nicht so einfach möglich, bzw. beansprucht sehr viel Zeit und Kapital.

Aufschwung nimmt Formen an

Die positive wirtschaftliche Entwicklung wird sich in den nächsten Monaten weiter beschleunigen. Denn im Zuge der weltweit fortschreitenden Impfungen, sowie damit verbundenen Lockerungen, werden immer mehr Branchen vom Aufschwung erfasst. Die weiteren Öffnungsschritte im Inland dürften der Binnenwirtschaft neuen Schwung verleihen. Trotzdem gibt es weiterhin Branchen, wie beispielsweise die Tourismusbranche und das Gastgewerbe, welche sich aufgrund der gesundheitspolitischen Einschränkungen in einer schwierigen Lage befinden. Die Impffortschritte dürften jedoch auch hier die mittelfristigen Perspektiven verbessern.

Konjunkturtalk: Die aktuellen Einschätzungen zur Ostschweizer Konjunktur und zu den Branchenaussichten

Bauholz wird knapp

Einige Schreinereien und Zimmereien sind wieder zunehmend auf die Möglichkeit von Kurzarbeit angewiesen. Aber nicht, weil sie keine Aufträge mehr haben. Ganz im Gegenteil. Aufträge gibt es zur Genüge, Bauen mit Holz wird aufgrund seiner Klimafreundlichkeit immer beliebter. Der Grund ist ein ganz anderer: Aktuell herrscht ein grosser Mangel an verarbeitetem Holz in Europa, da es in den USA mit der Coronakrise zu einem regelrechten Bauboom gekommen ist. An den US-Terminbörsen hat sich der Preis für verarbeitetes Bauholz zwischen Oktober 2020 und dem Mai 2021 mehr als vervierfacht. Entsprechend sind viele US-Bauunternehmen auf Europa ausgewichen und haben auch hier für eine Holzknappheit gesorgt. Allerdings dürften die höheren Holzpreise nur von relativ kurzer Dauer sein. Holz gibt es genug. Aber die Verarbeitungskapazitäten sind limitiert und müssen entsprechend ausgebaut werden.

Diagramm zur Entwicklung der Bauholz-Futures an der Terminbörse Chicago (in USD pro 1'000 board feet)
Bauholz-Futures an der Terminbörse Chicago (in USD pro 1'000 board feet). Bezieht sich auf einen Stapel Nadelholzbretter mit einem Volumen von 2.36 Kubikmetern. Er gilt als Referenzpreis für Bauholz aller Art. Quelle: Bloomberg

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