05. März 2024

Verschnaufpause an den Aktienmärkten

Nach der Rekordjagd der letzten Woche schalteten die Markteilnehmer gestern einen Gang zurück. Im Fokus stehen heute die Unternehmensberichte von Lindt & Sprüngli, Inficon, VAT, Ascom sowie dormakaba.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.14%, SPI: -0.07%, SMIM: +0.29%

Nach den Kursgewinnen und dem Erreichen eines neuen Jahreshochs in der vergangenen Woche legten die Marktteilnehmer gestern eine Verschnaufpause ein. Der Leitindex SMI notierte den ganzen Tag im Minus, konnte die Verluste allerdings kurz vor Schluss deutlich eingrenzen. Letztlich betrug der Rückgang 0.1%. In dieser Woche stehen wichtige Termine auf der Agenda. Morgen Mittwoch wird der US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem Kongress sprechen, um seine Geldpolitik zu verteidigen. In der Eurozone wird am Donnerstag die EZB über ihren weiteren Kursverlauf informieren. Es wird nicht damit gerechnet, dass eine erste Zinssenkung vorgenommen wird, jedoch werden die Aussagen von Präsidentin Christine Lagarde mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt werden. Von den 20 Werten im SMI büssten 10 an Wert ein, während 9 Gewinne verzeichneten. Die Grossbank UBS ging unverändert aus dem Handel. An der Tabellenspitze notierte Holcim +1.0% höher und konnte damit am jüngsten Aufwärtstrend anknüpfen. Ebenfalls in der Gewinnzone beendete Swisscom (+0.6%) den Tag, gefolgt von den beiden Versicherern Swiss Re (+0.3%) und Swiss Life sowie ABB (je +0.2%). Leicht zulegen konnten auch die beiden Index-Schwergewichte Roche (+0.2%) sowie Novartis (+0.04%). Erneut unter Abgaben litt hingegen der Nahrungsriese Nestlé (-0.6%), der aktuell nicht aus dem Abwärtstrend rausfindet. Tabellenletzter war jedoch der Logistiker Kühne + Nagel (-2.5%), der bereits letzten Freitag nach enttäuschenden Geschäftszahlen um 13.5% nachgab. In der Folge haben viele Analysten ihre Schätzungen sowie die Kursziele nach unten angepasst. Unter deutlichem Abgabedruck litten auch der PC-Zubehörhersteller Logitech (-1.6%), der Luxusgüterhersteller Richemont sowie der Pharmazulieferer Lonza (je -0.5%). Am breiten Markt waren die Titel des Vakuumventilspezialisten VAT (1.7%) sowie des Schokoladenkonzerns Lindt & Sprüngli (+1.1%) vor der heutigen Zahlenpublikation gesucht. Gestern publizierte neben Comet (+1.8%) und Belimo (+1.9%) auch Aryzta (+1.0%) die Zahlen zum Geschäftsjahr 2023. Der Backwarenkonzern konnte in den 12 Monaten des Jahres 2023 ein organisches Umsatzwachstum von 14.7% auf EUR 2.19 Mrd. verzeichnen. Das Wachstum war insbesondere auf Preiserhöhungen zurückzuführen. Der operative Gewinn (EBITDA) lag im Kalenderjahr 2023 bei EUR 304.5 Mio., was einem Anstieg von knapp einem Drittel im Vorjahresvergleich entspricht. Die EBITDA-Marge kam bei 13.9% zu liegen. Belimo publizierte gestern die Gewinnzahlen, nachdem die Umsatzzahlen bereits im Januar vorgelegt worden waren. Der operative Gewinn (EBIT) stieg um 0.1% auf CHF 152.5 Mio. nur leicht an. Die entsprechende Marge kam bei 17.8% zu liegen, was einem Rückgang von 20 Basispunkten entsprach. Der Reingewinn stieg um 11.5% auf CHF 136.8 Mio. Comet litt im vergangenen Jahr unter der zyklischen Schwäche des Halbleitermarktes, wobei der Umsatz, wie bereits im Januar bekannt gegeben, um fast einen Drittel auf CHF 397.5 Mio. einbrach. Der Reingewinn sank von CHF 78.1 im Vorjahr auf CHF 15.4 Mio.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.37%, DAX: -0.11%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich zum Wochenauftakt uneinheitlich. Der länderübergreifende EuroStoxx50 (+0.4%), der französische CAC40 (+0.3%) sowie der spanische IBEX35 (+0.1%) konnten Gewinne verzeichnen. Unter Abgabendruck litten hingegen der britische FTSE100 (-0.6%) sowie der deutsche DAX sowie der italienische FTSE MIB (je -0.1%). Auf Sektorenebene waren die Bereiche Technologie, Gesundheit, Industrie und Finanzen gefragt. Auf dem Verkaufszettel standen hingegen insbesondere die Sektoren Immobilien, Zyklischer Konsum sowie Energie.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.25%, S&P500: -0.12%; Nasdaq: -0.41%

Die amerikanischen Aktienmärkte starteten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche, wobei sich die Anleger vor den anstehenden geldpolitischen Ereignissen zurückhielten. Neben der morgigen Rede des Notenbank-Chefs Powell vor dem Kongress steht am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht im Fokus. Hingegen neigt sich die US-Berichtsaison dem Ende entgegen. Die stärksten Abgaben verzeichnete der technologielastige Nasdaq (-0.4%), gefolgt vom Leitindex DowJones (-0.3%). Der marktbreite S&P500 notierte um 0.1% tiefer. Alle drei Indizes hatten letzte Woche neue Rekordniveaus erreicht. Auf Sektorenebene waren insbesondere die Branchen Versorger, Immobilien, Grundstoffe sowie Industrie gefragt. Unter Abgabedruck litten hingegen Sektoren Kommunikationsdienste, Zyklischer Konsum sowie Energie.

Unternehmensberichte

Inficon konnte im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz um 15.9% auf USD 673.7 Mio. anheben. Im 4. Quartal 2023 konnte Inficon einen Rekordumsatz von USD 174.5 Mio. erwirtschaften, was einem Anstieg von 9.5% im Vergleich zur Vorjahresperiode entsprach. Organisch, d.h. ohne Fremdwährungseinflüsse lag der Anstieg bei 8.3%. Im Vergleich zum 3. Quartal lag der Umsatz 2.6% höher. Der operative Gewinn für das ganze Geschäftsjahr 2023 betrug USD 135.2 Mio., nach USD 111.6 Mio. im Geschäftsjahr 2022. Die entsprechende Marge kam bei 20.1% zu liegen, nachdem diese im Jahr 2022 bei 19.2% lag. Diese übertraf damit über die eigene Prognose von «ungefähr 19%". Der Reingewinn stieg um 20% auf USD 106.0 Mio. Inficon schaut überwiegend optimistisch in die kommenden Quartale. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung eine um CHF 2 höhere Dividende von CHF 20 pro Aktie vor. Das Management rechnet mit einem Umsatz im Bereich zwischen USD 650 Mio. bis USD 700 Mio. Die operative Gewinnmarge soll bei rund 20% zu liegen kommen. Die Umsatz- und Betriebsgewinnzahlen hatte Inficon bereits im Januar veröffentlicht. Mit dem weiteren Zahlenset traf das Messtechnikunternehmen in etwa die Markterwartungen.

Lindt & Sprüngli konnte 2023, wie bereits im Januar publiziert, ein 10.3% höheres organisches Umsatzwachstum auf CHF 5.2 Mrd. ausweisen. Dabei war das Volumen- und Mixwachstum entgegen dem rückläufigen weltweiten Schokoladenmarkt positiv. Während die Regionen Nordamerika und Rest der Welt ein zweistelliges organisches Umsatzwachstum vorlegen konnte, wies auch die umsatzstärkte Region Europa ein ansehnliches organisches Wachstum von 9.1% aus. Im Bereich Global Retail, der unter anderem die eigenen Shops und Onlineshops der Marken Lindt, Ghirardelli und Russel Stover beinhaltet, konnte das organische Wachstum um 16.5% zulegen. Der EBIT konnte um 9.2% auf CHF 813.1 Mio. gesteigert werden. Dies entspricht einer 60 Basispunkte höheren EBIT-Marge von 15.6%. Unter dem Strich stieg der Reingewinn um 17.8% auf CHF 671.4 Mio. an, was vor allem einem tieferen Steuerrate zuzuschreiben war. Die Dividende steigt um CHF 100 auf CHF 1’400 je Namenaktie bzw. um CHF 10 auf CHF 140 je Partizipationsschein. Lindt & Sprüngli erwartet aufgrund des deutlichen Kakaopreisanstiegs, weitere Preiserhöhungen in den Jahren 2024 und 2025. 2024 wird ein organisches Wachstum von 6% bis 8% sowie eine operative Margenverbesserung von 20 bis 40 Basispunkten angestrebt. Lindt & Sprüngli erfüllt mit der Dividende und der EBIT-Marge und übertrifft auf Stufe EBIT und Reingewinn die Markterwartungen.

VAT publizierte heute Morgen die Geschäftszahlen 2023. Wie bereits im Januar angekündigt, war der Auftragseingang um 43% rückläufig und betrug CHF 692 Mio. Der Umsatz sank um 23% auf CHF 885 Mio.. Insgesamt bekam der Vakuumventile-Hersteller im letzten Jahr den globalen Abschwung im Halbleitermarkt deutlich zu spüren. Im 4. Quartal 2023 verzeichnet VAT eine sich stabilisierende Nachfrage und verbuchte 45% mehr Aufträge als im 3. Quartal 2023. Im Vergleich zum 4. Quartal 2022 waren die Aufträge jedoch trotzdem um 5% rückläufig. Der Umsatz im 4. Quartal 2023 betrug CHF 222 Mio., was einem Rückgang von 24% im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA kam bei CHF 271 Mio. zu liegen. Dies liegt 32% unter dem Vorjahr. Die entsprechende Marge sank um 440 Basispunkte auf 30.6%. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 190 Mio., was einem Rückgang von 38% entspricht. Den Aktionären soll trotzdem eine unveränderte Dividende von CHF 6.25 je Aktie ausbezahlt werden. Für das laufende Jahr zeigt sich VAT zuversichtlicher. Für das 1. Quartal 2024 wird mit einem Umsatz von CHF 185 Mio. bis CHF 205 Mio. gerechnet. Für das ganze Jahr sollen bessere Marktbedingungen zu einem höheren Zahlen bei Umsatz, EBITDA sowie EBITDA-Marge, Reingewinn und freien Cashflow führen. Auf Stufe EBITDA konnten die Erwartungen etwa getroffen werden, beim Reingewinn übertraf VAT die Analystenschätzungen.

Wie bereits im Januar angekündigt, konnte das auf spitalinterne Kommunikation spezialisierte Technologieunternehmen Ascom im Geschäftsjahr 2023 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr mit CHF 297.3 Mio. in etwa halten. In Lokalwährungen resultierte ein Anstieg von 5.5%. Dies lag innerhalb der vom Management angepeilten Zielsetzungen. Allerdings wurde die Prognose erst im vergangenen Dezember wegen der sich verschlechternden Marktlage deutlich gesenkt. Auch den Betriebsgewinn (EBITDA) von CHF 30.1 Mio. (2022: CHF 23.9 Mio.) publizierte Ascom bereits im Januar. Der Anstieg war insbesondere auf ein verbessertes Kostenmanagement zurückzuführen. Die EBITDA-Marge stieg dadurch auf 10.1% von 8.0% im Geschäftsjahr 2022. Der heute publizierte Reingewinn kam bei CHF 17.4 Mio. zu liegen, nachdem dieser im Vorjahr CHF 11.0 Mio. betrug. Den Aktionären soll eine um 10 Rappen höhere Dividende von CHF 0.30 je Aktie ausgeschüttet werden. Für das laufende Jahr erwartet Ascom ein Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen im mittleren einstelligen Bereich und die EBITDA-Marge soll bei rund 11% zu liegen kommen. Zudem sah sich Ascom gezwungen, die Mittelfristziele zu reduzieren. Bis 2027 möchte das Unternehmen ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und eine EBITDA-Marge von rund 11% erzielen. Bis anhin wollte Ascom jährlich ein zweistelliges Umsatzwachstum erreichen. Mit dem präsentierten Reingewinn kann Ascom die Markterwartungen übertreffen.

dormakaba präsentierte heute Morgen die Zahlen zur ersten Hälfte des verschobenen Geschäftsjahres 2023/24. Der Schliesstechnikkonzern erzielte einen um 3% tieferen Umsatz von CHF 1.38 Mrd. Der Rückgang war auf einen negativen Währungseffekt zurückzuführen. Das organische Umsatzwachstum lag hingegen bei 3.9%, wovon 3.1% auf Preiserhöhungen zurückzuführen waren. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBITDA stieg um 8.7% auf CHF 200.7 Mio. an. Die entsprechende bereinigte Marge stieg um 160 Basispunkte auf 14.6%. Beide Geschäftsbereiche konnten zu diesem Anstieg beitragen. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von CHF 48.5 Mio., nachdem dieser im Vorjahr noch bei CHF 54.3 Mio. lag. Der Reingewinn ist mit CHF 25 Mio. aus Goodwill-Abschreibungen infolge Überarbeitung von Rechnungslegungsvorschriften belastet. Der freie Geldfluss verbesserte sich auf CHF 63.8 Mio., nachdem dieser im Vorjahr bei CHF 50.1 Mio. lag. An der Prognose für das Geschäftsjahr 2023/24 hält das Management fest. dormakaba geht weiterhin davon aus, dass das organische Wachstum im Rahmen des mittelfristigen Zielbereichs von 3% bis 5% liegen wird, und erwartet eine sequenzielle Verbesserung der Profitabilität über die  den Vorjahreswert von 13.5%. Mit dem präsentierten Zahlenset konnte dormakaba die Analystenerwartungen beim Umsatz und Reingewinn nicht ganz erreichen. Dagegen lag die operative Marge deutlich über den Erwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.209% DE: 2.389% CH: 0.674%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg gestern leicht. Der Wochenstart verlief aber mangels wichtiger Konjunkturdaten ruhig. Im Verlauf der Woche dürften die Kapitalmärkte neue Impulse erhalten. Am Mittwoch und Donnerstag tritt der US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem US-Kongress auf. Ausserdem wird am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. In der Eurozone liegt der Fokus diese Woche auf dem Zinsentscheid der EZB am Donnerstag.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8856
Euro in US-Dollar: 1.0846
Euro in Franken: 0.9607

Der Euro hat zum Wochenbeginn gegenüber den meisten G10-Währungen zugelegt. Gegenüber dem Schweizer Franken hat die Gemeinschaftswährung die Marke von 0.96 überstiegen. Noch Ende Januar notierte das EUR/CHF-Währungspaar bei 0.93. Der Euro zeigte seither eine Gegenbewegung zum starken Kursverlust über das Jahresende. Hinzu kommt, dass die rückläufige Inflation in der Schweiz Spekulationen auf baldige Zinssenkungen durch die SNB befeuert hat.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.28 pro Fass
Goldpreis: USD 2'117.25 pro Unze

Der Goldpreis kletterte gestern über die Marke von 2100 US-Dollar pro Feinunze. Der Preisanstieg ist zum einen auf eine gestiegene Nachfrage aus China zurückzuführen. Zum anderen stützt die Erwartung sinkender Zinsen im Verlauf des Jahres das zinslose Edelmetall. Der Ölpreis ist gestern gesunken. Am Sonntag haben die Mitglieder der OPEC+ entschieden, ihre Förderkürzungen bis Mitte des Jahres zu verlängern. Der Entscheid war vom Markt erwartet worden.

Wirtschaft und Konjunktur

Schweiz: Konsumentenpreise YoY (Februar)
letzter: 1.3%; erwartet: 1.1%; aktuell: 1.2%

Im Februar sind die Konsumentenpreise in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 1.2% gestiegen. Damit hat der Preisdruck erneut nachgelassen. Dazu haben insbesondere Importgüter (-1.0%) beigetragen, während die Teuerung im Inland (+1.9%) nur knapp im Zielband der SNB ist. Gesunken sind die Preise in den Bereichen Hausrat und laufende Haushaltsführung (-0.9%), Verkehr (-0.5%) und Gesundheitspflege (-0.4%). Dahingegen mussten Konsumierende unter anderem in Restaurants und Hotel (+2.1%) mehr bezahlen. Am stärksten verteuert hat sich der Bereich Wohnen und Energie, was hauptsächlich an den steigenden Mieten liegt.

China: Caixin PMI Services (Februar)
letztes: 52.7 erwartet: 52.9; aktuell: 52.5

Die gute Stimmung im chinesischen Dienstleistungssektor hält weiter an. Der Einkaufsmanager Index für den chinesischen Dienstleistungssektor ist im Februar leicht gesunken, verharrt aber deutlich in der Expansionszone. Die Probleme am chinesischen Immobiliensektor halten aber an und belasten die Wirtschaft erheblich. Trotzdem hat die chinesische Regierung angekündigt, das Wachstumsziel für dieses Jahr bei 5% zu belassen.