21. März 2024, Tägliche Marktsicht

US-Aktien reagieren positiv auf Fed-Zinsentscheid

Während sich die Kursbewegungen gestern an den europäischen Aktienmärkten in Grenzen hielten, reagierte der US-Aktienmarkt mit Kursavancen auf den abendlichen Zinsentscheid der US-Notenbank.

 Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.35%, SPI: +0.33%, SMIM: +0.11%

Der Schweizer Aktienmarkt kam nach dem schwachen Wochenauftakt gestern wieder etwas in Fahrt. Die Kursgewinne hielten sich vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der US-Notenbank aber in Grenzen. Der SMI eröffnete zunächst unter dem Vortagesschlusskurs, drehte dann aber im Laufe des Morgens in die Pluszone und schloss letztlich 0.4% höher. An der Tabellenspitze sprangen die Aktien von Lonza um 5.8% nach oben. Der Pharmazulieferer übernimmt in den USA eine Produktionsanlage der Roche-Tochter Genentech. Lonza bezahlt USD 1.2 Mrd. für das auf biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe spezialisierte Werk und plant zudem Investitionen von USD 500 Mio. in die Produktionsstätte. Als Folge der Übernahme, die im 2. Halbjahr 2024 abgeschlossen werden soll, hebt Lonza die Umsatzzielsetzung zwischen 2024 und 2028 von 11% bis 13% auf 12% bis 15% pro Jahr an. Von der Ankündigung profitierte auch der Aktienkurs von Roche, der um 0.8% anzog. Ansonsten gehörten im Leitindex mit Kühne + Nagel (+1.0%), Swiss Life (+1.2%), Sika (+1.3%), Holcim (+1.3%), und Geberit (+2.0%) vor allem konjunktursensitive Aktien zu den Gewinnern. Auf der Verliererseite standen neben der UBS (-0.9%) mit Alcon (-0.3%), Novartis (-0.7%) und Sonova (-0.3%) mehrere Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich. Am Ende des Tableaus verloren die Aktien von Richemont an Wert (-2.2%). Grund dafür waren Zahlen des französischen Luxusgüterkonzerns Kering, der wegen der schwachen Absatzentwicklung bei Gucci von einem tieferen Quartalsumsatz warnte. Im breiten Markt zogen die Aktien von Idorsia zwischenzeitlich um bis zu 18% an, nachdem der Biotechkonzern für den Blutdrucksenker Aprocitentan die US-Zulassung erhielt. Allerdings schmolzen die Kursgewinne im Tagesverlauf wieder mehrheitlich ab, da derzeit unklar ist, wie Idorsia das Medikament angesichts der prekären finanziellen Situation vermarkten kann. Die Aktien schlossen schliesslich noch 1.4% höher. Die Aktien von Meyer Burger handelten nach bewilligter Kapitalerhöhung erstmals ohne Bezugsrecht und schlossen 59.3% tiefer bei 1.54 Rappen pro Aktie.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.15%, DAX: +0.15%

Die europäischen Aktienmärkte kamen gestern nicht vom Fleck. Vor dem abendlichen Zinsentscheid des Fed und nach den jüngsten Kursavancen fehlten zur Wochenmitte etwas die Impulse. Der EuroStoxx50 schloss 0.2% tiefer, während der DAX mit einem Plus von 0.2% aus dem Handel ging. Unter Druck stand der französische CAC40, der 0.5% tiefer schloss. Dies war unter anderem auf das schwache Abschneiden von Kering zurückzuführen. Die Aktien des Luxusgüterkonzerns brachen nach der Umsatzwarnung um 11.9% ein. Darunter litt auch der Branchennachbar LVMH (-1.6%), der zusammen mit anderen europäischen Luxusgüteraktien in Sippenhaft genommen wurde. Aus Branchensicht gehörten entsprechend zyklische Konsumwerte zu den schwächsten Titeln. Ebenfalls unter Druck standen Aktien aus den Sektoren Energie, Basiskonsum und Finanzen. Gefragt waren hingegen neben konjunktursensitiven Bereichen wie Industrie und Grundstoffe auch Aktien aus den zinssensitiven Bereichen Versorger und Immobilien.

Aktienmärkte USA

DowJones: +1.03%, S&P500: +0.89%; Nasdaq: +1.25%

Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten mit weiteren Kursavancen auf den Zinsentscheid der US-Notenbank. Erwartungsgemäss hielt das Fed den Leitzins zum fünften Mal unverändert in der Spanne von 5.25% bis 5.5%. Die Marktteilnehmer gehen weiterhin von drei Zinssenkungen bis zum Jahresende aus. Der gestern publizierte «Dotplot», der die Zinserwartungen der Fed-Mitglieder abbildet, deutet ebenfalls auf drei Zinssenkungen für das laufende Jahr hin. Der DowJones kletterte um 1.0% nach oben, während der S&P500 um 0.9% anzog. Beim technologielastigen Nasdaq resultierte ein Plus von 1.3%. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von Intel im Fokus, nachdem der Halbleiterkonzern Fördermittel in Milliardenhöhe vom US-Handelsministerium zugesprochen erhielt. Den Aktien reagierten verhalten auf die Ankündigung und schlossen 0.4% höher. Etwas aufwärts ging es für die Aktien von Boeing. Der Flugzeugbauer erwartet für das 1. Quartal wegen den verschiedenen Qualitätsprobleme einen substanziellen Liquiditätsabfluss. Anscheinend waren die schlechten Nachrichten nach den jüngsten Negativschlagzeilen bereits erwartet worden, weshalb die Aktie 3.7% höher schloss. 

Unternehmensberichte

BMW lieferte im letzten Jahr 6.4% mehr Autos aus und steigerte den Umsatz auf EUR 155.4 Mrd. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT stieg um 32% auf EUR 18.5 Mrd. Die EBIT-Marge stieg auf 9.8% und lag damit am oberen Ende der mittelfristigen Zielbandbreite von 8% bis 10%. Wegen Neubewertungen von zuvor gehaltenen BBA-Anteilen sank der Reingewinn um 34.5% auf 12.2 Mrd. Den Aktionären wird eine Dividende von EUR pro Aktie vorgeschlagen, EUR 2.50 weniger als im letzten Jahr. Im laufenden Geschäftsjahr 2024 rechnet BMW erneut mit einer EBIT-Marge im Zielbereich von 8% bis 10%. Bei den Auto-Auslieferungen rechnet BMW mit einem Anstieg zwischen 1% und 5%. Der Hauptteil des Wachstums soll dabei weiterhin von den elektrisch angetriebenen Autos kommen. Das Ergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre

USA: 4.261% DE: 2.429% CH: 0.641%

Im Nachgang an den Zinsentscheid der US-Notenbank hat sich bei den längerfristigen Zinsen wenig geändert. Der 10-jährige US-Treasury notiert weiterhin bei rund 4.25%. Etwas mehr Bewegung ist bei den kurzfristigen Zinsen reingekommen. Hier korrigierte die Rendite des 2-jährigen Treasuries um knapp 15 Basispunkte. Die Marktteilnehmer waren leicht positiv überrascht, dass die US-Notenbankmitglieder weiterhin drei Zinssenkungen für dieses Jahr prognostizieren.  

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8854
Euro in US-Dollar: 1.0936
Euro in Franken: 0.9682

Der Euro hat gegenüber dem Schweizer Franken weiter Aufwertungstendenzen und notiert unterdessen noch knapp unter 0.97. Der heutige Zinsentscheid der SNB sowie insbesondere deren Inflationsprognosen dürften einen gewichtigen Einfluss über den weiteren Verlauf des EUR/CHF-Kurses haben. Für die SNB kommt die jüngste Entwicklung am Devisenmarkt gelegen, hat sie damit doch mehr Spielraum, ihre weiterhin hohen Devisenreserven abzubauen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 81.67 pro Fass
Goldpreis: USD 2'207.81 pro Unze

Der Goldpreis steigt erstmals in seiner Historie über die Marke von USD 2'200 pro Unze. Neben der strukturell hohen Nachfrage durch die Notenbanken dürften vor allem auch die Aussichten auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank dem gelben Metall Auftrieb verliehen haben. Im Nachgang an den gestrigen Fed-Notenbankentscheid hat der Goldpreis innert kurzer Zeit rund 3% zugelegt.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Notenbankentscheid (März)
letzter: 5.25-5.5%; erwartet: 5.25-5.5%; aktuell: 5.25-5.5%

Die US-Notenbank Fed hat an ihrer gestrigen Sitzung wie erwartet nichts an den Leitzinsen geändert. Sie hat zudem erneut mögliche Zinssenkungen noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Allerdings hat sie betont, dass die Inflation weiter auf einem zu hohen Niveau notiert und potenzielle Zinssenkungen immer auch unter diesem Aspekt betrachtet werden müssen. Wir gehen davon aus, dass die Fed in diesem Sommer zum ersten Mal die Zinsen senkt und dann noch weitere zwei Zinsschritte in diesem Jahr vornimmt.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich