16. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Temenos Aktie stürzt ab

Die Aktien von Temenos stürzten nach Anschuldigungen bezüglich Gewinnmanipulation und schweren Verstössen bei der Rechnungslegung vom Shortseller Hindenburg ab. Heute stehen die Unternehmensberichte von Sika, Swiss Re und DKSH im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.63%, SPI: +0.59%, SMIM: +0.07%

Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich gestern von der freundlichen Seite und schloss mit Kursgewinnen. Positive Vorgaben aus den USA und eine positive Reaktion der Aktienmärkte auf schwächer als erwartete US-Konjunkturdaten waren dafür verantwortlich. Die schwächere Industrieproduktion als auch die tiefer als erwarteten Detailhandelsumsätze schürten Hoffnungen auf wieder raschere Zinssenkungen der Fed. Von den 20 Blue Chips im SMI notierten 16 Werte mit positiven Vorzeichen. Der Luxusgüterkonzern Richemont stand mit einem Plus von 1.6% am Tabellenanfang. Dahinter folgte Nahrungsmittelmulti Nestlé (+1.3%). Die Pharmaschwergewichte notierten derweil uneinheitlich. Während Novartis (+0.2%) leichte Kursgewinne verzeichnete, gab Roche 0.1% nach. Lonza (-0.9%) stand am Tabellenende. Dahinter folgten Givaudan (-0.4%) und Kühne + Nagel (-0.2%). Unter den SLI-Werten stach die Privatbank Julius Bär mit einem Kursanstieg von 4.1% hervor. Für Aufruhr sorgte der Kursabsturz des Banksoftwareherstellers Temenos. Nachdem das amerikanische Investment-Unternehmen Hindenburg Research Temenos beschuldigte, ihre Gewinne zu manipulieren und auf starke Unregelmässigkeiten in der Rechnungslegung hinwies, stürzte die Aktie am Mittag um über 30% ein. Der Shortseller Hindenburg verwies dabei darauf, mit 25 ehemaligen Mitarbeitern von Temenos Gespräche diesbezüglich geführt zu haben. Die Aktie wurde kurz vor Börsenende vom Handel ausgesetzt. Temenos wies in einer Medienmitteilung die Vorwürfe zurück. Demnach enthalte der Bericht sachliche Ungenauigkeiten und analytische Fehler sowie falsche und irreführende Behauptungen. Die Aktie schloss letztlich 28.2% im Minus. Der Konzern wird wie geplant kommenden Montag die Geschäftszahlen vorlegen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.72%, DAX: +0.60%

Die europäischen Aktienmärkte setzten ihren Aufwärtstrend auch gestern fort. Positive Vorgaben aus den USA und gut aufgenommene Unternehmensberichte in Europa unterstützten. Mit einem Plus von 1.2% schloss der italienische FTSE MIB am stärksten, dahinter folgte der französische CAC40 (+0.9%) sowie der länderübergreifende EuroStoxx50 (+0.7%). Auf Sektorenebene waren die Bereiche Immobilien, Zyklischer Konsum und Industrie gefragt. Der Energiesektor schloss derweil als einziger Bereich mit negativem Vorzeichen. Am Tabellenanfang des französischen CAC40 stand der Autohersteller Renault, welcher nach einem besser als erwarteten Zahlenset um 6.5% avancierte.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.91% S&P500: +0.58%, Nasdaq: +0.30%

Die amerikanischen Aktienmärkte gewannen auch gestern wieder an Wert hinzu und notieren nur noch knapp unterhalb von ihren Höchstständen. Die schwächer als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten vermochten die Stimmung der Marktteilnehmer nicht zu trüben. Der US-Leitindex DowJones legte um 0.9% zu, während der marktbreite S&P500 um 0.6% höher schloss. Der technologielastige Nasdaq avancierte derweil um 0.3%. Auf Sektorenebene schwangen die Bereiche Energie, Immobilien und Grundstoffe obenaus. Unterdurchschnittlich schloss hingegen der Technologiesektor. Der Netzwerkausrüster Cisco (-2.4%) wies ein Zahlenset aus, das die Erwartungen verfehlte. Rückläufige Umsätze im Telekombereich und einen schwächer als erwarteten Umsatzausblick waren dafür verantwortlich. Alphabet verlor gestern 2.2%. Berichten zufolge soll der ChatGPT Eigner OpenAI eine Suchwebseite entwickeln, die mit der Suchmaschine von Google konkurrieren könnte.

Unternehmensberichte

Der Bauchemiekonzern Sika konnte, wie bereits im Januar angekündigt, ein Umsatzwachstum von 7.1% auf CHF 11.24 Mrd. erwirtschaften, entgegen der hohen Inflationsrate, einem höheren Zinsniveau und eines starken Schweizer Frankens. Dabei konnten alle Regionen zweistellig wachsen und Marktanteilsgewinne verzeichnen. In der Lokalwährung hätte das Wachstum gar 14.5% betragen. Angetrieben wurde das Umsatzwachstum vor allem durch die Übernahme von MBCC, die 13.3% zum Wachstum beitrug. Der Betriebsgewinn (EBIT) nahm derweil um 1.9% auf CHF 1.55 Mrd. ab, was einer 130 Basispunkte tieferen EBIT-Marge von 13.8% entspricht. Integrationskosten in Höhe von CHF 131.5 Mio. waren dafür verantwortlich. Unter dem Strich reduzierte sich der Reingewinn um 8.6% auf CHF 1.06 Mrd. Das Management schlägt der Generalversammlung eine 10 Rappen höhere Dividende von CHF 3.30 je Aktie vor. Zudem erwartet der Konzern für 2024 ein Umsatzwachstum in Lokalwährung zwischen 6% bis 9% und ein überproportionales Ansteigen des EBITDA. Die Mittelfristziele werden indes bestätigt. Das Zahlenset fällt in etwa in den Erwartungen aus.

Der Rückversicherer Swiss Re konnte 2023 einen Reingewinn von USD 3.2 Mrd. ausweisen nach USD 472 Mio. im Vorjahr. Die Eigenkapitalrendite (RoE) lag bei 22.3% nach 2.6% im Vorjahr. Verbesserte Margen unterstützten das Ergebnis. Zudem führten höhere Zinsen zu einem Anstieg der Kapitalerträge. Die Prämien- und Gebühreneinnahmen stiegen um 4.4% auf USD 45 Mrd. Die Sach- und Haftpflichtrückversicherungen wiesen einen Reingewinn von USD 1.9 Mrd. aus. Der Schaden-Kosten-Satz belief sich in dieser Sparte auf 94.8%. Dabei konnte das Prämienvolumen um 9% erhöht werden, während auch Preiserhöhungen von 9% getätigt wurden. Im Lebengeschäft erzielte der Konzern einen Reingewinn von USD 976 Mio. nach USD 416 Mio. im Vorjahr und lag damit über der eigenen Zielsetzung von USD 900 Mio. Der Generalsversammlung wird eine Dividendenerhöhungen um USD 0.40 auf USD 6.80 je Aktie vorgeschlagen. Swiss Re bestätigt die Jahresziele. Fürs 2024 setzt sich Swiss Re einen Reingewinn von mehr als USD 3.6 Mrd. zum Ziel. Der Schaden-Kosten-Satz in der Sparte Sach- und Haftpflichtrückversicherungen soll unter 87% sinken. Mit dem vorliegenden Zahlenkranz erfüllt Swiss Re die Markterwartungen.

Der Südostasien Marktexpansionsdienstleister DKSH musste 2023 einen Umsatzrückgang von 2.2% auf CHF 11.07 Mrd. hinnehmen, was dem starken Schweizer Franken zuzuschreiben war. Zu konstanten Wechselkursen hätte das Umsatzwachstum 5.3% betragen. Das organische Wachstum belief sich auf 3.2%. Aufgrund des starken Schweizer Frankens musste DKSH in den Sparten Konsumgüter, Healthcare und Spezialrohstoffe einen Umsatzrückgang verzeichnen. Die Technologiesparte konnte hingegen als einziger Bereich ein Plus verzeichnen. Der EBIT reduzierte sich um 4.2% auf CHF 305.9 Mio., dies entspricht einer EBIT-Marge von 2.8%. Unter dem Strich blieb ein 8.5% tieferer Reingewinn von CHF 189.0 Mio. Der Generalversammlung wird eine 10 Rappen höhere Dividende von CHF 2.24 je Aktie vorgeschlagen. Zu konstanten Wechselkursen soll der Umsatz 2024 stärker als das BIP wachsen. Zusätzlich soll der Kern-EBIT zu konstanten Wechselkursen höher zu liegen als 2023. DKSH kündigte zudem fürs 2. Halbjahr 2024 einen Kapitalmarkttag an. Das Zahlenset erfüllt die Erwartungen in etwa, einzig beim EBIT und Reingewinn liegt DKSH unter den Markterwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.256% DE 2.357% CH: 0.783%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe bewegte sich gestern im Grossen und Ganzen seitwärts. Erfreuliche und enttäuschend ausgefallene Konjunkturdaten hielten sich die Waage und vermochten die Zinsen nicht in eine klare Richtung zu drängen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8811
Euro in US-Dollar: 1.0760
Euro in Franken: 0.9481

Der US-Dollar geriet nach der Publikation der neusten Zahlen zu den Detailhandelsumsätzen und der Industrieproduktion gegenüber sämtlichen G10-Währungen etwas unter Druck. Ein Teil der Verluste konnte jedoch spätabends und heute Morgen bereits wieder aufgeholt werden, so dass der Greenback mittlerweile nur noch leicht tiefer notiert.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.10 pro Fass
Goldpreis: USD 2'003.80 pro Unze

Der Ölpreis profitierte am gestrigen Handelstag vom schwächeren US-Dollar und legte zeitweise um über 2 US-Dollar pro Fass zu. Dies obwohl die Internationale Energieagentur (IEA) ihre neusten Prognosen gestern deutlich zurückschraubte. Gemäss IEA wird sich das Wachstum der globalen Rohöl-Nachfrage 2024 spürbar abschwächen. So sei lediglich noch mit einem Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 1.2 Millionen Fass pro Tag zu rechnen und entsprechend nur noch etwa halb so stark ausfallen wie im vergangenen Jahr.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Detailhandelsumsätze MoM (Jan.)
letzter: 0.4%; erwartet: -0.2%; aktuell: -0.8%

Der Umsatz im US-Detailhandel ist zu Jahresbeginn gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0.8% und damit deutlich stärker als erwartet eingebrochen. Ohne die volatilen Autoverkäufe fiel der Umsatz um 0.6%. Angestiegen ist der Umsatz insbesondere im Bereich Möbel (+1.5%), weniger ausgegeben wurde unter anderem für Baumaterialien (-4.1%). Die Detailhandelsumsätze gelten als Indikator für den privaten Konsum, welcher in den USA als wichtige Stütze für die Wirtschaft gilt.

USA: Industrieproduktion MoM (Jan.)
letzter: 0.0%; erwartet: 0.2%; aktuell: -0.1%

Die Industrieproduktion in den USA ist im Januar entgegen den Erwartungen wieder etwas zurückgeglitten. Nachdem die Industrieproduktion im Dezember stagnierte, nahm sie im Januar um 0.1% ab. Die Kapazitätsauslastung in der US-Industrie lag im Januar bei 78.5% und damit ebenfalls leicht unter dem Niveau des Vormonates.

USA: Philadelphia Fed Geschäftsklima (Feb.)
letzte: -10.6; erwartet: -8.1; aktuell: +5.2

Der gestern veröffentlichte Geschäftsklimaindex der Philadelphia Fed, welcher die Aktivität im Industriesektor misst, hat sich gegenüber dem Vormonat deutlich verbessert. Zwar liegen die beiden wichtigen Subindizes «Offene Aufträge» und «Auftragseingang» weiterhin im negativen Bereich, sie haben sich jedoch gegenüber dem Vormonat deutlich verbessert.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich