02. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Roche stand nach Zahlen auf der Verkaufsliste

Gestern nach Börsenschluss präsentierten die US-Schwergewichte Apple und Amazon ihre Quartalzahlen.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -1.05%, SPI: -0.84%, SMIM: -0.10%

Der Schweizer Aktienmarkt startete mit Kursverlusten in den gestrigen Börsentag und konnte diese bis am Abend nicht abschütteln. Der Leitindex SMI ging schlussendlich 1.1% tiefer aus dem Handel. Neben negativen Vorgaben aus den USA drückte insbesondere die Zahlenvorlage des Index-Schwergewichts Roche auf die Stimmung der Anleger. Der Pharmariese verfehlte mit den präsentierten Geschäftszahlen 2023 die Analystenerwartungen und muss damit erneut einen Dämpfer hinnehmen. Die Aktien von Roche gingen mit einem Minus von 5.7% aus dem Handel. Dagegen profitierten die Aktien der Konkurrentin Novartis (+1.3%), nachdem diese am Vortag nach Zahlenpublikation unter Druck geraten waren. An der Spitze des SMI stand gestern jedoch ABB, die nach Zahlenvorlage 1.7% zulegen konnte. Der Industriekonzern steigerte im 4. Quartal 2023 den Betriebsgewinn sowie die Marge. Ausserdem soll die Dividende erhöht werden und weitere Aktienrückkäufe aufgelegt werden. Zulegen konnten gestern auch Lonza (+0.7%), Sonova (+0.5%) sowie Givaudan (+0.2%). Partners Group beendete den Tag unverändert. Unter deutlichen Abgaben litten die Titel von UBS, die 3.4% tiefer schlossen, gefolgt von Holcim, Zurich Insurance, Swisscom, Swiss Re, Swiss Life sowie Kühne + Nagel, die alle Abgaben zwischen 1.2% und 1.6% hinnehmen mussten. Auf dem breiten Markt zogen die Aktien von Julius Bär viel Fokus auf sich, nachdem die Bank bei der Zahlenvorlage ankündigte, die Kredite an Signa vollständig abzuschreiben. Zudem kündigte CEO Philipp Rickenbacher seinen Rücktritt an. Die Aktie schloss 0.9% höher, blieb damit allerdings deutlich hinter dem Tageshoch zurück. Die Papiere von Sandoz (-4.0%) gaben gestern ohne nennenswerte Neuigkeiten deutlich nach. Seit Börsenstart im vergangenen Oktober zeigen sich die Aktien des Generikaherstellers sehr volatil. Aufgefallen ist auch Comet (+2.3%). Das Technologieunternehmen präsentierte gestern die Geschäftszahlen 2023, in welchem es wie erwartet einen deutlichen Umsatzrückgang von 32% auf CHF 397.5 Mio. hinnehmen musste. Der Rückgang war insbesondere auf die Schwäche im Halbleitermarkt zurückzuführen. Die operative Gewinnmarge auf Stufe EBITDA fiel auf 11.3% zurück, nachdem diese im Vorjahr noch bei 20.3% lag. Das Management rechnet jedoch damit, dass im laufenden Jahr die Geschäfte wieder besser laufen werden, was der Aktie Aufwind gab. Die endgültigen Zahlen sowie einen detaillierteren Ausblick wird Comet am 4. März 2024 präsentieren.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.21%, DAX: -0.26%

Die wichtigsten europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern von der zurückhaltenden Seite. Die deutlichsten Abgaben hatte der französische CAC40 (-0.9%) sowie der spanische IBEX35 (-0.6%) hinzunehmen, während diese beim länderübergreifenden EuroStoxx50 (-0.2%) sowie dem britischen FTSE100 (-0.1%) moderater ausfielen. Auf Sektorenebene zeigten sich die Branchen Energie, Technologie, Industrie sowie Zyklischer Konsum von der positiven Seite. Unterdurchschnittlich notierten hingegen zinssensitive Sektoren wie Immobilien, Finanzen und Versorger. Bei den Einzelwerten fielen die Bankaktien der französischen BNP Paribas (-9.0%) sowie der niederländischen ING (-6.3%) nach schlechter als erwarteten Zahlen auf. Zudem enttäuschte bei beiden Banken der Ausblick. Positiv überraschte hingegen Shell (+2.4%), die mit ihren Geschäftszahlen 2023 über den Erwartungen lag.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.97% S&P500: +1.25%, Nasdaq: +1.30%

Die amerikanischen Aktienmärkte starteten gestern verhalten in den Börsentag, legten im Tagesverlauf immer mehr zu und schlossen deutlich im Positiven. Der DowJones konnte die am Vortag zeitweise erzielte Rekordmarke von 38'500 Punkte erneut überschreiten und schloss bei 38'520 Punkten, was einem Anstieg von 1.0% entspricht. Die Kursentwicklung vom S&P500 und Nasdaq zeigten eine Erholung gegenüber den erlittenen Verlusten zur Wochenmitte und schlossen je 1.3% höher als am Vortag. Die Marktreaktion lässt darauf schliessen, dass die Ankündigung des Fed-Chefs Jerome Powell vom Mittwoch über die Beibehaltung der Leitzinsen im März bereits vollständig verdaut wurde. Heute Freitag steht die Publikation der monatliche US-Arbeitsbericht auf der Agenda.

Unter den Einzeltiteln büsste Qualcomm nach Präsentation der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr 2023 5.0% an Wert ein. Trotz Zahlen im Bereich der Erwartungen und einem positiv gestimmten Ausblick für die kommenden Jahre notierten die Valoren des Chipkonzerns deutlich tiefer als am Vortag.

Unternehmensberichte

Apple präsentierte gestern nachbörslich die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsquartal. Der Umsatz konnte nach vier Quartalen mit Rückgängen erstmals mit einem Plus von 2% wieder gesteigert werden und befindet sich nun auf USD 119.6 Mrd. Dies, trotz rückläufigen Umsätzen in China, Hongkong und Taiwan, die 13% schrumpften. Das Weihnachtsquartal bescherte Apple dank starker Nachfrage nach iPhones einen Reingewinn von USD 33.9 Mrd. und widerspiegelt ebenfalls ein Wachstum von 13% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Gemäss Berechnungen von Experten konnte Apple nun Samsung als grössten Smartphone-Anbieter ablösen. Während die iPhone-Absätze die Erwartungen der Analysten übertrafen, fielen dagegen die Verkäufe von Dienstleistungsgeschäften, Mac-Computer und iPads tiefer aus als angenommen. Im Ausblick für das kommende Quartal äusserte sich Apple vorsichtig. Wegen einer Produktionspause des iPhone 14 Pro im Vergleichsquartal könnten laut Aussagen des CFO allerdings zusätzliche Umsätze von USD 5.0 Mrd. realisiert werden. Der Markt reagierte insgesamt negativ auf die vorgelegten Zahlen und die Aktie verlor nachbörslich 2.9%.

Amazon legte ebenfalls den Zahlenkranz zum abgelaufenen 4. Quartal vor. In den Quartalszahlen verzeichnete Amazon eine deutliche Steigerung sowohl beim Umsatz als auch beim Reingewinn. Die Haupttreiber dieser Steigerungen sind im Handelsgeschäft und in der Cloud-Sparte festzumachen. Der Gesamtumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr beeindruckende 14% und befindet sich neu auf USD 170.0 Mrd. bei einem Reingewinn von USD 10.6 Mrd. Die Cloud-Sparte erzielte ein Umsatzwachstum von 13%, was einem Umsatz von USD 24.2 Mrd. entspricht. Die Anleger werteten die Zahlen insgesamt als sehr positiv. Die Aktie stieg nachbörslich um 7.1%.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 3.884%; DE: 2.144%; CH: 0.709%

Die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury notiert erneut tiefer. Die Marktteilnehmer erwarten weiterhin relativ viele Zinssenkungen der US-Notenbank in diesem Jahr, auch wenn Fed-Präsident Jerome Powell an der Pressekonferenz am Mittwoch klare Worte fand und einen weiteren Rückzug der Inflation sehen möchte. Zudem ist die US-Wirtschaft weiterhin robust unterwegs, obgleich das Zinsniveau relativ hoch ist.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8574
Euro in US-Dollar: 1.0878
Euro in Franken: 0.9327

Die US-Notenbank hat am Mittwoch die Erwartungen auf rasche Zinssenkungen gedämpft. Die Aussichten, dass die Zinsen in den USA länger als bisher vom Markt erwartet auf dem aktuellen Niveau verbleiben werden, gaben dem US-Dollar jüngst Rückenwind. In den letzten Tagen hat er gegenüber dem Euro rund 1% zugelegt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 74.02 pro Fass
Goldpreis: USD 2'054.60 pro Unze

Der Ölpreis der Sorte WTI hat jüngst deutlich nachgelassen. Dies, obgleich die Spannungen im Nahen Osten weiter zunehmen und die OPEC+ -Staaten weitere Förderkürzungen anvisieren. Der Rückgang dürfte eng mit der globalen Abkühlung der Wirtschaft zusammenhängen, insbesondere China. Gleichzeitig zeigen sich die US-Erdöllager weiter gut gefüllt.

Wirtschaft und Konjunktur

Eurozone: Inflation (Januar, YoY)
letzte: 2.9%; erwartet: 2.7%; aktuell: 2.8%

Die Inflationsentwicklung in der Eurozone hat sich weiter verlangsamt, notiert aber weiterhin über dem Zielband der EZB. Auf Monatsbasis sind die Preise um 0.4% zurückgekommen. Auch die Kerninflation, d.h. die Preisentwicklung ohne Nahrungsmittel und Energie, ist leicht zurückgeglitten. Diese notiert mit 3.3% aber immer noch deutlich zu hoch. Entsprechend wird die EZB vorerst noch zurückhaltend mit Zinssenkungen bleiben.

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
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Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
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Anja Felder

Finanzanalystin
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