22. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Nvidia übertrifft dank KI-Boom die Erwartungen

Nvidia hat gestern bei der Präsentation der Zahlen die bereits hohen Erwartungen übertroffen. In der Schweiz liegt der Fokus heute auf den Zahlen von Nestlé, Zurich Insurance, Cembra und Sulzer.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.25%, SPI: -0.23%, SMIM: -0.31%

Der Schweizer Aktienmarkt startete gestern mit Kursverlusten in den Handel. In einem von Zurückhaltung geprägten Handelsumfeld hielten sich die Kursausschläge danach in Grenzen und der SMI schloss schliesslich 0.3% tiefer. Gebremst wurde der Leitindex unter anderem vom schwachen Abschneiden der drei Index-Schwergewichte. Nestlé (-0.5%), Roche (-0.6%) und Novartis (-0.8%) gehörten ohne nennenswerte Neuigkeiten zu den schwächeren grosskapitalisierten Werten. Ebenfalls leicht unter Druck standen die Aktien von Givaudan (-0.4%), die nach einem schwachen Zahlenset und einem vorsichtigen Ausblick des Konkurrenten IFF in Sippenhaft genommen wurden. Das Schlusslicht Richemont gab ohne grössere Neuigkeiten 1.3% nach. Auf der Gegenseite gehörten mit Geberit (+0.6%), Sika (+1.1%), Kühne + Nagel (+1.4%) und Holcim (+1.4%) vor allem Wachstumswerte zu den Gewinnern. Zurich Insurance legte vor der heutigen Vorlage der Jahreszahlen um 0.7% zu. Im breiten Markt setzten von OC Oerlikon ihren Erholungskurs einen Tag nach der Zahlenvorlage mit Vollgas fort und schlossen 8.0% höher. Für Fantasien sorgt beim Industriekonzern vor allem die Absicht, das kriselnde Geschäft mit Chemiefasern mittelfristig abzuspalten und den Fokus zukünftig ausschliesslich auf das profitablere Oberflächengeschäft zu richten. Die Aktien des Pharma-Zulieferers Siegfried (+2.0%) erholten sich nach der mit Gewinnmitnahmen quittierten Zahlenvorlage vom Dienstag wieder etwas.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.32%, DAX: +0.29%

An den meisten europäischen Aktienmärkten blieben die Anleger gestern in Deckung. Im Vorfeld der Veröffentlichung des US-Notenbankprotokolls und der mit Spannung erwarteten Quartalszahlen des Technologiegiganten Nvidia kam keine richtige Kaufstimmung auf. Der EuroStoxx50 und der DAX beendeten den Handelstag jeweils 0.3% höher. Deutlich stärker fielen die Kursavancen beim italienischen FTSE MIB (+1.0%) und beim spanischen IBEX35 (+0.7%) aus. Die südeuropäischen Handelsplätze wurden unter anderem von starken Energie- und Versorgerwerten angetrieben. In die andere Richtung ging es für den FTSE100, der 0.7% tiefer schloss. Der britische Leitindex litt unter anderem unter dem Kursrückgang von HSBC. Die britische Grossbank verfehlte mit ihrem Zahlenset die Erwartungen und blieb auch mit beim vorsichtigen Ausblick und der vorgeschlagenen Dividende hinter den Analystenerwartungen zurück. Die Aktie sackte um 8.4% ab.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.13%, S&P500: +0.13%; Nasdaq: -0.32

Die amerikanischen Aktienmärkte kamen gestern vor der wichtigen Veröffentlichung der Quartalszahlen von Nvidia ebenfalls kaum vom Fleck. Auch das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung brachte keine Impulse. Der DowJones und der S&P500 drehten kurz vor Handelsschluss noch ins Plus und schlossen jeweils 0.1% höher. Der technologielastige Nasdaq schloss 0.3% tiefer. Im Fokus standen unter anderem die Aktien von IFF. Der Konkurrent von Givaudan verfehlte mit seinem Zahlenset und einem vorsichtigen Ausblick die Analystenerwartungen, worauf die Aktie 6.4% zurückfiel. Die Aktien von Palo Alto brachen um 28.4% ein, nachdem das auf Cybersicherheit spezialisierte Unternehmen bei seinen Jahreszielen zurückbuchstabieren musste.

Unternehmensberichte

Nestlé legte heute Morgen die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 vor. Der Nahrungsmittelkonzern musste beim Umsatz einen Rückgang von 1.5% auf CHF 93.0 Mrd. vermelden. Geschuldet war der Rückgang vor allem dem starken CHF, der das Ergebnis mit 7.8% belastete. Organisch, also bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte, erreichte das Unternehmen ein Wachstum von 7.2%. Preisanpassungen trugen 7.5% zum Wachstum bei, während die Verkaufsvolumen um 0.3% abnahmen. Nach den abnehmenden Volumen in den ersten drei Quartalen drehte das Volumenwachstum im 4. Quartal ins Plus. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT verringerte sich um 0.3% auf CHF 16.1 Mrd. Weil der Rückgang weniger stark ausfiel als beim Umsatz, verbesserte sich die EBIT-Marge im Vorjahresvergleich um 20 Basispunkte auf 17.3%. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein um 20.9% höherer Reingewinn von CHF 11.2 Mrd. Im Vorjahr war das Ergebnis allerdings von ausserordentlichen Wertberichtigungen über CHF 2.7 Mrd. belastet gewesen. Der Generalversammlung wird eine Dividende von CHF 3 pro Aktie vorgeschlagen, 5 Rappen höher als im letzten Jahr. Für das laufende Geschäftsjahr 2024 rechnet Nestlé mit einem Umsatzwachstum von rund 4%, während die operative Marge leicht höher prognostiziert wird als in diesem Jahr. Die Mittelfristziele wurden bestätigt. Das Zahlenset und der Ausblick fallen etwas schwächer aus als die Analystenerwartungen.

Zurich Insurance steigerte den operativen Betriebsgewinn 2023 um 21% auf USD 7.38 Mrd. Die Rendite auf das Eigenkapital der Versicherungsgruppe stieg damit auf einen neuen Rekordwert von 23.1%. Sämtliche Geschäftsbereiche trugen zum Gewinnanstieg bei. Im Sachversicherungsbereich nahm der Betriebsgewinn auf vergleichbarer Basis um 10% auf USD 3.9 Mrd. zu, während der Ertrag im Lebensversicherungsgeschäft um 55% auf USD 2.1 Mrd. anstieg. Das auf den US-Landwirtschaftsbereich ausgerichtete Segment Farmers steigerte den Betriebsgewinn um 10% auf USD 2.3 Mrd. Unter dem Strich verblieb ein um 10% gestiegener Reingewinn von USD 4.35 Mrd. Der GV wird eine Dividende von CHF 26 pro Aktie vorgeschlagen, CHF 2 höher als im Vorjahr. Zusätzlich plant der Konzern, eigene Aktien im Umfang von USD 1.1 Mrd. zurückzukaufen. Die Mittelfristzielsetzung bis 2025 wird leicht angehoben. Neu rechnet das Management zwischen 2023 und 2025 mit einem Gewinnwachstum von 10% (zuvor: 8%). Das Zahlenset fällt beim Betriebsgewinn besser aus als erwartet, verfehlt die Analystenschätzungen hingegen beim Reingewinn. 

Cembra musste im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 Gewinnrückgang von 7% auf CHF 158 Mio. hinnehmen. Höhere Erträge aus dem Kommissions- und Gebührengeschäft wurde dabei von einem tieferen Nettozinsertrag und strategischen Investitionen überkompensiert. Die Nettoforderungen des Unternehmens stiegen um 3% auf CHF 6.7 Mrd. Die Tier 1-Kapitalquote verringerte sich um 8 Basispunkte auf 17.2%, blieb damit aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Eigenkapitalrendite belief sich auf 12.5% und blieb damit unter der angestrebten Zielbandbreite von 13% bis 14%. Der GV wir eine um 4 Rappen höherer Dividende von CHF 4.0 pro Aktie vorgeschlagen. Im laufenden Jahr 2024 rechnet Cembra mit einem Anstieg des Reingewinns und einer Eigenkapitalrendite zwischen 13% bis 14%. Die Mittelfristzielsetzung bis 2026 wurde bestätigt. Das Zahlenset fällt etwas besser aus als erwartet.

Sulzer steigerte den Umsatz 2023 auf organischer Basis, also bereinigt um Währungseinflüsse und Portfolioveränderungen, um 13.2% auf USD 3.3 Mrd. Der Auftragseingang nahm organisch um 13.9% auf CHF 3.6 Mrd. zu. Alle drei Geschäftsbereiche trugen mit zweistelligen Umsatz- und Auftragswachstumsraten zum starken Wachstum bei. Der operative Gewinn auf Stufe EBITA erhöhte sich um 25.3% auf CHF 366 Mio. Damit verbesserte sich die Marge um 110 Basispunkte auf 11.1%. Unter dem Strich verblieb dem Industriekonzern ein adjustierter Reingewinn von CHF 257.9 Mio., 33.4% höher als im Vorjahr. Der GV wird eine Erhöhung der Dividende um 15 Rappen auf CHF 3.75 pro Aktie vorgeschlagen. Mit Blick auf 2024 rechnet das Management mit einem Wachstum beim Auftragseingang zwischen 2% bis 5%. Das Umsatzwachstum wird bei 6% bis 9% erwartet, während die EBITA-Marge auf 12% steigen soll. Das Zahlenset bleibt bei Umsatz und Auftragseingang leicht unter den Erwartungen, übertrifft sie aber auf Stufe Profitabilität.

Nvidia steigerte den Umsatz im abgelaufenen 4. Quartal 2023/24 um 265% auf USD 22.1 Mrd. und übertraf damit die Analystenerwartungen, die von einem Umsatz von USD 20.4 Mrd. gerechnet hatten. Haupttreiber des enormen Anstiegs war das Geschäft mit Technik für Rechenzentren, das von der explodierenden Nachfrage nach KI-Chips profitierte. Der Quartalsgewinn sprang von USD 1.4 Mrd. im Vorjahr auf USD 12.3 Mrd. nach oben. Für das laufende 1. Quartal 2024/25 stellt der Konzern einen Umsatz von rund USD 24 Mrd. in Aussicht. Auch die Quartalsprognose liegt deutlich über den Analystenschätzungen, die von USD 22 Mrd. ausgegangen waren. Die Aktie legte nachbörslich rund 8% zu.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.305% DE: 2.445% CH: 0.804%

Die längerfristigen US-Zinsen zeigen nach wie vor eine steigende Tendenz an. Hauptgrund der jüngsten Anpassung nach oben dürfte die vorsichtigere Haltung der Investoren bezüglich potenzieller Zinssenkungen der US-Notenbank sein. Aufgrund der weiterhin robusten wirtschaftlichen Entwicklung sowie der hartnäckigen Kerninflationsrate wird die US-Notenbank sich mit Zinssenkungen Zeit lassen. Diese Einsicht scheint sich im Markt langsam, aber sicher durchzusetzen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8774
Euro in US-Dollar: 1.0839
Euro in Franken: 0.9505

Der Euro hat seinen jüngsten Höhenflug gegenüber dem Schweizer Franken vorerst nicht fortgesetzt, verharrt aber klar über der Grenze von 0.95. Im Fokus werden heute die neuesten Wirtschaftsdaten für Februar sein. Insbesondere der Einkaufsmanagerindex, welcher eine erste Indikation über die aktuelle Lage der Wirtschaft gibt, wird heute publiziert. Kommen die Daten gut herein, dürfte dies den Euro stützen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.18 pro Fass
Goldpreis: USD 2'029.26 pro Unze

Der Ölpreis notiert weiterhin auf einem hohen Niveau, wenn auch unter 80 US-Dollar das Fass. Haupttreiber des Preises bleiben die Spannungen im Nahen Osten. Für Entspannung haben die jüngst publizierten Lagerbestände in den USA gesorgt. Diese sind angestiegen und entsprechend ist aktuell wieder mehr Rohöl auf dem Markt verfügbar, was die Preise in Schach hält.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine relevanten Wirtschaftsdaten publiziert.

Heute werden die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone sowie den USA publiziert. In den USA werden Werte von deutlich über 50 erwartet (Services: 52.3, Industrie: 50.7), was auf eine weiter expansive Wirtschaftsentwicklung hindeutet. In der Eurozone wird eine leichte Verbesserung der noch tiefen Werte erwartet (Services: 48.8, Industrie: 47.0). Werte unter 50 deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft weiter verschlechtert.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich