04. März 2024, Tägliche Marktsicht

Indexierung entbindet nicht vom Denken

Die Diskussion, ob sich aktives Portfoliomanagement lohnt, oder ob das passive Abbilden von Marktindizes die zielführende Strategie ist, nimmt teilweise fast religiöse Züge an. Dabei haben beide Ausrichtungen ihre Vor- und Nachteile.

Im Fokus

Die Diskussion, ob sich aktives Portfoliomanagement lohnt, oder ob das passive Abbilden von Marktindizes die zielführende Strategie ist, nimmt teilweise fast religiöse Züge an. Dabei haben beide Ausrichtungen ihre Vor- und Nachteile. Jeder Anleger muss für sich bestimmen, was zu ihm passt. Unabhängig von der Wahl, wie die Anlagestrategie umgesetzt werden soll, muss man jedoch die Treiber und Risiken im Portfolio kennen. Bei einer passiven Umsetzung besteht die Gefahr, dass man diese Aufgabe dem «Index» überträgt und sich in einer gefährlichen Sicherheit fühlt.

Dass Aktienindizes Klumpenrisiken beinhalten können, ist für Schweizer Investoren nicht überraschend. Ein ETF auf den Swiss Performance Index ist eine grosse Wette auf die Aktien von Nestlé, Roche und Novartis und auf den Pharmasektor. Die drei Schwergewichte machen zusammen 40% des SPI aus. Wer den vor allem bei Pensionskassen beliebten MSCI World abbildet, sollte sich aber auch ein paar Gedanken dazu machen, was er sich ins Portfolio holt. Da ist zum einen das Gewicht der amerikanischen Aktien von knapp 70% und damit nicht nur die Risiken des amerikanischen Aktienmarktes, sondern auch das Währungsrisiko des US-Dollars. Dazu kommt das zunehmende Klumpenrisiko der Technologieaktien. Das Gewicht des Tech-Sektors ist seit 2019 im Zuge des Tech-Booms und des KI-Hypes im MSCI World von 17% auf 24% gestiegen. Die bekannten sieben grossen Tech-Konzerne, welche die Performance an den Aktienmärkten momentan treiben, machen zusammen einen Fünftel des Gewichts aus. So kann man investiert sein, muss es aber wissen und bewusst wollen. Noch grösser wird das Klumpenrisiko gegenüber den Technologieaktien, wenn man sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreibt und den MSCI ESG Leaders Index abbildet. Ein ETF auf diesen Index besteht zu 20% aus den drei Aktien von Microsoft, Nvidia und Alphabet.

Die möglichen Klumpenrisiken zu beachten, genügt aber nicht. Vielmehr sollte man auch wissen, in welchem Marktumfeld sich das eingekaufte Indexprodukt wie verhält. Das Abbilden eines kapitalgewichteten Aktienindex ist im Kern eine Mischung zwischen einer Momentum-Strategie und einer Trend-Following-Strategie. Die Aktien, die überdurchschnittlich gut laufen, werden zunehmend stärker gewichtet. Diejenigen mit überdurchschnittlich fallenden Kursen verlieren an Wichtigkeit im Portfolio. Solange sich ihr positiver oder negativer Trend fortsetzt, ist das für die Performance gut. Bei einer Trendumkehr ist die Wahrscheinlichkeit aber gross, dass die High-Flyer überdurchschnittlich stark korrigieren oder die Fallen Angels sich überdurchschnittlich stark erholen. Gegenüber dem Benchmark, dem Index selbst, verliert man dabei nichts. Das ist aber nur Augenwischerei, weil in der Realität die absolute Performance schlechter ausgefallen ist als sie sollte. In einem Marktumfeld ohne Trend ist das Indexieren eines marktüblichen Aktienindex eine suboptimale Strategie. Das Gegenteil ist eine konsequente Rebalancing-Strategie, beispielsweise über einen Aktienindex, in welchem alle Titel gleichgewichtet sind. Dieser profitiert bei einem stetigen Auf und Ab an der Börse, während bei einem langanhaltenden Trend nach oben oder nach unten die Performance schlechter ausfällt. Die guten Aktien werden systematisch zu früh verkauft und die schlechten zu früh gekauft.

Die perfekte Strategie an den Aktienmärkten gibt es nicht. Darum sind ein paar Grundregeln für den Anlageerfolg entscheidend. Diversifikation ist auf Dauer die für den Erfolg notwendige Basis. Das zu kommt, dass man bewusst entscheidet und weiss, auf was man sich in welchem Marktumfeld einlässt. Dann sind die Überraschungen und das Enttäuschungspotenzial begrenzt.

Konjunkturtalk der SGKB

Der Abwärtstrend in der Ostschweizer Wirtschaft konnte weitgehend aufgefangen werden. Der Binnenmarkt weist weniger starke Bremsspuren auf als zuletzt befürchtet und Teile der Industrie zeigen Anzeichen einer Erholung. Wie sie zu dieser Einschätzung gelangen, erläutern unsere Konjunkturexperten Beat Schiffhauer und Céline Koster im «Konjunkturtalk» der St.Galler Kantonalbank. Dieser kann hier angeschaut werden.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.23%, S&P500: +0.70%, Nasdaq: +1.14%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.35%, DAX: +0.32%, SMI: +0.48%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +0.37%, HangSeng: -0.21%, S&P/ASX 200: -0.13%

Die Berichtsaison der Unternehmen nähert sich ihrem Ende. Damit werden andere Themen an den Börsen wieder dominierender, allen voran die konjunkturelle Lage und die zu erwartende Geldpolitik der Notenbanken. Am Mittwoch wird Fed-Präsident Powell vor dem Kongress seinen Auftritt haben. Wir gehen davon aus, dass er dort noch einmal betonen wird, dass die Fed sich mit Zinssenkungen die nötige Zeit lassen wird. Der S&P 500 legte letzte Woche 0.95% zu. Die europäischen Aktien stiegen 0.46%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 0.32% abschloss.

Die Konjunktur in den USA, deutet an, dass die Wirtschaft gut mit den hohen Zinsen umgehen kann. Zudem kündigen sich erste Zinssenkungen an, wenn auch etwas später als bisher erwartet. Die Inflation ist auf dem Rückzug und das gibt den Zentralbanken den nötigen Raum, um von der aktuell restriktiven Geldpolitik wegzukommen. Die Chancen sind intakt, dass der Wirtschaftsrückgang sich nicht mehr stark ausweitet und sich entsprechend bald wieder Optimismus verbreitet. Wie schnell die Zentralbanken die Leitzinsen senken, darüber herrscht im Moment noch grosse Unsicherheit. Die Marktteilnehmer erwarten in diesem Jahr drei Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Von der EZB werden bis im Dezember vier Zinsschritte nach unten erwartet. Diese Erwartungen halten wir für realistisch. Nicht aus den Augen lassen dürfen wir die geopolitische Dimension. Die gestiegenen Risiken im Nahen Osten, insbesondere im Roten Meer, sind nicht zu unterschätzen. Insgesamt ist für uns dank solider Konjunktur und potenziellen Zinssenkungen eine gut dotierte Aktienposition aber gerechtfertigt.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.197%; DE: 2.414%; CH: 0.784%

Nach der Veröffentlichung des amerikanischen Einkaufsmanagerindex für die Industrie am Freitag sind die Renditen der US-Obligationen um 10 Basispunkte gefallen, nachdem dieser schlechter als erwartet ausgefallen ist. Die Anleihen in Europa und in der Schweiz haben die Bewegung mitgemacht. Genauso schnell geht es momentan aber auch in die andere Richtung, wenn eine Konjunkturmeldung positiv ausfällt. Dabei sollte eigentlich allen klar sein, dass sich die Fed von einer einzelnen Information über einen Teil der Wirtschaft bei ihrem Zinsentscheid nicht beeinflussen lassen wird. Für sie zählt das Gesamtbild.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8832
Euro in US-Dollar: 1.0844
Euro in Franken: 0.9579

Nach der Ankündigung des Rücktritts von Thomas Jordan als Präsident der SNB ist der Franken schwächer geworden. Das war nicht weiter überraschend, ist aber nur ein kurzfristiger Effekt. Was der Rücktritt von Jordan für die Geldpolitik der SNB für Auswirkungen haben wird, lässt sich heute nicht abschätzen.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 79.83 pro Fass
Goldpreis: USD 2'082.15 pro Unze

Der Goldpreis ist deutlich gestiegen und nähert sich wieder seinem Allzeithoch, nachdem der schlechtere ISM-Index die Wetten auf eine raschere Zinssenkung der Fed verstärkt hat, so der Analystenkommentar. Das mag sein, aber erklärt noch nicht, warum das Gold momentan so gesucht ist.

Wirtschaft

USA: ISM-Manufacturing-Index (Februar) letzter: 49.1; erwartet: 49.5; aktuell: 47.8

Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management für die US-Industrie is entgegen den Erwartungen wieder stärker in den schrumpfenden Bereich gefallen. Verschlechtert haben sich die Auftragseingänge und das Niveau der Beschäftigung. Damit steht dieser Index allerdings im Widerspruch zu ähnlichen Umfragen anderer Anbieter und zu regionalen Erhebungen. Dass zu Jahresbeginn grössere Schwankungen in den Daten vorhanden sind, ist jedoch nicht unüblich.

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich