22. Januar 2024, Tägliche Marktsicht

Gegen den Franken ist kein Kraut gewachsen

Der Franken wird stärker und stärker. Das ist nicht gerade ein Naturgesetz, kommt ihm aber recht nahe. Der Euro und der US-Dollar haben sich in den letzten Tagen zum Franken wieder etwas erholt. Das ist aber lediglich eine Gegenreaktion auf die starken Kursverluste über das Jahresende.

Im Fokus

Der Franken wird stärker und stärker. Das ist nicht gerade ein Naturgesetz, kommt ihm aber recht nahe. Der Euro und der US-Dollar haben sich in den letzten Tagen zum Franken wieder etwas erholt. Das ist aber lediglich eine Gegenreaktion auf die starken Kursverluste über das Jahresende. Ein US-Dollar kostete im November 2022 noch einen Franken, nun sind es 13% weniger. Für einen Euro musste man vor einem Jahr auch noch einen Franken hinblättern, nun sind es noch knapp 95 Rappen. Lange ignorierte die SNB die Frankenstärke mit dem Hinweis, dass sich der reale Aussenwert des Franken aufgrund der hohen Inflation im Ausland nur wenig verändert habe. Diese Haltung wird schwieriger, da sich die Inflationsraten in der Eurozone und den USA dem Wert in der Schweiz angenähert haben.

Viele Marktteilnehmer sehen in der politischen und wirtschaftlichen Stabilität der Schweiz die Grundlage für den starken Franken. Das mag in Krisenzeiten gelten, wenn der Franken als sicherer Hafen gesucht ist. Die grosse Krise erlebten die Finanzmärkte im letzten Jahr aber nicht und dennoch wertete sich der Franken substanziell auf. Die Stabilität der Schweiz ist zwar positiv, aber kann die Vorgänge im Devisenmarkt nicht erklären. Ökonomisch naheliegender ist die Kaufkraftparität, der Ausgleich unterschiedlicher Inflationsraten über die Währung. Im Vergleich zu den USA war im Durchschnitt die Inflationsrate in der Schweiz in den letzten 30 Jahren 1.9% tiefer, der US-Dollar hat über diese Zeit zum Franken pro Jahr 2.0% verloren. Der Euro sank über diese Zeit zum Franken mit einer Rate von 1.8% pro Jahr bei einer Inflationsdifferenz von 1.4%. Da kommt noch etwas Eurokrise dazu. Ein Gegenmittel zum starken Franken wäre die Inflationierung der Schweizer Wirtschaft. So gut ist diese Idee aber nicht.

Wenn von der SNB nun verlangt wird, sie müsse etwas gegen den starken Franken machen, bürdet man ihr eine schwierige Aufgabe auf. Den Leitzins zu senken, bringt nur kurzfristig etwas und die Wirkung auf den Franken verpufft rasch. Niemand kauft Franken auf der Suche nach Rendite im Schweizer Obligationen- oder Geldmarkt. Zudem müsste die SNB ihren Zins deutlich stärker senken als die Fed und die EZB. Bei einem aktuellen SNB-Zins von 1.75% ist man da schnell wieder bei den Negativzinsen. Wenn sich die SNB gegen den Aufwertungsdruck des Frankens stemmen will, bleibt ihr nicht viel anders übrig, als Währungspolitik zu betreiben, wie sie es zwischen 2011 und 2021 gemacht hat. In dieser Zeit konnte sie den Wechselkurs des Frankens einigermassen stabil halten, musste aber über Devisenmarktinterventionen ihre Devisenreserven um 750 Mrd. Franken aufblähen, in etwa der Grössenordnung des jährlichen BIP in der Schweiz. Das kann auch nicht die Lösung sein.

Dass die SNB punktuell im Devisenmarkt eingreift, um einer kurzfristigen Aufwertungsspekulation gegen den Franken entgegenzutreten, ist richtig und wichtig. Ob sie es im Dezember gemacht hat, wissen wir nicht, aber möglich ist es. Es muss gefährlich sein, auf Kredit und mit Leverage auf einen starken Franken wetten. Wenn wir auch in Zukunft von der Preisstabilität in der Schweiz profitieren wollen, müssen wir und die Schweizer Wirtschaft jedoch akzeptieren, dass der Franken über die Zeit immer teurer wird.

Audio-Podcast der SGKB

Taiwan hat gewählt. Die Welt interessiert sich aber vor allem für die Reaktion Chinas. Wie unsere Strategieanalysten Beat Schiffhauer und Céline Koster diese einschätzen, behandeln sie in ihrem Podcast. Der Audio-Podcast der St.Galler Kantonalbank kann hier gehört werden.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +1.05%, S&P500: +1.23%, Nasdaq: +1.70%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.09%, DAX: -0.07%, SMI: -0.32%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: +1.32%, HangSeng: -2.14%, S&P/ASX 200: +0.75%

Die Aktienmärkte sind weiter im Griff der Erwartungen, wann und wie stark die Notenbanken ihre Leitzinsen nach unten anpassen werden. Momentan werden diese Erwartungen eher zurückgeschraubt, was auf den Aktien lastet. Der S&P 500 legte letzte Woche 1.17% zu. Die europäischen Aktien sanken 0.70%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 0.76% abschloss.

Die konjunkturelle Lage rund um den Globus ist zum Jahresstart noch durchwachsen. Das hat aber durchaus auch positive Aspekte. Im Zuge einer schwächeren Konjunktur wird sich der Inflationstrend weiter in die richtige Richtung bewegen und tendenziell sinken. Im Zuge eines tieferen Inflationsdrucks nimmt die Planungssicherheit bei den Unternehmen zu und die Margen können sich stabilisieren. Beides ist für die Entwicklung an den Aktienmärkten grundsätzlich positiv. Am wichtigsten sind aber die Erwartungen der Märkte an die Notenbanken. Sinkende Inflation, schwächere Konjunkturentwicklung – diese Kombination wird die Notenbanken auf den Plan rufen. Nachdem sie in den letzten Jahren die Inflation bekämpfen mussten und ihre Zinsen schnell und stark erhöhten, hat der Wind nun definitiv gedreht. In diesem Jahr stehen die Zeichen auf „Zinssenkungen“ und das wird die Aktienmärkte positiv beeinflussen. Wir erwarten, dass im Vorfeld des Richtungswechsels die Aktienmärkte mit Kurssteigerungen auf die erwartete Geldpolitik reagieren werden.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.115%; DE: 2.342%; CH: 0.907%

Die Anpassung der übertrieben hohen Erwartungen an Zinssenkungen der Notenbanken setzt sich fort. Davon betroffen sind in erster Linie die Zinsen der längeren Laufzeiten im Kapitalmarkt. Diese sind gestiegen, vor allem in den USA und in der Eurozone.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8684
Euro in US-Dollar: 1.0901
Euro in Franken: 0.9466

Der Franken wird etwas schwächer, nachdem Thomas Jordan sich dahingehend geäussert hat, dass die SNB mit der Stärke des Frankens nicht zufrieden ist. Ob sie den Worten auch Taten folgen lässt, ist nicht klar. Gegen die SNB zu spekulieren, ist aber keine erfolgsversprechende Strategie.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 73.16 pro Fass
Goldpreis: USD 2'023.05 pro Unze

Der Ölpreis ist wieder etwas gestiegen. Einen speziellen Grund dafür ist nicht zu erkennen. Insgesamt bewegt sich der Preis schon seit längerem in einem engen Rahmen.

Wirtschaft

USA: U. Michigan Konsumentenvertrauen (Januar) letztes: 69.7; erwartet: 70.1; aktuell: 78.8

Die amerikanischen Konsumenten sind zu Jahresbeginn deutlich optimistischer als in den letzten Monaten. Die Angst vor der Inflation ist zurückgegangen, nachdem die Preise für dauerhafte Güter und Autos nicht mehr so stark gestiegen sind.

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich