07. Juni 2024, Tägliche Marktsicht

EZB senkt Leitzins

Die EZB folgt mit ihrer gestrigen Zinssenkung den Notenbanken Kanadas, der Schweiz und Schwedens, die bereits die Zinsen gesenkt haben. Zugleich passt die EZB jedoch ihre Inflationsprognose nach oben an.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.75, SPI: +0.68%, SMIM: +0.15%

Der Schweizer Aktienmarkt gewann nach der wie erwartet ausgefallenen gestrigen EZB-Zinssenkung um 25 Basispunkte an Fahrt. Der Schweizer Leitindex SMI konnte damit eine neue Jahreshöchstmarke bei über 12’240 Punkten erzielen und erreicht damit ein Niveau, das zuletzt vor zwei Jahren erzielt wurde. Der SMI ging letztlich 0.8% höher aus dem Handel. Im Fokus der Marktteilnehmer steht nun der heute Nachmittag anstehende US-Arbeitsmarktbericht. Von den 20 Blue Chips im SMI schlossen lediglich zwei Werte mit negativen Vorzeichen. An der Tabellenspitze standen die zyklischen Werte Logitech (+2.0%), Richemont (+1.6%) und UBS (+1.5%). Am Tabellenende waren der Private Equity Spezialist Partners Group (-2.0%) und Givaudan (-0.1%) zu finden. Partners Group wurde von einer Ratingherabstufung eines Brokers belastet. Die Indexschwergewichte Roche (+0.9%), Nestlé (+0.6%) und Novartis (+0.5%) konnten ebenfalls zulegen. Am breiten Markt fielen die Aktien der Privatbank Julius Bär mit einem Kursrutsch von 5.3% auf. Gerüchten zufolge soll Julius Bär kurz vor dem Abschluss eines Übernahmedeals des Vermögensverwalters EFG stehen. Demnach plane der Konzern EFG für CHF 15 je Aktie bzw. CHF 4.5 Mrd. zu übernehmen. Die Aktien von EFG erhielten von der Meldung Auftrieb und schlossen 5.5% höher. Burckhardt Compression erhielt gestern weiterhin Rückenwind vom Dienstag publizierten Jahresergebnis. Die Aktien schlossen 2.3% höher.

Heute Morgen gab der Bankensoftwarehersteller Temenos bekannt, ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu CHF 200 Mio. zu lancieren. Dabei soll das Programm bis Ende 2024 abgeschlossen sein.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.66%, DAX: +0.41%

Die europäischen Aktienmärkte konnten gestern einheitlich zulegen. Die EZB-Zinsentscheidung fiel wie erwartet aus. Eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte wurden von den Marktteilnehmern bereits antizipiert. Die stärksten Avancen verzeichnete der italienische FTSE MIB (+1.0%), gefolgt vom spanischen IBEX35 (+0.8%) und vom länderübergreifenden EuroStoxx50 (+0.7%). Auf Sektorenebene gehörte der zinssensitive Technologiesektor zu den Überfliegern. Daneben waren auch die Sektoren Gesundheit und Finanzen gefragt. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche Versorger, Immobilien und Kommunikationsdienste ab. Der Technologiekonzern SAP führte mit einem Plus von 3.6% den DAX an. Eine Bestätigung des Ausblicks sowie eine in Aussicht gestellte Umsatzbeschleunigung ab 2025 sorgten für Auftrieb.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.20%, S&P500: -0.02%; Nasdaq: -0.09%

Die US-Aktienmärkte zeigten sich vor den heute anstehenden US-Arbeitsmarktzahlen uneinheitlich. Während der US-Leitindex DowJones 0.2% im Plus schliessen konnte, ging der marktbreite S&P500 praktisch unverändert aus dem Handel und der technologielastige Nasdaq verlor 0.1%. Aus Branchensicht schwangen die Bereiche Zyklischer Konsum, Energie und Nichtzyklischer Konsum obenauf. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Versorger, Industrie und Technologie ab. Nach dem Überschreiten der USD 3 Bio. Marktkapitalisierung von Nvidia (-1.1%) am Mittwoch, gaben die Titel gestern wieder leicht nach. Salesforce (+2.6%) und Amazon (+2.1%) konnten gestern über 2% zulegen und standen damit am Tabellenanfang des DowJones. Intel gab indes um 1.2% nach.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.297% DE: 2.547% CH: 0.741%

Die gestrige Zinssenkung der Europäischen Zentralbank ist erwartet worden. Etwas Bewegung ins Zinsgefüge nach oben brachte die neue EZB-Inflationsprognose, die für 2024 und 2025 erhöht wurden. Nach der EZB ist vor der Fed: Spekulationen um die zukünftige Zinspolitik der US-Notenbank bleiben im Blickfeld. Einen Indikator für die weitere Zinspolitik der Fed sollen in dieser Lesart die heute Nachmittag anstehenden US-Beschäftigtenzahlen liefern. Die Fed gibt kommenden Mittwoch ihre neuste geldpolitische Lagebeurteilung bekannt – jedoch wird noch mit keinem Zinsschritt in den USA gerechnet.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8902
Euro in US-Dollar: 1.0895
Euro in Franken: 0.9698

Im Umfeld des gestrigen EZB-Beschlusses hat der Euro zum Franken etwas schwächer tendiert, wenn auch in limitiertem Umfang. Durch die EZB-Zinssenkung ist die Zinsdifferenz zum Schweizer Franken wieder verringert worden. Zugleich hat die nach oben revidierte Inflationsprognose den Ausblick einer nächsten Leitzinssenkung im Juli einen Dämpfer bekommen, was den Euro stützt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 75.77 pro Fass
Goldpreis: USD 2'380.60 pro Unze

Der Ölpreis ist gestern erneut gestiegen. Damit setzt er die Gegenbewegung fort, die bereits am Mittwoch eingesetzt hatte. Zuvor waren die Erdölpreise auf ein Viermonats-Tief gefallen, nachdem der jüngste Entscheid der OPEC+ zu den Förderquoten am Markt mit Skepsis aufgenommen wurde.

Wirtschaft und Konjunktur

Europäische Zentralbank: Leitzins (Einlagefazilität)
letzter: 4.00%; erwartet: 3.75%; aktuell: 3.75%

Die Europäische Zentralbank beschliesst die Zinswende und senkte gestern erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen. Die EZB hat den Schritt verbal vorbereitet, womit dieser nicht überraschend kam. Hinsichtlich weiterer Zinssenkungen liess sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht zu stark in die Karten blicken. Mehrfach führte sie aus, der geldpolitische Kurs hänge von den künftigen Wirtschaftsdaten ab. Denn die EZB hat zugleich ihre Inflationsprognosen für dieses und nächstes Jahr erhöht. Die EZB-Ökonomen gehen nun im Euroraum für 2024 von einer Inflationsrate von 2.5% aus, und für 2025 von 2.2%. Für 2026 sieht sich die EZB mit 1.9% auf Kurs zu ihrem angestrebten Inflationsziel von zwei Prozent zu gelangen.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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