28. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Der Schweizer Aktienmarkt tendierte leicht negativ

Vor den US-Inflationszahlen vom Donnerstag herrschte gestern eine gewisse Zurückhaltung an den Finanzmärkten. Im Fokus stehen heute die Unternehmensberichte von Alcon, Holcim und Allreal.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.11%, SPI: -0.14%, SMIM: -0.39%

Der Schweizer Aktienmarkt gewann am Nachmittag nach einem schwachen Handelsstart an Fahrt. Trotz dem Anstieg in der zweiten Handelshälfte schloss der Leitindex SMI mit einem leichten Minus von 0.1%. Bei den grosskapitalisierten Werten standen acht Gewinner zwölf Verlierern gegenüber. Angeführt wurde das Tableau vom Index-Schwergewicht Roche (+1.2%), gefolgt von Holcim (+0.9%) und Alcon (+0.7%). Tagesverlierer waren Sonova (-2.2%) und Givaudan (-1.8%). Im Fokus stand aber der breite Markt nach zahlreichen Unternehmens-Jahresberichten. Die Aktien von Straumann gaben nach einem volatilen Handel 2.2% nach. Gewisse Marktteilnehmer zeigten sich vom Ausblick für die operative Marge von 24% bis 25% enttäuscht. Nach oben strebten hingegen die Titel von SIG (+2.4%). Das Unternehmen erfüllte mit dem Zahlenkranz und dem Ausblick die Markterwartungen nicht in allen Punkten, die Aktie hat jedoch seit dem Frühjahr 2023 bereits über 30% an Wert eingebüsst. Leicht nach oben ging es ebenfalls für den zweitgrössten kotierten Immobilienkonzern PSP (+1.2%). Der um 37% tiefere Reingewinn von CHF 207.6 Mio. wurde durch Abwertungen von 1.7% auf dem Immobilienportfolio belastet, lag aber klar über den Analystenerwartungen. Die stärkste Bewegung nach oben vollzogen jedoch die Aktien von Arbonia (+15.2%). Das Unternehmen gab zusammen mit den Jahreszahlen den Verkauf der Klima-Sparte, welche 60% des Umsatzes ausmacht, bekannt. Künftig wird man sich auf das Türengeschäft fokussieren. Ein Teil des Verkaufserlöses fliesst in das Türengeschäft, der grösste Teil wird jedoch an die Aktionäre zurückgeführt. 

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +0.44%, DAX: +0.76%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern mehrheitlich von der freundlichen Seite. Während der länderübergreifende EuroStoxx50 0.4% und der deutsche DAX 0.8% nach oben strebten, büsste der spanische IBEX35 0.2% ein. Der EuroStoxx50 liegt damit auf einem Kursniveau wie letztmals im Jahr 2000. Auf Sektorenebene waren die Bereiche Technologie, Versorger und Grundstoffe gefragt.  Unterdurchschnittlich entwickelten sich nichtzyklischer Konsum, Gesundheit und Industrie.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.25%, S&P500: +0.17%; Nasdaq: +0.37%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich gestern uneinheitlich. Vor den mit Spannung erwarteten US-Inflationsdaten, die am kommenden Donnerstag publiziert werden, herrschte eine gewisse Zurückhaltung. Am Freitag gibt zudem der ISM-Industrie-Indikator weiter Aufschluss über den Zustand der US-Wirtschaft. Der Leitindex DowJones gab um 0.2% nach, während der marktbreite S&P500 und der technologielastige Nasdaq um 0.2% bzw. 0.4% zulegten. Auf Sektorensicht waren die Bereiche Versorger, Kommunikationsdienste sowie Grundstoffe gesucht. Zu den grössten Verlierern gehörten die Sektoren Energie, Gesundheit und nichtzyklischer Konsum.

Unternehmensberichte

Heute Morgen gab Swisscom bekannt, dass sie für EUR 8 Mrd. Vodafone Italia übernehmen und mit der eigenen italienischen Tochter Fastweb zusammenlegen will. Damit würde die Swisscom hinter TIM zum zweitgrössten Telekomanbieter in Italien. Das gemeinsame Unternehmen würde einen Umsatz von rund EUR 7 Mrd. mit 8'000 Mitarbeitern generieren. Die Übernahme hätte positive Auswirkung auf die Dividende und den Cashflow. 

Gestern nach Börsenschluss legte der Augenheilmittelkonzern Alcon die Zahlen zum 4. Quartal und Gesamtjahr 2023 vor. Der Umsatz legte im Quartal um 8.2% auf USD 2.33 Mrd. zu. Zu konstanten Wechselkursen lag der Anstieg bei 10%. Die operative Kerngewinnmarge verbesserte sich um 2.5 Prozentpunkte auf 18.9%. Für das Gesamtjahr 2023 resultierte damit ein Umsatz von USD 9.4 Mrd., der somit innerhalb der in Aussicht gestellten Spanne von USD 9.3 bis 9.4 Mrd. lag. Der Bereich Augenchirurgie legte um 5% und der Bereich Kontaktlinsen um 12% zu. Die operative Kernmarge legte von 18.2% auf 19.7% zu. Der Gewinn stieg von USD 335 Mio. im Vorjahr auf USD 974 Mio. an und der bereinigte Gewinn je Aktie von USD 2.24 auf USD 2.74. Die Dividende soll um CHF 0.03 auf CHF 0.24 angehoben werden. Für das laufende Jahr wird ein Umsatz von USD 9.9 bis 10.1 Mrd. sowie eine operative Kernmarge von 20.5% bis 21.5% angestrebt. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll bei USD 3.00 bis 3.10 zu liegen kommen. Die Zahlen lagen, abgesehen vom Kerngewinn, leicht unter der Analystenerwartungen. 

Der Zementkonzern Holcim legte im abgelaufenen Jahr einen um 7.5% tieferen Umsatz von CHF 27 Mrd. vor. Grund dafür sind vor allem Verkäufe des Zementgeschäfts in Indien und Brasilien. Auf vergleichbarer Basis stieg der Umsatz um 6.1%. Der wiederkehrende operative Gewinn stieg um 0.2% auf CHF 4.76 Mrd. Unter dem Strich resultierte ein um 7.5% tieferer Konzerngewinn von CHF 3.06 Mrd. Die Dividende soll um CHF 0.30 auf CHF 2.80 je Aktie angehoben werden. Zudem wurde ein Aktienrückkaufprogramm von CHF 1 Mrd., das bis Ende 2024 läuft, angekündigt. Im laufenden Jahr soll der Umsatz organisch um 4% ansteigen und Akquisitionen in Höhe von 2% des Umsatzes dazukommen. Der wiederkehrende operative Gewinn soll überproportional ansteigen und auf eine Marge von 18% wachsen. Der freie Cashflow soll bei über CHF 3 Mrd. liegen. Mit den Zahlen lag Holcim leicht über den Analystenerwartungen. 

Das Immobilienunternehmen Allreal legte für 2023 einen um 14.6% tieferen Gewinn ohne Neubewertungseffekte von CHF 122 Mio. vor. Der Rückgang resultierte aufgrund von höheren Nettofinanzaufwendungen sowie dem geringeren Verkauf von Entwicklungsliegenschaften. Die Anhebung des Diskontierungssatzes führte weiter zu Abwertungen von CHF 64.5 Mio., was zu einem 58% tieferen Reingewinn inkl. Neubewertungseffekte von CHF 65.2 Mio. führte. Die Mieterträge stiegen aufgrund der indexierten Mieten um 2.6% auf CHF 219.8 Mio. Die Leerstandsquote nahm leicht von 1.6% auf 1.7% zu. Der Wert des Immobilienportfolios lag Ende Jahr bei CHF 5.1 Mrd. In der Sparte Generalunternehmung sank der Umsatz von CHF 54.6 Mio. auf CHF 37.7 Mio. Die Dividende soll wie im Vorjahr bei CHF 7.00 liegen. Für das laufende Jahr wird ein operativer Gewinn leicht unter Vorjahr angestrebt.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.289% DE: 2.462% CH: 0.783%

Im Vorfeld der neusten Inflationsdaten tendierte die Rendite des richtungsweisenden 10-jährigen US-Treasury gestern seitwärts. Am Donnerstag wird mit dem sogenannten PCE-Preisdeflator, das von der Fed bevorzugte Inflationsbarometer publiziert. Davon erhoffen sich die Marktakteure weitere Hinweise über den Zeitpunkt einer ersten US-Zinssenkung. Am Freitag richtet sich der Blick zudem auf den ISM-Indikator aus der Industrie, der Hinweise auf den konjunkturellen Zustand der US-Wirtschaft liefern soll.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8804
Euro in US-Dollar: 1.0827
Euro in Franken: 0.9532

Die publizierten Konjunkturdaten sorgten nicht für grösseren Impulse am Devisenmarkt. Die Bewegungen vom US-Dollar und Euro zum Franken hielten sich entsprechend in engen Grenzen. Heute Morgen steht der Neuseeland Dollar unter Abgabedruck. Neuseelands Zentralbank belässt den Leitzins wie erwartet bei 5.5%. Ihre neuen Prognosen zeigen zudem eine geringere Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung an, aber keine Zinssenkungen bis 2025. An den Futures-Märkten wird nun jedoch bereits auf eine Zinssenkung in der zweiten Jahreshälfte gesetzt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.56 pro Fass
Goldpreis: USD 2'030.89 pro Unze

Der Ölpreis wechselte gestern mehrfach das Vorzeichen und hat sich erst gegen Tagesende auf höherem Niveau eingependelt. Für Auftrieb sorgte die Meldung, dass die Erdöllagerbestände in den Industrieländern auf dem niedrigsten saisonalen Stand seit mindestens vier Jahren notieren. Aufgrund der gehäuften Angriffe im Roten Meer meiden einige Tanker die Route. Die Menge des auf See befindlichen Öls ist aufgrund der Umleitung von Tankern auf den höchsten Stand seit sechs Monaten gestiegen.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Konsumentenvertrauen (Februar)
letzter: 110.9; erwartet: 115.0; aktuell: 106.7

In den USA hat sich die Stimmung der Verbraucher entgegen den Erwartungen eingetrübt. Der vom Marktforschungsinstitut Conference Board erhobene Index fällt damit erstmals seit drei Monaten wieder. Die Konsumenten bewerteten ihre aktuelle Lage schlechter als noch zum Jahresstart. Auch blicken die befragten US-Haushalte weniger optimistisch auf die kommenden Monate, was eine gewisse Unsicherheit über den weiteren US-Konjunkturgang widerspiegelt.

 

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
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