25. März 2024, Tägliche Marktsicht

Der Franken als Spekulationsobjekt

Wer am Devisenmarkt mit Leverage spekulieren will, für den drängt sich der Franken als Spielwiese auf. Der Handel im Franken ist liquide genug, um grössere Positionen aufbauen zu können.

Im Fokus

Wer am Devisenmarkt mit Leverage spekulieren will, für den drängt sich der Franken als Spielwiese auf. Der Handel im Franken ist liquide genug, um grössere Positionen aufbauen zu können. Er ist auf der anderen Seite aber auch nicht zu gross, so dass man den Kurs mit einer konzertierten Aktion noch in die gewünschte Richtung bewegen kann. Gemäss der letzten Währungsstatistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus dem Jahr 2022 hat der Franken einen Marktanteil von 5%. Das heisst, bei 5% des gehandelten Devisenvolumens ist einer der beiden Seiten der Franken. Der Marktanteil des US-Dollars beträgt 88%. Praktisch jedes grössere Devisengeschäft läuft über den Dollar. Der Anteil des Euros ist sieben Mal grösser als derjenige des Frankens. Den EUR/USD-Kurs bewegt man deshalb nicht mehr. Das gleiche gilt für den Yen und das Britische Pfund. Andere Währungen wie die Norwegische Krone oder die Schwedische Krone werden dagegen deutlich weniger gehandelt und sind für Spekulationen im grösseren Stil zu klein.

Dank den Futures-Börsen in den USA sind detaillierte Positionierungsdaten verschiedener Akteure zugänglich, unter anderem diejenigen der Leveraged Funds. Die Futures machen nur einen geringen Teil des Devisenmarktes aus. Dennoch geben die Daten einen guten Hinweis darauf, wie sich das schnelle Geld positioniert, insbesondere wenn die Positionen Extremwerte erreichen. Seit Ende Januar haben diese Fonds innert kurzer Zeit eine so grosse Shortposition auf den Franken aufgebaut wie seit 2022 nicht mehr. Begründet wird die Positionierung damit, dass die SNB keine Devisen mehr verkaufe, sich über den starken Franken besorgt äussere und diesen schwächen wolle. Im Vorfeld des Zinsentscheides der SNB wurde die Shortposition noch einmal verstärkt. Die Fonds wetteten auf eine Zinssenkung der SNB. Die SNB hat geliefert und prompt wurde der Franken zum US-Dollar noch einmal schwächer.

Wenn die aktuelle Schwäche des Frankens ausläuft und die Shortpositionen keinen Gewinn mehr abwerfen oder gar Verluste einfahren, dreht sich das Ganze jedoch relativ schnell. So geschehen im letzten Dezember. Die Leveraged Funds drehten ihre Positionierung in Richtung starker Franken, als im vierten Quartal der Franken zum US-Dollar an Wert zulegte. Bis zum Jahresende wurde der Franken danach 9% teurer und das innert drei Monaten. Seit den Äusserungen der SNB und Berichten über mögliche Interventionen hat der Franken 7% verloren, ebenfalls innert drei Monaten.

Kurzfristige Spekulationen gehören zum Devisenmarkt dazu und werden immer ein Teil davon sein. Die daraus resultierenden Kursbewegungen überlagern den fundamentalen Trend. Dieser zeigt beim Franken nach oben, da der Vorteil der tieferen Inflation in der Schweiz über eine Aufwertung des Frankens ausgeglichen wird. Sich langfristig dagegen zu wehren, ist aufwendig und mit Kosten in Form von zu tiefen Zinsen oder regelmässig notwendigen Interventionen am Devisenmarkt verbunden. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer zu Extrempositionen zu ermuntern, sollte jedoch vermieden werden. Für die Unternehmen in der Schweiz ist es nicht einfach, mit einem latent starken Franken umzugehen. Noch schwieriger wird es, wenn die Kursausschläge des Frankens so gross sind wie in den letzten Monaten. Entsprechend vorsichtig sollten Meinungsmacher wie die SNB in ihren Aussagen und Handlungen sein.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: -0.77%, S&P500: -0.14%, Nasdaq: +0.16%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: -0.42%, DAX: +0.15%, SMI: -0.44%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.75%, HangSeng: +0.20%, S&P/ASX 200: +0.53%

Die Aktienmärkte haben mit Erleichterung auf den geldpolitischen Entscheid der Fed reagiert. Nach den höher als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten wurde ein Rückzieher bezüglich Zinssenkung befürchtet. Die Fed liess die Zinsen wie erwartet unverändert, bestätigte jedoch mögliche Zinssenkungen ab dem Sommer. Der S&P 500 legte letzte Woche 2.29% zu. Die europäischen Aktien stiegen 0.91%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 0.14% abschloss.

Die Konjunktur in den USA, deutet an, dass die Wirtschaft gut mit den hohen Zinsen umgehen kann. Zudem kündigen sich erste Zinssenkungen an, wenn auch etwas später als bisher erwartet. Die Inflation ist auf dem Rückzug und das gibt den Zentralbanken den nötigen Raum, um von der aktuell restriktiven Geldpolitik wegzukommen. Die Chancen sind intakt, dass der Wirtschaftsrückgang sich nicht mehr stark ausweitet und sich entsprechend bald wieder Optimismus verbreitet. Wie schnell die Zentralbanken die Leitzinsen senken, darüber herrscht im Moment noch grosse Unsicherheit. Die Marktteilnehmer erwarten in diesem Jahr drei Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Von der EZB werden bis im Dezember vier Zinsschritte nach unten erwartet. Diese Erwartungen halten wir für realistisch. Nicht aus den Augen lassen dürfen wir die geopolitische Dimension. Die gestiegenen Risiken im Nahen Osten, insbesondere im Roten Meer, sind nicht zu unterschätzen. Insgesamt ist für uns dank solider Konjunktur und potenziellen Zinssenkungen eine gut dotierte Aktienposition aber gerechtfertigt.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.210%; DE: 2.323%; CH: 0.691%

Der Entscheid der SNB, als erste Zentralbank der westlichen Länder den Leitzins zu senken, hat auch die Renditen am Schweizer Kapitalmarkt noch einmal nach unten gedrückt. Bis Ende Jahr werden zwei weitere Zinssenkungen durch die SNB um insgesamt 0.50% erwartet. Trotz der auf 1.2% gesunkenen Inflationsrate befinden sich die Realrenditen vieler Obligationen wieder im negativen Bereich.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8974
Euro in US-Dollar: 1.0815
Euro in Franken: 0.9705

Die SNB hat mit ihrer Zinssenkung den Devisenmarkt aus seiner Lethargie gerissen. Nach dem Entscheid ist der Franken zum Euro, aber vor allem zum US-Dollar schwächer geworden. Ob dieser Trend anhalten kann, ist dagegen fraglich.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 81.18 pro Fass
Goldpreis: USD 2'169.94 pro Unze

Der Goldpreis ist kurz über die Marke von 2'200 US-Dollar pro Unze gestiegen, nachdem Jerome Powell bei seinen für den Sommer angekündigten Zinssenkungen geblieben ist. Diesen Wert konnte das Gold nach der Zinssenkung der SNB nicht halten, da der US-Dollar stärker wurde. Das Gold scheint momentan auch ein Spielball kurzfristiger Interessen zu sein.

Wirtschaft

Deutschland: IFO-Geschäftsklimaindex (März) letzter: 85.7; erwartet: 86.0; aktuell: 87.8

Der Konjunkturausblick für die deutsche Wirtschaft hat sich stärker aufgehellt als erwartet. Der Stimmungsindikator des IFO-Instituts ist auf den höchsten Wert seit dem letzten Mai gestiegen. Die Unternehmen gehen davon aus, dass sie von einer Erholung der Weltwirtschaft profitieren werden. Die aktuelle Situation ist angesichts weiter schrumpfender Auftragsbücher jedoch immer noch düster. Verbessert haben sich die Konsumaussichten, nachdem die Inflationsrate in Deutschland stark gesunken ist.

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich