21. Februar 2024, Tägliche Marktsicht

Defensive Werte nehmen Fahrt auf

Am Tag nach den geschlossenen US-Börsen erreicht der SMI zeitweise ein neues Jahreshoch.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.51%, SPI: +0.32%, SMIM: -0.45%

Der Schweizer Aktienmarkt startete verhalten in den Börsentag, konnte sich im Verlauf des Tages steigern und hielt am frühen Nachmittag kurzzeitig ein neues Jahreshoch inne. Da die US-Börsen am Montag geschlossen blieben, fehlten zunächst die Impulse an den hiesigen Aktienmärkten. Der Leitindex SMI verbuchte am Ende des Handelstages ein Plus von 0.5% gegenüber Montag. Von den 20 SMI-Titeln schlossen 12 höher, während acht an Wert einbüssten. Mit Abstand an der Spitze stand der Rückversicherer SwissRe, der sich dank des 2.6% Anstiegs erneut über der 100-Franken-Grenze behaupten konnte. Der Branchennachbar Swiss Life (+1.3%) legte ebenfalls zu und nahm den dritten Platz ein. Ansonsten fielen die Indexschwergewichte Novartis und Nestlé auf, die Gewinne von 1.4% bzw. 1.0% vorweisen konnten. Die Kursrückschläge der Tagesverlierer fielen nur in einem geringen Ausmass aus. Die grösste negative Veränderung musste Sika hinnehmen. Die Titel verloren 1.0%. Am breiten Markt standen die Aktien von Temenos (-5.6%) nach den turbulenten Tagen erneut im Fokus. Trotz positiven Geschäftszahlen belasteten die Valoren die schwerwiegenden Vorwürfe der Investment-Gesellschaft Hindenburg Research. Grössere Bewegungen konnten auch bei den Werten Also (-7.8%) und Siegfried (-7.5%) festgestellt werden, nachdem sie ihre Zahlen präsentierten. Positiv reagierten die Papiere von OC Oerlikon, die nach präsentierten Zahlen und Abspaltungsplänen der Sparte Polymer-Sparte 7.3% zulegen konnten.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.06%, DAX: -0.14%

Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich am Dienstag impuls- und richtungslos. Der länderübergreifende EuroStoxx50 schloss 0.06% tiefer. Der deutsche DAX gab 0.1% nach und der italienische FTSE MIB konnte um 0.1% hinzugewinnen.  Gewinne verzeichneten ebenfalls der britische FTSE100 (+0.1%), der spanische IBEX35 (+0.9%) sowie der französische CAC40 (+0.3%). Der Chemiesektor konnte am Dienstag am meisten profitieren. Dank angehobener Margen-Aussichten konnten die Werte von Air Liquide um 8.3% zulegen. Bei den Banken stand Barclays im Fokus. Die britische Bank will mit milliardenhohen Einsparungen ihren Gewinn steigern. Mit diesem Vorhaben und den damit einhergehenden Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufen nahm der Aktienkurs stark zu und schloss 8.6% im Plus. Auf der Sektorenebene legten die Werte der Versorger und Finanzdienstleister zu. Nachgelassen haben die Sektoren Energie und Technologie.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.17%, S&P500 -0.60%: geschlossen, Nasdaq: -0.92%

Die amerikanischen Aktienmärkte öffneten am Dienstag, nachdem am Montag die Börsen aufgrund des Feiertags «President’s Day» geschlossen blieben. Die US-Märkte entwickelten sich unterhalb des Niveaus vom Freitag. Der US-Leitindex DowJones verlor am Ende des Tages 0.2%, der S&P500 0.6% und der Nasdaq -0.9%. Die Anleger waren am Dienstag, aufgrund der wegweisenden Quartalszahlen von Chip-Entwickler Nvidia von heute Abend, zunehmend vorsichtig. Die Unternehmen, die der Halbleiter-Industrie angegliedert sind, büssten an Wert ein. So mussten die Aktien von Nvidia (-4.4%), AMD (-4.7%), ARM Holdings (-5.1%) und Applied Materials (-5.2%) deutliche Rückschläge hinnehmen. In der Sektorenbetrachtung konnten einzig die Konsumgüter Gewinne verzeichnen. Die restlichen Sektoren, angeführt von Technologie und zyklischer Konsum, gehörten zu den Tagesverlierer.

Unternehmensberichte

Fresenius präsentierte am Mittwochmorgen die 4. Quartalszahlen und konnte somit das Geschäftsjahr 2023 abschliessen. Im vierten Quartal konnte der organische Umsatz der Gruppe um 5% sowie der EBIT um 8% gesteigert werden. Für das Geschäftsjahr 2023 kann ein Umsatz von EUR 22.3 Mia. ausgewiesen werden was einem Wachstum von 6% entspricht. Auf Ebene EBIT beläuft sich das Wachstum auf 2%, was ein EBIT von EUR 2.3 Mia. zur Folge hat. Der operative Cashflow beträgt EUR 2.1 Mia. Das Einsparziel für das Jahr 2023 konnte mit rund 40% übertroffen werden. Mit strukturellen Kosteneinsparungen konnte das ursprüngliche Ziel von EUR 200 Mio. mit EUR 280 Mio. deutlich übertroffen werden. Im Ausblick für das Geschäftsjahr 2024 geht die Gruppe von einem organischen Umsatzwachstum zwischen 3% und 6% aus. Der EBIT soll zwischen 4% bis 8% zulegen. Das Unternehmen schreibt zusätzlich vor, bis Ende des angelaufenen Jahres eine Verschuldungsquote im Zielkorridor von 3x bis 3.5x zu erreichen

Heute Morgen präsentierte Rio Tinto die Zahlen zum Geschäftsjahr 2023. Der Bergbaukonzern wies für das abgelaufene Jahr 2023 einen Nettogewinn von USD 11.8 Mia. aus. Dieses Ergebnis entspricht einem 12%-Rückgang zum Vorjahr. Der Hauptgrund für diese Entwicklung wird in der Rohstoffnachfrage vom grössten Kunden China ausgemacht, welche sich noch nicht auf dem Stand Vor-Pandemie befindet. Die tieferen Preise für Aluminium und Kupfer wirkten belastend auf den Gewinn. Einen positiven Einfluss hatte die angestiegene Preisentwicklung für australisches Eisenerz.  

Glencore präsentierte ebenfalls die Geschäftszahlen zum abgelaufenen Jahr 2023. Der bereinigte EBITDA lag mit USD 17.1 Mia. knapp unter den Erwartungen. Die Einschätzungen getroffen haben die Umsatzerlöse von USD 217.8 Mia. Der ausgewiesene Nettogewinn von USD 4.28 Mia. kam deutlich unter den prognostizierten USD 7.0 Mia. zu liegen. Glencore hob die Herausforderungen in der Neuordnung im internationalen Energiehandel hervor. Die Nettoverschuldung konnte trotz hoher Investitionen und Dividenden auf USD 4.9 Mia. begrenzt werden. Für das Jahr 2024 schlägt das Unternehmen eine Dividende von USD 0.13 je Aktie vor. 

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.269% DE: 2.370% CH: 0.766%

Nach einem Feiertag startete gestern auch in den USA die neue Handelswoche. Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe bewegte sich im Grossen und Ganzen seitwärts. Die Fed-Watcher blicken auf heute Abend, wenn das Protokoll der Fed-Sitzung von Ende Januar veröffentlicht wird. An den Märkten verfestigte sich zuletzt die Meinung, dass die US-Notenbank die Zinsen doch länger auf dem aktuell hohen Niveau halten dürfte. An den Futures-Märkten wird eine erste Zinssenkung in den USA für Juni erwartet.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8807
Euro in US-Dollar: 1.0816
Euro in Franken: 0.9525

Der US-Dollar gab diese Woche einen Teil seiner jüngsten Kursgewinne zum Franken wieder ab. In der Vorwoche erhielt der Dollar Auftrieb, da sich die US-Inflationsrate zuletzt nur moderat abgeschwächt hatte. Damit erhielten die Hoffnungen, dass die Fed ihre Zinsen schnell senken wird, einen weiteren Dämpfer.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 77.35 pro Fass
Goldpreis: USD 2'031.26 pro Unze

Der Ölpreis notiert trotz des gestrigen Rückgangs weiterhin auf einem erhöhten Niveau. Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten haben in den letzten Wochen zwar für Volatilität beim Erdölpreis gesorgt, damit einhergehende Produktionsstörungen halten sich bislang jedoch in Grenzen.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Vorlaufende Konjunkturindikatoren (Januar)
letzter: -0.2%; erwartet: -0.3%; aktuell: -0.4%

Der Index der vorlaufenden Indikatoren, welcher vom Conference Board erhoben wird, sank im Januar um weitere 0.4%. Der Sammelindex setzt sich aus zehn Frühindikatoren zusammen, wie beispielsweise den Neuaufträgen in der Industrie. Zwar signalisiert der Sammelindex weiterhin Gegenwind für die Wirtschaftstätigkeit, doch leisteten zum Jahresbeginn sechs der zehn Frühindikatoren einen positiven Beitrag. Entsprechend rechnet das Conference Board weiterhin mit einer Wachstumsverlangsamung, jedoch ohne Rezession für die US-Wirtschaft im Jahr 2024.

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
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