08. März 2024, Tägliche Marktsicht

Aktienmärkte legen nach Zinsentscheid der EZB zu

Positivere Inflationsaussichten von der EZB führen zu einer Erholung an den Märkten. Heute steht der Geschäftsbericht des Flughafens Zürich im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.25%, SPI: +0.88%, SMIM: +1.22%

Der Schweizer Aktienmarkt schloss am Donnerstag höher als am Vortag. Der Leitindex SMI gewann 0.3% hinzu und lag damit knapp unter dem im Laufe des Tages erzielten Jahreshoch. Für eine gewisse Erholung hat der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) gesorgt, welche die Zinsen wie erwartet nicht geändert hat. Der Markt reagierte positiv auf die Aussicht, dass die Inflation im Euroraum rascher zurückgehen und baldige Zinssenkungen bevorstehen könnten. Insgesamt 17 Bluechips-Titel beendeten den Börsentag im Gewinnbereich. Die Werte von Givaudan konnten mit 2.7% am meisten zulegen. Der Hersteller von Aromen und Duftstoffen konnte an die Kursgewinne des Vortages anknüpfen. Die Aktien von Lonza (+2.6%) profitierten von einem erfreulichen Zahlenset der Konkurrentin Bachem. Die Valoren von Sika (+2.2%) und Richemont (+2.1%) verbuchten ebenfalls hohe Tagesgewinne. Von den drei Tagesverlierern fällt insbesondere Novartis mit einer negativen Performance von 3.6% auf. Der Kursrückgang ist jedoch auf den Dividendenabgang des Pharmaunternehmens zurückzuführen. Als Index-Schwergewicht belasteten die Verluste den gesamten SMI. Am breiten Markt erholten sich die Aktien von VAT (+3.6%) und Sandoz (+2.9%), nachdem beide Titel in jüngster Zeit Kursverluste einstecken mussten. Wie bereits angemerkt wurde Bachem (+15.5%) aufgrund positiven Geschäftszahlen hoch gehandelt. Im Sog von Bachem konnten zudem die Titel des Konkurrenten Polypeptide (+8.1%) profitieren. Hohe Volatilität verzeichneten einmal mehr die Werte Idorsia (+22.6%) und Meyer Burger (-13%).

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.19%, DAX: +0.71%

Die europäischen Aktienmärkte schlossen am Donnerstag mit Kursgewinnen. Der länderübergreifende Index EuroStoxx50 legte 1.2% zu, ebenso der spanische IBEX35 (+1.2%). Der französische CAC40 beendete den Börsentag mit einem Plus von 0.8% und damit ebenfalls deutlich höher als am Vortag. Antreiber für die Kursanstiege war die erfreuliche Inflationsprognose der EZB. Europas wertvollstes Unternehmen Novo Nordisk wurde von positiven Studiendaten zu Abnehmmedikamenten beflügelt. Das dänische Pharmaunternehmen schloss 8.3% höher. Die gefragten Tech-Werte ASML (4.1%), Infineon (3.1%) und Ayden (2.7%) verbuchten ebenfalls deutliche Kursgewinne. In der Sektorenbetrachtung bestätigten diese Entwicklungen. Die Branchen Technologie, Gesundheit und Grundstoffe legten stark zu. Lediglich die Sektoren Kommunikationsdienstleistungen und Energie weisen geringfügige Verluste aus.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.34%, S&P500: +1.03%; Nasdaq: +1.51%

Die amerikanischen Aktienmärkte nahmen am Donnerstag wieder Fahrt auf. Nach der bislang eher zurückhaltenden Monatsperformance im März zeigten gestern verschiedene Indizes deutlich nach oben. Der DowJones gewann 0.3% dazu, während der S&P500 um 1.0% anzog. Beim technologielastigen Nasdaq schlug ein Tagesplus von 1.5% zu Buche. Im Fokus standen unter anderem erneut die Technologiewerte. Die Valoren von Chip-Entwickler Nvidia (+4.5%) stiegen erneut klar an und durchbrachen erstmals die Marke von USD 900 pro Aktie. Diese Entwicklung konnte auch in anderen Chip-Werten wie Broadcom (+4.2%) festgestellt werden. Stark unter Druck standen hingegen die Aktien von Victoria’s Secret (-29.7%), nachdem das Unternehmen vor einer tieferen zukünftigen Nachfrage warnte. In der Sektorenbetrachtung legten Technologie und Kommunikationsdienstleistungen zu, während die Finanzwerte in einem sonst sehr positiven Marktumfeld kleine Verluste zu verzeichnen hatten.

Unternehmensberichte

Flughafen Zürich legte heute das Zahlenset für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 vor. Der Umsatz konnte mit einem Plus von 21% gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht werden und belief sich auf CHF 1.24 Mrd. Dank eines gestiegenen Verkehrsaufkommens konnten die Einnahmen aus Flugbetriebsgebühren um CHF 106.8 Mio. auf CHF 539.3 Mio. gesteigert werden. Die Gesamterträge aus der Luftfahrt lagen ebenfalls 24% höher und beliefen sich auf CHF 610. Mio. Auch Non-Aviations-Erträge wie Kommerz- und Parkingerträge wiesen ein deutliches Wachstum auf. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA stellt für das Jahr 2023 einen neuen Rekordwert dar. Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Betriebsergebnis um CHF 121.2 Mio. (+22%) auf CHF 676.7 Mio. erhöht werden. Die entsprechende Marge liegt mit 55% ebenfalls über dem Vorjahreswert. Für das laufende Jahr 2024 rechnet Flughafen Zürich mit zunehmenden Verkehrszahlen. Es werden rund 30 Mio. Passagiere erwartet. Mit dieser Entwicklung einhergehend erwartet das Unternehmen steigende Aviation- und Non-Aviation-Erträge. Teuerungsbedingt werden auch höhere Betriebskosten prognostiziert. Wie im Vorjahr soll nebst der ordentlichen Dividende auch eine Sonderdividende ausgeschüttet werden. Der Verwaltungsrat beantragt die Ausschüttung einer ordentlichen Dividende von CHF 4.00 sowie einer Zusatzdividende von CHF 1.30 pro Aktie.  

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.081% DE: 2.304% CH: 0.613%

Der gestrige Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank hatte lediglich kurzfristig einen Einfluss auf die Kapitalmärkte. So fielen die Renditen nach Veröffentlichung der nach unten korrigierten EZB-Inflationsprognose kurzzeitig um ein paar Basispunkte zurück. Während der Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde erholten sich die Zinsen jedoch wieder. Lagarde machte deutlich, dass der EZB-Rat noch nicht zuversichtlich genug sei, um geldpolitisch zu reagieren, sprich die Zinsen zu senken.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8775
Euro in US-Dollar: 1.0946
Euro in Franken: 0.9605

Im Einklang mit den Zinsen geriet auch der Euro nach dem EZB-Zinsentscheid vorübergehend etwas unter Druck, erholte sich jedoch danach rasch wieder. Der US-Dollar verlor hingegen im Vorfeld des heute Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktberichts gegenüber sämtlichen G10-Währungen an Terrain. Der Zustand des US-Arbeitsmarktes ist mitentscheidend für die zukünftige Ausrichtung der US-Geldpolitik.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 79.55 pro Fass
Goldpreis: USD 2'161.60 pro Unze

Der Goldpreis setzte seinen Aufwärtstrend auch gestern fort und notiert mittlerweile deutlich über der Marke von 2150 US-Dollar pro Feinunze. Neben der Spekulation auf sinkende Zinsen sind insbesondere die anhaltenden Käufe der Zentralbanken aus den Schwellenländern ein wichtiger Preistreiber. Vor allem die Notenbank von China hat ihre Goldreserven in den vergangenen Monaten kräftig aufgestockt.

Wirtschaft und Konjunktur

Europäische Zentralbank: Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz)
letzter: 4.50%; erwartet: 4.50%; aktuell: 4.50%

Die Europäische Zentralbank beliess ihre Leitzinsen gestern erwartungsgemäss unverändert. Der EZB-Rat geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in der Eurozone auf kurze Sicht verhalten bleiben wird, sich die Konjunktur danach aber wieder erholen dürfte. Zudem hat der Preisdruck zuletzt merklich nachgelassen und veranlasste die EZB dazu, ihre Inflationsprognose gegenüber der Dezember-Sitzung nach unten zu korrigieren. Allerdings gehen die Experten der Europäischen Zentralbank davon aus, dass die durchschnittliche Inflation mit 2.3% auch 2024 noch über dem mittelfristigen 2%-Ziel der EZB liegen wird. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bestätigte das Vorgehen eines datengestützten Ansatzes und dämpfte damit die Erwartung, dass bereits bei der nächsten Sitzung ein Zinsschritt vorgenommen werden könnte. Man werde bis im April nicht viele neue Daten zur Verfügung haben. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank im Sommer ein erstes Mal an der Zinsschraube drehen wird.

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Patrick Häfeli

Senior Strategieanalyst Fixed Income
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich