13. März 2024, Tägliche Marktsicht

Aktienmärkte lassen die US-Inflationsdaten kalt

Die leicht höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen wurden von den Aktienmärkten ignoriert. Heute stehen die Geschäftsberichte von Geberit, Sandoz, Stadler Rail und Orior im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.66%, SPI: +0.64%, SMIM: +0.74%

Der Schweizer Aktienmarkt zog im Schlepptau der positiven US-Märkte gegen Handelsende an und schloss höher. Die leicht höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen hatten dabei keinen negativen Einfluss. Der Leitindex SMI gewann bis Handelsende 0.7% hinzu. 18 Gewinneraktien standen nur zwei Tagesverlierer gegenüber. Angeführt wurde das Tableau von Partners Group (+2.7%), Logitech (+2.2%) und UBS (+2.2%). Die Aktien der Grossbank notieren so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Mit negativem Vorzeichen schlossen nur Novartis (-1.4%) und Swisscom (-0.5%). Beim Pharmamulti bewilligte das deutsche Kartellamt den Kauf des Biotech-Unternehmens Morphosys. Im breiten Markt konnten BKW (+9.6%), Polypeptide (+17.1%) und Medartis (+8.9%) die Marktteilnehmer mit den Jahreszahlen überzeugen. Der Stromversorger überzeugte mit seinem in Aussicht gestellten operativen Gewinn für das laufende Jahr von CHF 650 bis 750 Mio., was über den Analystenerwartungen lag. Ebenfalls positiv wurden Gewinnzahlen des Laborausrüsters Tecan (+1.2%) aufgenommen. Die bereinigte EBITDA-Marge lag mit 20.5% über den Erwartungen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: +1.07%, DAX: +1.23%

Auch die europäischen Aktienmärkte zogen nach Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Nachmittag an. Der länderübergreifende Index EuroStoxx50 legte um 1.1% und der zyklischere deutsche DAX um 1.2% zu. Auf Sektorenebene waren die zyklischen Bereiche Zyklischer Konsum, Finanzen, Technologie und Industrie gefragt. Negativ notierten die Branchen Immobilien, Versorger und Kommunikationsdienste.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.61%, S&P500: +1.12%; Nasdaq: +1.54%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich trotz den höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten positiv. Die Verbraucherpreise für den Februar stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3.2%. Die Analysten hatten im Schnitt eine unveränderte Rate von 3.1% erwartet. Die von der US-Notenbank stärker beachtete Kerninflation bildete sich hingegen von 3.9% im Vormonat auf 3.8% zurück. Hier wurde jedoch auch ein leicht stärkerer Rückgang auf 3.7% erwartet. Der Leitindex DowJones legte um 0.6% zu, während der breiter gefasste S&P500 um 1.1% anstieg. Beim technologielastigen Nasdaq ging es mit +1.5% am stärksten nach oben. Bei den Einzeltiteln fiel Oracle mit einem Kurssprung von 11.8% aufgrund der überzeugenden Zahlen zum 3. Geschäftsquartal auf.

Unternehmensberichte

Der Nahrungsmittelhersteller Orior präsentierte heute Morgen die detaillierten Zahlen zum abgelaufenen Jahr 2023. Nach der Gewinnwarnung von Ende Januar waren gewisse Eckdaten wie der Umsatz und die EBITDA-Marge bereits bekannt. Der Umsatz stieg um 1.0% bzw. organisch um 2.1% auf CHF 643 Mio. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA fiel von CHF 64.1 Mio. im Vorjahr auf CHF 59.2 Mio., was einem Margenrückgang von 10.1% auf 9.2% entspricht. Unter dem Strich resultierte ein 18% tieferer Reingewinn von CHF 24.8 Mio. Die Dividende soll von CHF 2.50 auf CHF 2.51 je Aktie angehoben werden. Für das laufende Jahr wird ein organisches Wachstum von 1.5% bis 2.5% sowie eine EBITDA-Marge von 9.3% bis 9.5% erwartet. Die Mittelfristziele 2025 werden jedoch nach hinten verschoben. Zu deren Erreichung werden nun aber 2 bis 3 Jahre erwartet. Das Ziel einer jährlichen Steigerung des EBITDA wird aufgegeben. Zusätzlich soll die Dividende in den nächsten Jahren nicht mehr zwingend absolut steigen, sondern mindestens gleichbleiben. Nach der Gewinnwarnung lagen die Zahlen innerhalb der Analystenerwartungen. Der Ausblick und die Anpassung der Mittelfristziele liegen jedoch hinter den Erwartungen.

Sandoz steigerte den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 um 6% auf USD 9.6 Mrd. Währungsbereinigt erreichte der auf Nachahmermedikamente spezialisierte Konzern ein Wachstum von 7%. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA verringerte sich um 10% auf USD 1.74 Mrd., was einer Marge von 18.1% entspricht (2022: 21.3%). Der Rückgang war unter anderem auf Separationskosten zurückzuführen, die im Zusammenhang mit der letztjährigen Abspaltung von Novartis stehen. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von USD 953 Mio., 22% unter dem Vorjahreswert. Der GV wird eine Dividende von CHF 0.45 pro Aktie vorgeschlagen. Für 2024 rechnet das Management mit einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und einer EBIT-Marge von rund 20%. Das Ergebnis und der Ausblick liegen insgesamt im Rahmen der Analystenerwartungen.

Geberit legte heute Morgen die detaillierten Zahlen für 2023 vor, nachdem die Umsatzzahlen bereits Mitte Januar bekannt gegeben wurden. Der Umsatz nahm um 9.1% bzw. zu konstanten Wechselkursen um 4.8% auf CHF 3'084 Mio. ab. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA stieg um 1.4% auf CHF 921 Mio., was einer EBITDA-Marge von 29.9% entspricht. Unter dem Strich resultierte ein 12.6% tieferer Reingewinn von CHF 617 Mio. Die Dividende soll um 0.8% auf CHF 12.70 pro Aktie steigen. Ein qualitativer Ausblick wurde nicht abgegeben. Das Ergebnis bleibt leicht unter den Analystenerwartungen.

Der Zugbauer Stadler Rail präsentierte heute Morgen die Zahlen für 2023. Der Auftragseingang nahm von CHF 8.6 Mrd. auf CHF 6.8 Mrd. ab. Der Auftragsbestand liegt mit CHF 24.4 Mrd. nochmals über dem Vorjahreswert von CHF 22.0 Mrd. Der Umsatz sank 2023 um 4% auf CHF 3.6 Mrd. Stärker rückläufig war mit -11% der operative Gewinn der CHF 183.3 Mio. betrug, was einer von 5.5% auf 5.1% gesunkenen Marge entspricht. Unter dem Strich resultierte ein 84% höherer Reingewinn von CHF 138.6 Mio. vor allem aufgrund tieferer Währungsverlust im Finanzergebnis. Die Dividende soll unverändert CHF 0.90 je Aktie betragen. Für das laufende Jahr wird ein Umsatz von CHF 3.5 bis 3.7 Mrd. sowie eine gleichbleibende EBIT-Marge erwartet. Das Ergebnis verfehlt die die Analystenerwartungen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.145% DE: 2.327% CH: 0.635%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe hat gestern um 10 Basispunkte zugelegt. Die Bewegung nach oben wurde durch die neusten Inflationsdaten aus den USA ausgelöst. Die US-Inflation scheint sich stärker festzusetzen, als es sich viele Marktteilnehmer erhofft haben. Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, hat zuletzt betont, dass die Fed für eine erste Leitzinssenkung mehr Zuversicht brauche, dass die Inflation nachhaltig zurückgehe.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8779
Euro in US-Dollar: 1.0929
Euro in Franken: 0.9593

Der US-Dollar hat nach den US-Inflationsdaten zum Franken und Euro zunächst zugelegt. Die Kursbewegungen hielten sich jedoch in Grenzen, auch weil sich an den Erwartungen des zukünftigen US-Zinspfades kaum etwas verändert hat. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung der Fed im Juni auf knapp 70% geschätzt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 78.17 pro Fass
Goldpreis: USD 2'158.75 pro Unze

In der ersten März-Woche legte der Goldpreis um knapp 7% zu. Nach dem jüngsten Höhenflug ist das Edelmetall gestern Nachmittag durch die neusten Verbraucherpreisdaten aus den USA unter Druck geraten. Die Teuerung hält sich hartnäckig auf erhöhtem Niveau.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Inflation (Februar, YoY)
letzte: 3.1%; erwartet: 3.1%; aktuell: 3.2%

Die Inflationsrate in den USA verharrt hartnäckig auf erhöhtem Niveau. Die Preise für den gesamten Warenkorb sind im Jahresvergleich entgegen den Erwartungen im Februar mit 3.2% einen Tick höher ausgefallen. Die Kerninflation, die schwankungsanfällige Komponenten wie Lebensmittel und Energie ausklammert, kommt dagegen leicht zurück. Diese ist auf 3.8% zurückgekommen, erwartet wurde ein Rückgang auf 3.7%.

Daniel Wachter

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Tobias Kistler

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
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