22. August 2024, Tägliche Marktsicht
Zurückhaltung zur Wochenmitte
Der Schweizer Aktienmarkt trat gestern in einem ruhigen Handelsumfeld an Ort und Stelle. Heute stehen die Halbjahreszahlen von Swiss Re, SPS, Siegfried und BCV im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.13%, SPI: -0.09%, SMIM: -0.02%
Der Schweizer Aktienmarkt kam zur Wochenmitte nicht vom Fleck. Vor dem Treffen der Notenbanker im amerikanischen Jackson Hole blieben viele Marktteilnehmer zurückhaltend gestimmt. Zudem fehlten von Unternehmensseite etwas die Impulse. Der SMI beendete den Handelstag 0.1% tiefer. 15 der 20 SMI-Werte verabschiedeten sich mit Kursverlusten aus dem Handel. Tagesverlierer waren die Aktien von Alcon (-2.3%), die nach der Vorlage der 2. Quartalszahlen vom Dienstagabend unter Gewinnmitnahmen litten. Der Augenheilkundekonzern bestätigte zwar den Ausblick für das Gesamtjahr, blieb aber mit seinem Quartalsumsatz leicht unter den Erwartungen. Mit einem Kursplus von mehr als 23% seit Jahresgewinn gehört Alcon aber weiterhin zu den stärksten Aktien im Leitindex. Ebenfalls zu den Verlierern gehörten die Titel von Sonova (-0.9%). Sie wurden von einem pessimistischen Bericht eines Brokers gebremst, der die Aktien auf seine Verkaufsliste nahm. Ansonsten gehörten mit Roche (-0.3%), UBS (-0.5%), Lonza (-0.6%) und Swiss Life (-0.8%) vor allem Aktien aus dem Gesundheits- und Finanzsektoren zu den Verlierern. Auf der Gewinnerseite standen gestern Givaudan (+0.3%), Richemont (+0.7%) und Holcim (+0.8%). Im breiten Markt gaben die Aktien von Orior nach enttäuschenden Halbjahreszahlen und einer Reduktion der Jahresprognose zunächst bis zu 4.5% nach, konnten die Verluste aber im Tagesverlauf teilweise wettmachten und schlossen 1.4% tiefer. Positiv aufgenommen wurden hingegen die Zwischenberichte von Sensirion (+1.1%), BKW (+0.6%) und Implenia (+2.8%). Ebenfalls gefragt waren die Aktien von Meier Tobler (+2.4%), nachdem das Unternehmen ein neues Aktienrückkaufprogramm in der Höhe von bis zu CHF 6 Mio. zum Festpreis von CHF 27 pro Aktie ankündigte.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.57%, DAX: +0.50%
An den meisten europäischen Aktienmärkten wechselten die Kurse nach der Verschnaufpause vom Dienstag gestern wieder in die Gewinnspur. Unterstützt durch die positiven Vorgaben aus den USA und trotz weniger Impulse von Unternehmensseite stieg der EuroStoxx50 um 0.6% an. Der DAX ging mit einem Kursplus von 0.5% aus dem Handel. Aus Branchensicht gehörten die Bereiche zyklischer und nichtzyklischer Konsum, Grundstoffe und Technologie zu den Tagesgewinnern. Nicht gefragt waren dagegen Aktien aus den defensiven Sektoren Versorger, Gesundheit und Immobilien.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.14%, S&P500: +0.42%, Nasdaq: +0.57%
Die amerikanischen Aktienmärkte beendeten den gestrigen Handelstag ebenfalls mit Kursgewinnen. Der DowJones schloss 0.1% höher, während der S&P500 um 0.4% zulegte. Der technologielastige Nasdaq schloss 0.6% höher. Im Fokus standen unter anderem verschiedene Ergebnisse aus dem Einzelhandelssektor. Der Discounter Target erhöhte nach einem starken 2. Quartal den Ausblick für das Gesamtjahr, worauf die Aktien um 10.3% nach oben sprangen. Mit Enttäuschung und einem Kurssturz von 12.9% wurde hingegen der Zwischenbericht der Kaufhauskette Macy’s quittiert, die nach einem durchzogenen Quartal den Umsatzausblick senken musste.
Unternehmensberichte
Swiss Re steigerte den Gewinn im 1. Semester 2024 dank wenigen Grossschadenereignissen und der starken Entwicklung an den Kapitalmärkten um 16.8% auf USD 2.1 Mrd. Die Eigenkapitalrendite verschlechterte sich im Vorjahresvergleich minimal von 20.2% auf 20.1%. Der Versicherungsumsatz nach IFRS verbesserte sich von USD 21.8 Mrd. im Vorjahr auf USD 22.5 Mrd. Im Sach- und Rückversicherungsgeschäft verzeichnete Swiss Re einen Gewinn von USD 989 Mio., 1.6% höher als im Vorjahr. Die Schaden-Kosten-Quote belief sich auf 84.5%, nachdem sie im Vorjahr bei 81.8% gelegen hatte. Eine starke Entwicklung zeigte das Lebensrückversicherungsgeschäft, das den Gewinn um 46.2% auf USD 883 Mio. steigern konnte. Im Bereich Corporate Solutions erhöhte sich der Gewinn um 37.2% auf USD 435 Mio. In Bezug auf die Jahreszielsetzung, die einen Gewinn von mehr als USD 3.6 Mrd. und eine Schaden-Kosten-Quote unter 87% anstrebt, sieht sich der Rückversicherer auf Kurs. Mit dem Halbjahresergebnis übertrifft Swiss Re die Analystenerwartungen.
Swiss Prime Site (SPS) steigerte den Mietertrag im 1. Halbjahr 2024 um 6.0% auf CHF 232 Mio. Der Betriebsertrag des Immobilienunternehmens erhöhte sich um 3.2% auf CHF 317 Mio. Der Gewinn von Neubewertungen sank von CHF 298.9 Mio. im Vorjahressemester auf CHF 151.2 Mio. Im Vorjahr hatte der Verkauf von Wincasa den Gewinn unterstützt. Inklusive Neubewertungen erhöhte sich der Gewinn von CHF 65.9 Mio. im Vorjahr auf CHF 164.7 Mio. Dabei profitierte SPS von Neubewertungen in der Höhe von CHF 30.4 Mio. Der Wert des Immobilienportfolios erreichte CHF 13.2 Mrd., praktisch unverändert zum Vorjahr. Die Leerstandsquote verbesserte sich indes auf 3.6% (Vorjahr: 4.0%). Für das Gesamtjahr bleibt SPS optimistisch und rechnet unter anderem mit einer Leerstandsquote von 3.8%. Das Halbjahresergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.
Siegfried steigerte den Umsatz im 1. Halbjahr 2024 um 2.1% auf CHF 619.9 Mio. Währungsbereinigt erreichte der Auftragsfertiger für die Pharma- und Biotechindustrie damit ein Wachstum von 3.5%. Im Bereich Drug Substances erhöhte sich der Umsatz währungsbereinigt um 4.3% auf CHF 411.1 Mio., während der Umsatz im Segment Drug Products um 1.8% auf CHF 208.8 Mio. zunahm. Die fehlenden Erträge aus der Abfüllung eines Covid-Wirkstoffs konnte Siegfried dabei mit anderen Aufträgen kompensieren. Der bereinigte operative Gewinn (Core-EBITDA) erhöhte sich um 5.1% auf 132.1 Mio. Damit verbesserte sich die Kernmarge um 60 Basispunkte auf 21.7%. Dies war laut Siegfried vor allem den laufenden Effizienzmassnahmen und einem aktiven Portfoliomanagement zu verdanken. Unter dem Strich verblieb dem Unternehmen ein bereinigter Reingewinn von CHF 52.5 Mio., nach CHF 14.3 Mio. im Vorjahr. Die Prognose für das Gesamtjahr, die ein Umsatzwachstum im tiefen, einstelligen Prozentbereich und eine EBITDA-Marge mindestens auf der Vorjahreshöhe von 21.3% anstrebt, wurde bestätigt. Das Halbjahresergebnis übertrifft die Analystenerwartungen.
Die Waadtländer Kantonalbank BCV musste im 1. Halbjahr 2024 beim Geschäftserfolg einen Rückgang von 6% auf CHF 258.2 Mio. hinnehmen. Der Konzerngewinn verringerte sich im Vergleich zum Rekordergebnis des Vorjahres um 8% auf CHF 221.1 Mio. Die Einnahmen aus dem Zinsgeschäft konnten trotz den Zinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank praktisch auf dem Vorjahresniveau bei CHF 290.2 Mio. gehalten werden. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft stieg der Erfolg dank den vorteilhaften Kapitalmärkten und vielen Transkationen der Privatkunden um 7% auf CHF 180.9 Mio. Rückläufig entwickelte sich dagegen der Erfolg aus dem Handelsgeschäft, der um 15% auf CHF 89.1 Mio. abnahm. Dabei fiel vor allem das Ergebnis aus der Bewirtschaftung der eigenen Bilanz schlechter aus als im Vorjahr. Die Netto-Neugelder erhöhten sich im 1. Halbjahr um CHF 1.1 Mrd. Insgesamt stiegen die verwalteten Vermögen um 4% auf CHF 117.2 Mrd. Für das 2. Halbjahr erwartet BCV eine ähnliche Entwicklung im wie 1. Semester und rechnet für das Gesamtjahr weiterhin mit einem Jahresergebnis unter dem Rekordniveau von 2023.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.799%; DE: 2.187%; CH: 0.299%
Im Vorfeld der am Donnerstag beginnenden Notenbankkonferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming sank die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe. Gestern wurde zudem noch das Protokoll der letzten Sitzung veröffentlicht. Dieses zeigt, dass sich bereits in der letzten Sitzung im Juli einige Mitglieder für eine Senkung der US-Leitzinsen aussprachen. Zudem sieht die grosse Mehrheit der Mitglieder eine Zinssenkung für September als angebracht an. Insbesondere weiter sinkende Lohnkosten sehen viele als wichtigen Puzzlestein, damit die Inflation weiter in Richtung 2% sinkt und somit Raum für Leitzinssenkungen bietet. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Rede von Fed-Präsident Jerome Powell von morgen Nachmittag an der Jackson Hole Konferenz.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8515
Euro in US-Dollar: 1.1141
Euro in Franken: 0.9486
Der Euro hat sich nach der starken Gegenbewegung der letzten Wochen gegenüber dem Schweizer Franken wieder etwas abgeschwächt. Unterdessen notiert er wieder unter der Marke von 0.95. Mittelfristig erwarten wir tendenziell einen schwächeren Euro, da die europäische Wirtschaft, insbesondere Deutschland, nur zögerlich in die Gänge kommt und gleichzeitig die Europäische Zentralbank die Zinsen senken wird.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 71.85 pro Fass
Goldpreis: USD 2'501.59 pro Unze
Der Ölpreis notiert unterdessen nur noch knapp über der Marke von 70 US-Dollar das Fass. Mit der potenziellen Waffenruhe im Nahen Osten vor Augen haben sich die schlimmsten Befürchtungen einer Eskalation des Konflikts vorerst nicht bestätigt. Somit ist die Konjunkturentwicklung wieder ins Zentrum der Energiepreisentwicklung gerückt. Die globale Wirtschaft kommt nicht in die Gänge und insbesondere die Nachfrage aus China und auch den USA sinkt. Diese beiden Wirtschaftsblöcke machen über einen Drittel der globalen Nachfrage aus, entsprechend kommt der Preis unter Druck.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden keine relevanten Wirtschaftsdaten publiziert.
Beat Schiffhauer
8021 Zürich
Matthias Müller
8021 Zürich
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