07. November 2024, Tägliche Marktsicht

US-Märkte jubeln nach Trump-Sieg

Am Tag des Wahlsiegs von Donald Trump avancierten die US-Märkte stark und erreichten neue Höchststände. Die europäische Reaktion fiel indes klar negativ aus. Heute stehen die Unternehmenszahlen von Zurich, ams-OSRAM und Vontobel im Fokus.

Im Fokus

An den Märkten waren gestern alle Augen auf die US-Wahlen gerichtet. Donald Trump gewann die Wahl zum US-Präsidenten überraschend deutlich. Nachdem im Vorfeld ein Kopf-an Kopf-Rennen erwartet wurde, stand gestern schnell fest, dass Trump diese Wahl gewinnen wird. Neben dem Präsidenten wurde gestern auch ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt. Der Senat wird künftig wieder von den Republikanern kontrolliert werden. Gemäss dem aktuellen Stand der Auszählungen (8 Uhr) haben die Republikaner mindestens 52 Sitze der 100 Sitze in der kleinen Kammer auf sicher. 4 Sitze sind noch offen. Das Rennen um das Repräsentantenhaus ist hingegen weiter offen. Aktuell haben sich die Republikaner 209 Sitze gesichert, während 191 Sitze demokratisch besetzt sein werden. Bei 35 Sitzen ist das Rennen noch offen. Können sich die Republikaner noch 9 Sitze davon sichern, halten sie auch dort eine Mehrheit. Dies würde es Trump wesentlich erleichtern seine politischen Ideen durchzusetzen.

Nachdem ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet wurde, zeigten sich die Märkte erleichtert über das schnelle und deutliche Wahlergebnis. Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten positiv auf die Wahl Donald Trumps. Die US-Unternehmen profitieren von der Aussicht auf tiefere Unternehmenssteuern und Deregulierung, welche Trump im Wahlkampf versprochen hat. Die europäischen Aktienmärkte und der Schweizer Aktienmarkt reagierten zunächst ebenfalls positiv auf das Wahlergebnis. Im Verlauf des Tages verflog jedoch die Euphorie und es machte sich Ernüchterung breit. Die von Trump im Wahlkampf angekündigte Zollpolitik stellt insbesondere für exportorientierte Unternehmen ein Risiko dar. An den Kapitalmärkten stiegen die Zinsen in den USA weiter an. Es wird erwartet, dass Trump unter anderem mit Handelszöllen und seiner Immigrationspolitik zu einer höheren Inflation beiträgt und damit das Potential für Zinssenkungen schmälern könnte. Dies beflügelte auch den US-Dollar, welcher gegenüber allen G10-Währungen deutlich an Wert zulegte. Der Goldpreis verbuchte hingegen Abgaben.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.16%, SPI: -0.23%, SMIM: -0.94%

Der Schweizer Aktienmarkt entwickelte sich gestern leicht rückläufig. Der deutliche Wahlsieg von Donald Trump liess die Kurse zunächst steigen, doch am Ende schloss der SMI leicht unter dem Vortagesniveau. Gewinnmitnahmen und Schwierigkeiten bei den Schwergewichten führten zu einer uneinheitlichen Marktentwicklung. Der SMI ging schlussendlich 0.2% tiefer aus dem Handel. Bei den 20 grosskapitalisierten Werten standen sieben Kursgewinner 13 Kursverlierern gegenüber. Angeführt wurde der Leitindex von UBS (+5.2%). Der Finanzkonzern profitierte am meisten von der Wahl von Präsident Donald Trump. Weitere US-Wahlprofiteure waren Partners Group (+2.7%), Swiss Life (+1.8%), Holcim (+1.6%) und ABB (+1.5%). Einen negativen Trump-Effekt spürten die Mehrheit der SMI-Werte wie Swisscom (-1.0%), Lonza (-1.2%), Roche (-1.5%), Nestlé (-1.8%), Kühne + Nagel (-2.5%), Geberit (-2.8%) und Givaudan (-3.3%). Auch der breite Markt zeigte keine Zeichen der Euphorie. Die Small- und Mid-Caps im SMIM verloren mit -0.9% sogar deutlich. Unter den Einzeltiteln gewannen die Aktien des Biotech-Unternehmens Molecular Partners 15.5% hinzu. Ebenfalls im Höhenflug befand sich der Finanzwert Swissquote (+8.0%). Die Online-Bank profitierte vom positiven Krypto-Umfeld, das von der Wahl von Trump stark getrieben wurde und dem Bitcoin ein neues Hoch verschaffte. SoftwareONE gelang es nach einer Serie von tiefen Kursrückschlägen wieder einen Tages-Kurszuwachs von 4.9% zu erzielen. Trotzdem befinden sich die Titel weit unter den Werten von vor wenigen Tagen. Positiv entwickelten sich auch die Aktien von Sensirion (+4.1%), Georg Fischer (+2.6%), Ypsomed (+2.4%) und Julius Baer (+2.2%). Auf der Verliererseite befanden sich die Unternehmen wie Straumann (-3.5%), SGS (-4.7%), V-Zug (-5.1%) und Gurit (-9.5%). Die Lebensmittelgruppe Orior hat überraschend bekanntgegeben, dass CEO Daniel Lutz nach fast zehn Jahren das Unternehmen verlässt. Der Verwaltungsrat und Lutz einigten sich darauf, die Unternehmensführung neu zu besetzen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -1.43%, DAX: -1.13%

Die europäischen Aktienmärkte reagierten auf Donald Trumps Wahlsieg mit Unsicherheit und deutlichen Kursverlusten. Dabei sank der länderübergreifende EuroStoxx50 um 1.4% und der deutsche DAX lag bei einem Minus von 1.1%. Es werden für Europa zwar kurzfristige Wachstumsimpulse aus den USA erwartet, jedoch werden vor langfristigen Belastungen und negativen Folgen durch mögliche Handelskonflikte und geopolitische Unsicherheiten gewarnt. Auch die übrigen europäischen Indizes waren rückläufig. Besonders negativ entwickelte sich der spanische IBEX35, welcher 2.9% tiefer schloss. Weniger stark verloren der französische CAC40 (-0.5%) und der britische FTSE100 (-0.1%). Auf Sektorenebene gab es gestern nur Verluste zu verzeichnen. Besonders schlecht schnitten die Sektoren zyklischer Konsum, Grundstoffe, Technologie, Nichtzyklischer Konsum, Immobilien und Versorger ab. Bei den Einzeltiteln gerieten Autoaktien gestern unter Druck, da Anleger unter einer Trump-Präsidentschaft höhere Zölle auf europäische Autos befürchten, BMW (-6.6%) und Mercedes-Benz (-6.4%) verzeichneten dabei deutliche Verluste. Während der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk zunächst von starken Geschäften profitierte, reduzierte sich der Kursgewinn nach einer lauen Umsatzprognose für 2025 auf ein Plus von 0.6%. Positiv fielen die Aktien von Barclays (+5.4%), Wise (+3.8%) und Victoria’s Secret (+2.4%) auf.

Aktienmärkte USA

DowJones: +3.57%, S&P500: +2.53%, Nasdaq: +2.95%

Die amerikanischen Aktienmärkte erlebten nach dem klaren Wahlsieg von Donald Trump am Mittwoch eine Kursrally, bei der die Indizes DowJones, S&P500 und Nasdaq neue Rekordhöhen erreichten. Mit der Wahl von Trump steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Jahresendrally, da Trump mit der republikanischen Mehrheit seine Politik von Steuersenkungen, verstärkter Ölförderung und schärferem Einwanderungsrecht umsetzen könnte. Der Leitindex DowJones zog um 3.6% an. Der marktbreite S&P500 kletterte um 2.5% nach oben und der technologielastige Nasdaq avancierte 3.0%. Auf Sektorenebene stiegen die Bereiche Finanzwerte, Industrie, zyklischer Konsum, Energie und Technologie am stärksten. Unterdurchschnittlich zeigten sich die Sektoren Versorger, Nichtzyklischer Konsum und Immobilien. Auf Einzeltitelebene legten die Finanzwerte wie Discover (+20.2%) und Synchrony Financial (+18.8%) deutlich zu. Der Elektroautobauer Tesla profitierte ebenfalls stark von der Wahl von Donald Trump und sprang um 14.8% an. Negativ reagierten die Aktien von Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien, unter anderem litten First Solar (-10.1%) und Enphase Energy (-16.8%) unter deutlichen Abschlägen.

Unternehmensberichte

Die Zurich Insurance Group erzielte in den ersten neun Monaten 2024 ein solides Wachstum in allen Geschäftsbereichen. Der Bereich Schaden- und Unfallversicherung (P&C) verzeichnete ein Plus von 4% auf USD 36.1 Mrd. bei den gebuchten Bruttobeiträgen. Diese wurden unterstützt durch eine durchschnittliche Prämienerhöhung von 5% im Privatkundengeschäft und 4% im Gewerbegeschäft. Die Lebensversicherung konnte durch hohe Verkaufszahlen, vor allem im Bereich der fondsgebundenen Produkte und Schutzversicherungen, in Japan, Grossbritannien und Lateinamerika stark zulegen. Die neuen Geschäftsprämien stiegen insgesamt um 6%. Farmers Management Services erzielte ein Wachstum der Gebühreneinnahmen um 6%, gestützt durch die Entwicklung bei den Farmers Exchanges, die selbst ein Prämienwachstum von 4% und eine Combined Ratio von 93.5% verzeichneten. Im Bereich Naturkatastrophen verzeichnete Zurich im 3. Quartal Verluste von USD 160 Mio. durch Hurrikan Helene, und für den Schaden im 4. Quartal durch Hurrikan Milton werden voraussichtlich Verluste unter USD 200 Mio. erwartet. Die Kapitalausstattung bleibt mit einer geschätzten Swiss Solvency Test-Quote von 224% am 30. September 2024 stark und liegt deutlich über dem Zielniveau der Gruppe. Mit dem ausgewiesenen Zahlenset erfüllt Zurich die Analystenerwartungen.

ams OSRAM erzielte im 3. Quartal 2024 einen Umsatz von EUR 881 Mio., eine bereinigte EBITDA-Marge von 18.8% und einen Free Cash Flow von EUR 188 Mio., unterstützt durch Vorauszahlungen und Erstattungen von Entwicklungskosten. Die „Re-establish the Base“-Initiative von ams OSRAM, die auf Kosteneffizienz und strukturelle Verbesserungen abzielt, verläuft schneller als geplant und erzielte aufgrund straffer Kostenkontrollen bereits Einsparungen von EUR 85 Mio. Wegen des anhaltend herausfordernden Marktumfelds hat das Unternehmen beschlossen, das Programm um weitere EUR 75 Mio. zu erhöhen, sodass bis Ende 2026 Einsparungen von insgesamt EUR 225 Mio. realisiert werden sollen. Das Unternehmen verfolgt mittelfristige Wachstumsziele für den Zeitraum von 2024 bis 2027, in dem das Kern-Halbleitergeschäft ein jährliches Wachstum von 6-10% erreichen soll. Darüber hinaus strebt ams OSRAM eine bereinigte EBITDA-Marge von 20-24% an, bei einer CAPEX-Quote von 8% des Umsatzes. Für das 4. Quartal erwartet ams OSRAM einen Umsatz von EUR 810 bis 910 Mio. und eine EBITDA-Marge von 15-18%, während im 1. Quartal 2025 ein schwacher Start, aber dennoch ein langfristiges Wachstum im Kerngeschäft prognostiziert wird.

Vontobel bestätigt seine strategische Ausrichtung und finanziellen Ziele, mit Schwerpunkten auf Kundennutzen, profitables Wachstum und Effizienzsteigerungen. Die verwalteten Vermögen stiegen in den ersten neun Monaten 2024 um 10% auf CHF 227.6 Mrd., was auf eine positive Marktentwicklung (CHF 16.8 Mrd.), Nettomittelzuflüsse (CHF 2.6 Mrd.) und Wechselkurseffekte (CHF 1.5 Mrd.) zurückzuführen ist. Der Bereich Privatkunden zeigte ein starkes Wachstum mit Zuflüssen von CHF 3.1 Mrd., während die Abflüsse bei institutionellen Kunden auf CHF 0.5 Mrd. reduziert werden konnten. Vontobel ist auf gutem Weg, sein Effizienzprogramm über CHF 100 Mio. bis 2026 umzusetzen, um seine strategische Flexibilität zu sichern. Gleichzeitig strebt das Unternehmen ein organisches Umsatzwachstum von 4 bis 6% an und ergänzt dies gezielt durch Zukäufe, um seine Marktposition zu stärken und neue Kompetenzen zu gewinnen.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.418%; DE: 2.402%; CH: 0.328%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihen ist gestern um 16 Basispunkte gestiegen. Es wird erwartet, dass das Haushaltsdefizit unter Trump deutlich ausgeweitet wird. Ausserdem befürchten die Marktteilnehmenden, dass Donald Trump mit seiner Politik zu einem höheren Preisdruck beitragen wird. Bereits im Vorfeld der Wahl haben sich die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank deutlich reduziert. Wurden anfangs Oktober noch 8 Zinssenkungen bis Ende 2025 erwartet, sind es heute nur noch 4. Heute richtet sich die Aufmerksamkeit auf die US-Notenbank, welche am Abend ihren Zinsentscheid verkündet. Es wird erwartet, dass sie die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte senken wird.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8748
Euro in US-Dollar: 1.0750
Euro in Franken: 0.9403

Der US-Dollar reagierte mit kräftigen Gewinnen auf die Wahl von Donald Trump. Die von Trump erwartete Erhöhung der Zölle könnte die Inflation wieder anheizen und damit das Potential für weitere Zinssenkungen schmälern. Die Aussicht auf anhaltend höhere Zinsen in den USA, stärkt den US-Dollar.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 71.80 pro Fass
Goldpreis: USD 2'657.25 pro Unze

Das rasche und deutliche Wahlergebnis drückte auf die Nachfrage nach dem als sicher geltenden Gold. Entsprechend liess der Goldpreis gestern um 3.1% nach. Zudem belasteten die wieder gestiegenen Zinsen in den USA das gelbe Edelmetall. Der Ölpreis wurde ebenfalls vom starken US-Dollar belastet.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden gestern keine relevanten Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Heute steht der Zinsentscheid der US-Notenbank auf der Agenda.

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Florian Hiltpold

Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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