05. November 2024, Tägliche Marktsicht

Unsicherheit vor US-Präsidentschaftswahl

Vor der heute anstehenden US-Präsidentschaftswahl war an den Börsen Zurückhaltung zu spüren. Neben diesem Grossereignis stehen heute die Unternehmenszahlen von Adecco, Burckhardt Compression und OC Oerlikon im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.59%, SPI: -0.50%, SMIM: -0.12%

Der Schweizer Aktienmarkt startete mit kleinen Abgaben in den Handelstag und hievte sich zur Tagesmitte zwischenzeitlich sogar in die Gewinnzone. Mit Eröffnung der US-Börsen wurde der Abwärtsdruck jedoch stärker und der Leitindex SMI (-0.6%) schloss auf dem Tagestief. Die heute anstehende US-Präsidentschaftswahl sorgte bei den Marktteilnehmern für Unsicherheit und Zurückhaltung. Zudem steht am kommenden Donnerstag mit dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Fed ein weiteres wichtiges Ereignis auf der Agenda. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 17 Kursverlierer und 3 Gewinner gegenüber. Schlusslicht war der Rückversicherer Swiss Re, der 1.4% an Wert verlor. Die schweren Unwetter in Spanien, die verheerende Schäden angerichtet haben, belasteten den Rückversicherer. Ebenfalls deutlich tiefer notierte der Luxusgüterhersteller Richemont (-1.2%), der am nächsten Freitag seine Zahlen zur ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024/25 publizieren wird. Klare Rücksetzer mussten auch Lonza (-1.2%), Nestlé, Alcon und Partners Group (alle -1.1%) hinnehmen. Das überschaubare Gewinnertableau führte Swisscom an, die 0.4% an Wert gewann, gefolgt von Novartis (+0.1%) und Swiss Life (+0.03%). Das dritte Index-Schwergewicht Roche verlor 0.3% an Wert. Am breiten Markt fielen die Aktien von Gurit auf, die nach einer Rückstufung durch einen Broker Abgaben von 10.3% hinnehmen mussten. Ähnlich erging es Meyer Burger (-17.4%), der nach einem negativen Analystenkommentar einbrach. Demgegenüber konnte sich Schweiter Technologies (+17.4%) nach einer Broker-Hochstufung positiv in Szene setzen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.53%, DAX: -0.56%

Die europäischen Aktienmärkte haben zum Wochenauftakt überwiegend schwächer geschlossen. Die US-Präsidentschaftswahl liess die Anleger vorsichtig und abwartend agieren. Der deutsche DAX verlor 0.6%, gefolgt vom Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 sowie vom französischen CAC40, die Abgaben von je 0.5% verzeichneten. Mit einem Plus von 0.1% war der britische FTSE 100 der einzige Gewinner. Auf Sektorenebene konnte einzig die Sektoren Energie und Finanzen leicht im Plus schliessen. Die stärksten Verluste verzeichneten die Branchen Technologie, Basiskonsum und Immobilien. Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Burberry (+4.5%) auf, die nach Spekulationen über eine Übernahme durch den italienischen Mitbewerber Moncler (-2.1%) gesucht waren. Gesucht waren zudem die Aktien des Brillenherstellers EssilorLuxottica (+3.0%), die nach Gerüchten um einen Einstieg der Facebook-Mutter Meta deutlich anstiegen. Dass Meta Interesse am Brillenhersteller hat, ist bereits seit dem Sommer bekannt. Nun berichten Medien, dass Meta einen Anteil von 4% bis 5% an EssilorLuxottica übernehmen will.

Aktienmärkte USA

DowJones: -0.61%, S&P500: -0.28%, Nasdaq: -0.33%

Die amerikanischen Aktienmärkte mussten einen Tag vor der US-Präsidentschaftswahl erneut Verluste hinnehmen. Mit der Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed steht am kommenden Donnerstag ein weiteres wichtiges Ereignis auf dem Programm. Der Leitindex DowJones schloss mit einem Minus von 0.6%. Der marktbreite S&P500 und technologielastige Nasdaq gaben je um 0.3% nach. Aus Sektorensicht konnten die Bereiche Energie, Immobilien und Grundstoffe überdurchschnittlich zulegen. Auf der Verliererseite verzeichneten die Versorger den grössten Rückgang, gefolgt von den Sektoren Kommunikationsdienste sowie Finanzen. Bei den Einzelwerten zogen der Chiphersteller Nvidia (+0.5%) und der Farben- und Lackkonzern Sherwin-Williams (+4.6%) den Fokus auf sich. Beide Titel werden am kommenden Freitag in den Leitindex DowJones aufgenommen. Im Gegenzug fallen Intel (-2.9%) und Dow Inc. (-2.1%) aus dem Leitindex raus.

Unternehmensberichte

Adecco musste im 3. Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 4% auf EUR 5.7 Mrd. hinnehmen. Bereinigt um Fremdwährungen und die unterschiedliche Anzahl an Arbeitstagen im Vergleich zur Vorjahresperiode betrug der Rückgang 5%. Der Bruttogewinn ging um 9% auf EUR 1.11 Mrd. zurück und die entsprechende Marge sank um 90 Basispunkte auf 19.4%, womit Adecco die eigene Zielsetzung nicht ganz erreicht. Der bereinigte Betriebsgewinn auf Stufe EBITA sank um 21% auf EUR 186 Mio. Die EBITA-Marge betrug 3.3%, nachdem diese im 3. Quartal 2023 noch bei 4.0% gelegen hatte. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von EUR 99 Mio., was einem Rückgang von 4% im Vorjahresvergleich entspricht. Für das 4. Quartal 2024 rechnet das Management mit einer ähnlichen Umsatzentwicklung wie im 3. Quartal 2024. Gleiches gilt für die Bruttomarge sowie die Verwaltungskostenquote. Mit dem präsentierten Zahlenset verfehlt der Personaldienstleister die Analystenerwartungen.

Heute Morgen publizierte Burckhardt Compression die Zahlen zum 1. Halbjahr des verschobenen Geschäftsjahres 2024/25, welches per Ende September endete. Der Hersteller von Kolbenkompressoren konnte den Bestellungseingang um 5.8% im Vergleich zum Vorjahr auf CHF 615.2 Mio. steigern. Das Wachstum wurde durch den starken Schweizer Franken belastet und betrug währungsbereinigt 6.4%. Die Systems Division (Neumaschinengeschäft) erzielte einen um 10.6% höheren Auftragseingang, während die Service Division (Servicegeschäft) um 5.6% rückläufig war. Der Umsatz stieg im 1. Halbjahr um 7.1% auf CHF 436.8 Mio. (währungsbereinigt 7.7%). Beide Divisionen trugen zum Umsatzwachstum bei. Der Betriebsgewinn (EBIT) betrug CHF 51.7 Mio., was einem Anstieg von 15.2% entspricht. Die entsprechende Marge belief sich auf 11.8%. Beide Divisionen konnten die Marge steigern. Unter dem Strich verblieb ein um 14.8% höherer Reingewinn von CHF 37.2 Mio. Das Management bestätigt die Ziele für das Gesamtjahr. Der Umsatz soll zwischen CHF 1.0 Mrd. und CHF 1.1 Mrd. zu liegen kommen. Bei der EBIT-Marge wird ein Wert auf ähnlichem Niveau wie im Geschäftsjahr 2023 angepeilt (Vorjahr: 12.4%). Beim Bestellungseingang konnte Burckhardt Compression die Markterwartungen übertreffen, während der Umsatz und der Gewinn unter dem Analystenkonsens ausfielen.

Der Umsatz beim Industriekonzern OC Oerlikon reduzierte sich im 3. Quartal 2024 um 6.9% auf CHF 538 Mio. Währungsbereinigt betrug der Rückgang 5.2%. Die grössere Sparte Surface Solutions (Oberflächensparte) verzeichnete einen Rückgang zu konstanten Wechselkursen von 1.4% auf CHF 356 Mio. Der Umsatz der kleineren Division Polymer Processing Solutions büsste rund 11% ein und betrug CHF 224 Mio. Der Auftragseingang war ebenfalls rückläufig und betrug CHF 538 Mio., was einem Rückgang von 5.1% entspricht. Insbesondere der Bereich Surface Solutions war für den Abnahme verantwortlich. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA betrug CHF 98 Mio., was im Vergleich zur Vorjahresperiode einem Rückgang von 7.3% entspricht. Die EBITDA-Marge konnte mit 16.9% jedoch fast gehalten werden (3. Quartal 2023: 17.0%). Das Management passt zudem die Ziele für das Gesamtjahr etwas an. OC Oerlikon rechnet neu mit einem organischen Rückgang des Umsatzes im hohen einstelligen bis im tiefen zweistelligen Prozentbereich (bisher: hohen einstelligen Prozentbereich). Die Prognose für die EBITDA-Marge wird hingegen auf rund 16% erhöht. Bis anhin hat das Management eine EBITDA-Marge zwischen 15.5% und 16% angepeilt. Mit dem publizierten Zahlenset verfehlt OC Oerlikon beim Umsatz und Bestellungseingang die Markterwartungen. Der operative Gewinn und die entsprechende Marge fielen hingegen besser als erwartet aus.

Sensirion hält heute seinen Kapitalmarkttag ab, an welchem der Sensorhersteller ein Update zur Wachstumsstrategie präsentiert. Zudem bestätigt das Unternehmen die mittel- und langfristigen Ziele. Sensirion erwartet über den nächsten Zyklus von drei bis fünf Jahren und unter Annahme gleichbleibender Fremdwährungskurse unverändert ein mittleres jährliches Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentbereich und eine durchschnittliche EBITDA-Marge im mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereich. Die Ziele für das laufende Geschäftsjahr wurden ebenfalls bestätigt. Hier erwartet Sensirion ein Umsatz zwischen CHF 250 bis CHF 280 Mio., eine Brutto-Marge zwischen 47% und 49% sowie eine EBITDA-Marge von 5% bis 10%.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.293%; DE: 2.390%; CH: 0.251%

Auch an den Kapitalmärkten stehen die US-Wahlen im Fokus. Der 10-jährige US-Treasury ist im Vorfeld der US-Wahlen um knapp 70 Basispunkte angestiegen. Zudem steht kurz nach den Wahlen die nächste Zinsentscheidung an. Hier wird erwartet, dass die US-Notenbank die Leitzinsen um weitere 0.25% senkt. Die aktuell hohen Kapitalmarktzinsen spielen ihr dabei in die Hände. Sie läuft damit nicht Gefahr, durch zu starke Zinssenkungen die Inflation erneut anzuheizen.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8641
Euro in US-Dollar: 1.0879
Euro in Franken: 0.9410

Der Euro zeigt sich gegenüber dem Schweizer Franken weiter gestärkt und notiert über der Marke von 0.94. An den Devisenmärkten stehen aber in erster Linie die US-Wahlen im Fokus. Insbesondere der US-Dollar dürfte je nach Wahlausgang in Bewegung geraten. Bei einer Wahl von Donald Trump dürfte der US-Dollar etwas zulegen, mit Kamala Harris dürfte es in die entgegengesetzte Richtung gehen.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 71.94 pro Fass
Goldpreis: USD 2'733.85 pro Unze

Der Ölpreis ist in den letzten Tagen deutlich angestiegen. Zum einen dürften die wieder etwas positiveren Nachrichten aus Chinas Wirtschaft die Nachfrage beflügelt haben. Zum anderen trieben Nachrichten, wonach Iran einen weiteren Angriff auf Israel vorbereite, den Ölpreis weiter nach oben. Für die Wirtschaft und die Inflationsentwicklung dürften diese kleineren Bewegungen keine entscheidende Rolle spielen. Bewegt sich der Ölpreis allerdings gegen USD 100 oder deutlich darüber, dürften die Notenbanken, allen voran die US-Notenbank, dies in ihrer Geldpolitik nicht unberücksichtigt lassen können.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine neuen Wirtschaftsdaten publiziert.

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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