26. Juli 2024, Tägliche Marktsicht
Schwache Börsenwoche geht weiter
Der SMI knüpfte an die Verluste der Vortage an und schliesst tiefer. Heute stehen die Geschäftszahlen von Holcim, Vontobel, AMS-Osram und Sulzer im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.80%, SPI: -0.80%, SMIM: -0.36%
Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern seinen Abwärtskurs fort und schloss in der Verlustzone. Im Fokus standen vor allem Halbjahreszahlen, die sowohl positiv als auch negativ aufgenommen wurden. Ebenfalls waren die Technologie-Werte rund um das Thema Künstliche Intelligenz einmal mehr unter Druck. Der Leitindex SMI ging 0.8% tiefer aus dem Handel. Von den 20 Blue Chips notierten bei Börsenschluss 13 in der Verlustzone. Darunter waren Richemont (-1.7%), Logitech (-1.8%), ABB (-2.3%) und Partners Group (-2.7%). Die Finanzwerte wurden unter anderem vom präsentierten Zahlenset von Julius Bär in Sippenhaft genommen. Den stärksten Kursverlust fiel auf das Indexschwergewicht Nestlé ab. Die Aktien des Nahrungsmittelmultis sackten nach der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen 5.1% ab und verstärkten so die Verluste des SMI. Auf der anderen Seite des Tabellenspiegels reihten sich Swisscom (+0.4%), Novartis (+0.7%), Alcon (+1.1%) und Roche (+1.5%) ein. Im Gegensatz zu Nestlé konnte Roche im abgelaufenen Halbjahr überzeugen. Die Aktien des Pharmaunternehmens befinden sich generell seit Monatsbeginn in einem positiven Momentum. Noch stärker auf die gestern publizierten Unternehmenszahlen reagierten mit einem Kurssprung von 7.1% die Aktien von Lonza. Auch am breiten Markt prägte die Zahlensaison die Kursentwicklungen vieler Unternehmen. Lonza-Konkurrent Bachem verlor infolge der Semesterzahlen 9.2% an Wert. Rückläufig waren ebenfalls Meier Tobler (-7.8%) und Bucher (-4.6%). Trotz solider Geschäftszahlen büssten die Titel von Galderma 3.4% ein. Kursgewinne konnten bei Idorsia (+18.2%) und Also (+13.1%) festgestellt werden.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.04%, DAX: -0.48%
Die europäischen Aktienmärkte wurden am Mittwoch in den Sog der Technologie-Schwäche aus den USA gezogen und leitete die Indizes erneut in die Verlustzone. Der länderübergreifende Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 verbuchte zu Börsenschluss ein Minus von 1.04%. Der französische CAC40 verlor 1.2%. Weniger rückläufig waren der spanische IBEX35 mit einem Verlust von 0.6% und der deutsche DAX mit Verlusten von 0.5%. Der britische Index FTSE100 beendete den Börsentag mit einem Anstieg von 0.4%. In der Branchenbetrachtung gab es mit den Sektoren Versorger und Gesundheit lediglich zwei Gewinner. Rückgänge verzeichneten unter anderem die Industrie, Nichtzyklischer Konsum, Kommunikationsdienstleistungen und Technologie. Auf Einzeltitelebene überzeugte der Verbrauchsgüterkonzern Unilever mit seinen präsentierten Geschäftszahlen, worauf die Aktien des britischen Unternehmens 6.1% zulegten.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.20%, S&P500: -0.51%, Nasdaq: -0.93%
Die US-Aktienmärkte gaben am gestrigen Börsentag ein gemischtes Bild ab. Der DowJones schloss mit einem Zuwachs von 0.2% in der Gewinnzone, während der S&P500 (-0.5%) und der technologielastige Nasdaq (-0.9%) rückläufig waren. Somit setzte sich der Trend einer schwachen Börsenwoche am Donnerstag fort. Der Ausverkauf der KI-Werte schien sich im Tagesverlauf zwar zeitweise zu erholen, bevor das negative Momentum gegen Börsenschluss wieder dominierte. Die Chip-Werte um Nvidia (-1.7%), Intel (-1.7%), Qualcomm (-3.1%) und AMD (-4.4%) mussten wieder Verluste hinnehmen. Der Autohersteller Ford büsste nach enttäuschenden 2. Quartalszahlen, speziell wegen des tief ausgefallenen Gewinns, 18.4% an Wert ein. Dieser Kursrückgang gilt als stärkster Tagesverlust des Titels seit dem Jahr 2008. Noch höhere Verluste verbuche das Medizintechnikunternehmen Edwards Lifesciences. Im jüngsten Quartalsbericht offenbarten sich gravierende Wachstumsschwierigkeiten, worauf die Papiere 31.4% absackten. Einen positiven Börsentag nahmen die Technologie-Werte IBM (+5.6%) und ServiceNow (+13.4%) ein. Beide Valoren profitierten von erfreulichen Geschäftszahlen.
Unternehmensberichte
Holcim legte seine Zahlen zum 1. Halbjahr vor, in welchem sich das profitable Wachstum fortsetzte. Der Umsatz stieg in lokaler Währung um 1.6% auf CHF 12.8 Mrd. Das wiederkehrende EBIT erhöhte sich um 12.7% auf CHF 2.2 Mrd., was zu einer EBIT-Marge von 17.2% führte. Der Gewinn pro Aktie stieg um 10% auf CHF 2.44. Holcim investierte in elf Übernahmen, hauptsächlich in Europa, Lateinamerika und Nordamerika. Die Übernahmen sollen die Bereiche Zuschlagstoffe, Transportbeton und Kreislauftechnologie stärken. Das Segment Nordamerika erreichte eine wiederkehrende EBIT-Marge von 19.4%, Lateinamerika 35.6%, Europa 16.2% und Asien, Naher Osten und Afrika 23.5%. Das Segment Solutions & Products verzeichnete das stärkste Umsatzwachstum und eine Verbesserung der EBIT-Marge um 100 Basispunkte. Der Ausblick für das Gesamtjahr ist positiv. Die erhöhte Prognose für 2024 sieht ein Umsatzwachstum in lokaler Währung im niedrigen einstelligen Bereich, einen Anstieg des operativen Gewinns (EBIT) sowie eine Verbesserung der entsprechenden EBIT-Marge auf über 18.5%. Zudem wird ein Free Cashflow von mehr als CHF 3 Mrd. erwartet. Die Börsenkotierung des Nordamerikageschäfts in den USA soll im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein. Holcim hat die Analysten-Erwartungen im Umsatz verfehlt, konnte diese aber bei der Profitabilität übertreffen.
Vontobel erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen Gewinn vor Steuern von CHF 173 Mio., 12% mehr als im Vorjahr. Der Betriebsertrag stieg um 4% auf CHF 728 Mio. Der gesteigerte Betriebsertrag ist vor allem dank höherer Kundenaktivität erreicht worden. Das Segment Privatkunden trug CHF 531 Mio. bei (+10%), während sich das Segment Institutionelle Kunden auf CHF 197 Mio. belief. Die Nettozuflüsse betrugen CHF 2.3 Mrd., mit starken Zuflüssen im Privatkundensegment (CHF 2.4 Mrd.). Im Segment Institutionelle Kunden kam es zu Abflüssen von CHF 0.1 Mrd. Die verwalteten Vermögen stiegen insgesamt um 9% auf CHF 225.9 Mrd. Die Cost-Income-Ratio sank auf 76.1%. Vontobel behielt eine solide Kapitalposition mit einer CET1-Quote von 18.3%und einer Tier-1-Quote von 23.6%. Vontobel übertraf im Betriebsertrag und in den verwalteten Vermögen die Analystenschätzungen. Das ausgewiesene Nettoneugeld lag jedoch unter den Erwartungen.
AMS-Osram erzielte im zweiten Quartal 2024 einen Umsatz von EUR 819 Mio. Dies entspricht einem Rückgang von EUR 28 Mio. im Vergleich zum Vorquartal. Die Gründe dafür liegen hauptsächlich in den saisonalen Schwankungen im Geschäft mit Autoersatzlampen. Im Jahresvergleich sanken die Umsätze leicht um 3%. Der bereinigte EBITDA betrug EUR 135 Mio. (Marge 16.5%) und lag damit am oberen Ende der prognostizierten Spanne. Die bereinigte EBIT-Marge betrug 6.8%, was einem bereinigten EBIT von EUR 56 Mio. entspricht. Im zweiten Halbjahr 2024 wird ein signifikant verbesserter freier Geldfluss aufgrund niedrigerer Investitionen und höherer Profitabilität prognostiziert. Das „Re-establish the Base“-Programm verläuft planmässig, mit bislang realisierten Einsparungen von rund EUR 60 Mio. Zudem setzt sich der Design-Win-Trend für langfristiges strukturelles Wachstum fort. Die Design-Wins im 1. Halbjahr 2024 belaufen sich auf rund EUR 2.5 Mrd.
Sulzer präsentierte am heute Morgen seine Halbjahreszahlen. In diesem verzeichnete Sulzer in allen drei Divisionen eine positive Wachstumsdynamik. Der Bestellungseingang stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8.9% auf CHF 2.08 Mrd., ohne Währungsumrechnungseffekte belief sich der Bestellungseingang auf CHF 2.17 Mrd.. Die Bruttogewinnmarge verbesserte sich um 120 Basispunkte auf 34.2%. Die Division Flow wuchs um 6.3%, Services um 12.6% und Chemtech um 8.3%. Der Auftragsbestand lag bei CHF 2.4 Mrd.., was einem Umsatz von CHF 1.7 Mrd. entspricht, einem Anstieg von 10.5% gegenüber der Vorjahresperiode. Die Bruttomarge stieg auf 33.7%, was zu einem Bruttogewinn von CHF 573 Mio. führte. Das operative Ergebnis erhöhte sich um 25.9% auf CHF 194 Mio. Der bereinigte EBIT lag bei CHF 170 Mio., was einem Zuwachs von 12% gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Der Nettogewinn erreichte CHF 117 Mio., der Gewinn je Aktie stieg auf CHF 3.44. Der Free Cashflow sank auf CHF 55.4 Mio. Aufgrund der positiven Entwicklung erhöht Sulzer die Prognose für 2024 auf ein Wachstum des Bestellungseingangs um 9% bis 12% und des Umsatzes um 9 bis 11%. Mit den präsentierten Halbjahreszahlen trifft Sulzer die Analysten-Erwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 4.243%; DE: 2.414%; CH: 0.412%
Die schwächeren Konjunkturdaten aus den USA sowie Europa haben bei den Marktteilnehmern die Erwartung gefestigt, dass die US-Notenbank bereits im September den ersten Zinsschritt tätigt. Dies wäre insofern unüblich, als dass die US-Notenbank sich normalerweise vor Präsidentschaftswahlen versucht, zurückzuhalten. Jedoch scheint sich die US-Wirtschaft unterdessen doch stärker abzukühlen. Gleichzeitig ist die Inflation weiter auf dem Rückzug, was der Notenbank mehr Spielraum gibt. Eine erste Indikation deswegen dürfte die Notenbanksitzung vom nächsten Mittwoch geben.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8813
Euro in US-Dollar: 1.0858
Euro in Franken: 0.9568
Der Euro bleibt mit den jüngst sehr schwach ausgefallenen Wirtschaftsdaten weiter unter Druck. Gegenüber dem Schweizer Franken verlor er in den letzten Tagen knapp 2% an Wert. Er notiert jedoch weiterhin deutlich über dem Tiefpunkt von letztem Dezember von etwas über 0.92.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 78.37 pro Fass
Goldpreis: USD 2'374.48 pro Unze
Der Goldpreis ist in den letzten Tagen wieder deutlich zurückgekommen und notiert wieder unter 2'400 US-Dollar die Feinunze. Noch vor Wochenfrist machte sich das gelbe Metall daran, die Marke von US-Dollar 2'500 zu knacken. Wie auch die Aktien dürfte Gold von Gewinnmitnahmen belastet worden sein. Fundamentale Gründe für die zwischenzeitliche Schwäche sind keine zu erkennen.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Bruttoinlandprodukt QoQ (2. Quartal, annualisiert)
letzter: 1.4%; erwartet: 2.1%; aktuell: 2.8%
Das Bruttoinlandprodukt der USA ist im 2. Quartal überraschend stark angestiegen. Insbesondere der private Konsum hat erneut substanziell zum starken Wachstum beigetragen. Erwartet wurde ein deutlich tieferes Wachstum, da die Konsumenten immer weniger freies verfügbares Einkommen haben. Vorerst wurden die Prognostiker Lügen gestraft. Für die US-Notenbank dürfte dies aber keine zu starke Änderung mit sich bringen, schliesslich sind BIP-Zahlen retrospektiv und geben wenig Auskunft über die weitere Entwicklung der Wirtschaft.
Florian Hiltpold
8021 Zürich
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