05. September 2024, Tägliche Marktsicht
Rezessionsängste belasten Börsenstimmung
Nach der Ausverkaufsstimmung an den US-Börsen am Dienstag schloss der SMI gestern 1.4% tiefer. Heute stehen die Halbjahreszahlen von Helvetia im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -1.39%, SPI -1.40%, SMIM: -0.96%
Der Schweizer Aktienmarkt verlor gestern im Anschluss an den Ausverkaufstag an den US-Börsen vom Dienstag deutlich an Terrain. Wie schon bei der Korrektur anfangs August belasteten vor allem Konjunktursorgen die Stimmung, was nach den Kursavancen der letzten Wochen in grösseren Gewinnmitnahmen resultierte. Der SMI beendete den Handelstag mit einem Minus von 1.4%. 18 der 20 grosskapitalisierten Titel gingen mit Kursverlusten aus dem Handel. Mit einem Minus von 5.8% schwächster Wert im Leitindex war Richemont. Der Uhren- und Schmuckhersteller litt besonders stark unter den aufkeimenden Konjunkturängsten. Mit einem deutlichen Kursminus von 4.2% gingen die Aktien von Logitech aus dem Handel, nachdem die vom Logitech-Gründer Daniel Borel geplante Entmachtung der VR-Präsidentin scheiterte. An der gestrigen Generalversammlung stärkten 86% der Aktionäre VRP Wendy Becker den Rücken. Der Machtkampf an der Spitze von Logitech geht damit in die nächste Runde. Ebenfalls schwach entwickelten sich konjunktursensitive Werte wie Geberit (-2.0%) und ABB (-2.2%). Bei den defensiven Schwergewichten Novartis (-0.4%) und Roche (-0.9%) hielten sich die Verluste in Grenzen, während die Aktien von Nestlé nach einem guten Start im Tagesverlauf noch deutlich ins Minus fielen und 2.0% tiefer schlossen. Grund für die Kursschwäche beim Nahrungsmittelkonzern waren vorsichtige Kommentare der Finanzchefin Anna Manz, die anlässlich einer Branchenkonferenz vor anspruchsvollen Marktbedingungen im 3. Quartal warnte. Nestlé musste bereits mit den Halbjahreszahlen Ende Juli die Jahreszielsetzung nach unten revidieren. Entgegen dem Trend gefragt waren die Aktien von Givaudan (+1.0%), die neben Swisscom (+0.0%), die als einzige Titel im Leitindex nicht im roten Bereich schlossen. Im breiten Markt fielen die Aktien von Stadler Rail um 4.2% zurück. Der Erholungsversuch im Anschluss an die Halbjahreszahlen von Ende August ist damit bereits wieder abgebrochen. Die Aktien von Galderma verloren zur Handelseröffnung bis zu 5%, nachdem das Eigentümerkonsortium EQT mittels einer Platzierung bei verschiedenen Investoren ihren Anteil auf rund 61% abbaute. Anfangs September ist die Haltefrist der Altaktionäre beim Hautspezialisten abgelaufen. Die Galderma-Aktien schlossen schliesslich 1.3% tiefer bei CHF 79.67 und damit deutlich über dem kolportierten Platzierungspreis von CHF 75 pro Aktie.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -1.31%, DAX: -0.83%
Die europäischen Aktienmärkte wurden zur Wochenmitte ebenfalls von Konjunktursorgen gebremst. Der länderübergreifende EuroStoxx50 gab 1.3% nach, während der DAX nach seinem Rekordstand vom Dienstag gestern um 0.8% korrigierte. Aus Branchensicht gehörten konjunktursensitive Sektoren wie Industrie, zyklischer Konsum und Technologie zu den deutlichsten Verlierern. Ebenfalls unter Druck standen die Gesundheitswerte. Gefragt waren Aktien aus den defensiven Bereichen Versorger, Kommunikationsdienste und Immobilien. Auf Einzeltitelebene stand unter anderem ASML im Fokus. Die Aktien des Halbleiter-Ausrüsters rutschten wegen einer Abstufung eines Brokers und belastet durch die schwache Entwicklung der US-Technologieaktien am Vortag um 5.9% ab.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.09%, S&P500: -0.16%, Nasdaq: -0.30%
Die amerikanischen Aktienmärkte zeigen nach dem verlustreichen Dienstag gestern einen vorsichtigen Stabilisierungsversuch. Allerdings hielten sich die Börsenteilnehmer vor dem mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht vom Freitag zurück. Die anfänglichen Kursgewinne bröckelten im Tagesverlauf mehrheitlich wieder ab. Der DowJones beendete den Handelstag 0.1% höher, während der S&P500 0.2% nachgab. Beim technologielastigen Nasdaq, der am Dienstag am stärksten unter die Räder geraten war, stand ein Minus von 0.3% zu Buche. Auf Einzeltitelebene stand unter anderem Dollar Tree im Fokus. Der Discounter verfehlte mit den Quartalszahlen die Analystenerwartungen und kappte zudem seine Jahresprognose. Die Aktien brachen darauf um 22.1% ein. Die Aktien von US Steel verloren 17.5%, nachdem sich Kamala Harris für eine Blockierung der geplanten Übernahme des Stahlkonzerns durch den japanischen Konkurrenten Nippon Steel aussprach.
Unternehmensberichte
Helvetia präsentierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Das Geschäftsvolumen stieg beim Versicherungskonzern währungsbereinigt um 4.7% auf CHF 6.9 Mrd., was vor allem vom Wachstum im Sachversicherungsgeschäft angetrieben war. Der bereinigte Reingewinn sank dagegen um 1.6% auf CHF 259 Mio. Belastet wurde die Gewinnentwicklung vor allem durch höhere Schadenszahlungen im Zusammenhang mit Naturkatastrophen, insbesondere den Unwetterschäden in der Schweiz. Als Folge verschlechterte sich der Schaden-Kosten-Satz im Sachversicherungsgeschäft um 140 Basispunkte auf 95.4%. Positiv entwickelte sich der Ertrag aus dem Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft, der dank der starken Marktentwicklung um 8.4% auf CHF 210.7 Mio. stieg. Die Eigenkapitalrendite lag im 1. Halbjahr bei 13.4% und damit am oberen Ende der Zielbandbreite von 11% bis 14%. Neue Strategieziele will das Unternehmen am 12. Dezember anlässlich eines Kapitalmarkttages vorstellen. Das Halbjahresergebnis bleibt unter den Analystenerwartungen.
SFS bestätigt anlässlich eines heute stattfindenden Investorentages seine Zielsetzung für das laufenden Geschäftsjahr. Demnach will das Industrieunternehmen beim Umsatz ein leichtes Wachstum erreichen. Die operative EBIT-Marge soll im Vergleich zum Vorjahreswert von 11.7% leicht höher ausfallen. Bereits am Dienstag hat das Unternehmen eine Vereinfachung der Konzernstruktur angekündigt. Die Divisionen Distribution & Logistics Schweiz und International, die nach der Übernahme der deutschen Hoffmann-Gruppe gebildet wurden, werden neu zusammengelegt.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.759%; DE: 2.221%; CH: 0.376%
Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe in den USA notiert weiter deutlich unter 4%. Die Angst vor einer stärker als ursprünglich erwarteten wirtschaftlichen Abkühlung bleibt auch bei den längeren Zinsen präsent und die Marktteilnehmer positionieren sich entsprechend. Bis Mitte nächsten Jahres dürfte es in den USA zu 8-9 Zinssenkungen kommen. Dies wird der Wirtschaft nach und nach wieder etwas Schwung geben. Allerdings wird dies noch einige Zeit dauern, bis sich die positiven Effekte durch die tieferen Zinsen materialisieren.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8463
Euro in US-Dollar: 1.1080
Euro in Franken: 0.9376
Der Euro zeigte sich nach dem kurzen Aufwärtstrend von letzter Woche wieder im Rückwärtsgang. Die weiter schwachen Industriedaten aus der Eurozone und insbesondere aus Deutschland erhöht den Druck auf die Zentralbank, die Zinsen zügig zu senken. Dies liess entsprechend auch den Euro wieder schwächer werden.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 69.44 pro Fass
Goldpreis: USD 2’501.05 pro Unze
Der Ölpreis bleibt unter Druck und notiert weiter unter 70 US-Dollar das Fass. Dies ist rund 10 US-Dollar tiefer als noch Anfang August und hilft den Zentralbanken, die Inflation im Zaum zu halten. Hintergrund des Preisrutsches dürfte die weiter schwache chinesische Wirtschaft sein. Auch Eisenerz verlor aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche deutlich im Preis.
Wirtschaft und Konjunktur
Eurozone: ISM Einkaufsmanagerindex Composite (August)
letzter: 51.2; erwartet: 51.2; aktuell: 51.0
Die Stimmung in der Eurozone bleibt im August solide, allerdings in erster Linie getragen durch den Servicesektor. In diesem hat sich das Bild zum dritten Mal in Folge etwas aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie signalisiert einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität und dies zum 17. Mal in Serie. Insbesondere bei den Neugeschäften sank der Index erneut und zeigt, dass die europäische Industrie unter Druck bleibt.
Beat Schiffhauer
8021 Zürich
Matthias Müller
8021 Zürich
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