17. Oktober 2024, Tägliche Marktsicht

Quartalsberichtssaison nimmt Fahrt auf

Nach dem starken Wochenauftakt kam der SMI gestern nicht vom Fleck und gab 0.2% nach. Heute liegt der Fokus auf den Zwischenberichten von Nestlé, ABB, Schindler und VAT.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.21%, SPI -0.29%, SMIM: -0.40%

Der Schweizer Aktienmarkt kam zur Wochenmitte nicht richtig in Fahrt. Im Vorfeld der zahlreichen Quartalsberichte vieler grosskapitalisierten Unternehmen hielten sich die Marktteilnehmer zurück. Zudem lasteten die schwachen Quartalszahlen der europäischen Schwergewichte ASML und LVMH vom Dienstagabend auf der Stimmung und belasteten insbesondere die Technologie- und Luxusgüteraktien. Bis zum Handelsende konnte der SMI die anfänglichen Verluste teilweise wettmachen und schloss 0.2% tiefer. Zu den schwächsten Bluechips gehörten neben dem Luxusgüterunternehmen Richemont (-0.9%) und dem Technologietitel Logitech (-1.2%) auch Zykliker wie ABB (-0.9%), Holcim (-0.7%) und Givaudan (-1.5%). Daneben reihten sich mit Roche (-0.6%) und Alcon (-1.5%) zwei defensive Gesundheitsunternehmen unter den Verlierern ein. Auf der Gegenseite gehörten Kühne + Nagel (+0.5%), Swisscom (+0.6%), Swiss Life (+1.0%) und UBS (+1.1%) zu den Tagesgewinnern. Im breiten Markt brachen die Aktien von Tecan nach einer Gewinnwarnung um 14.5% ein. Der Laborausrüster hatte bereits mit den Halbjahreszahlen im August enttäuscht und musste wegen anhaltend schwacher Kundennachfrage bei der Jahreszielsetzung erneut deutlich zurück buchstabieren. Bei Sulzer (-7.6%) setzten nach der starken Kursentwicklung der letzten Monate und einen Tag nach dem verhaltenen Zwischenbericht Gewinnmitnahmen ein. Die Aktien des Halbleiterzulieferers VAT verloren im Soge der ASML-Gewinnwarnung 4.3%, nachdem sie am Dienstag bereits um knapp 8% abgesackt waren. Die Aktien von Swatch (-2.8%) wurden analog zu Richemont von den schwachen Zahlen aus dem Luxusgütersektor gebremst. Auf der Gewinnerseite erhielten die Aktien von Burckhard Compression (+3.1%) und Adecco (+2.0%) Rückendwind von optimistischen Analystenberichten.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.77%, DAX: -0.27%

Die europäischen Aktienmärkte eröffneten gestern, belastet durch die enttäuschenden Nachrichten aus dem Technologie- und Luxusgütersektor, mit deutlichen Kursverlusten. Im Tagesverlauf stabilisierten sich die Kurse etwas und an einigen Handelsplätzen standen zum Schluss sogar positive Vorzeichen in der Tagesbilanz. Der EuroStoxx50 kam hingegen nicht aus der Verlustzone und schloss 0.8% tiefer. Der deutsche Leitindex DAX schloss 0.3% tiefer. Deutlich nach oben ging es für den britischen Leitindex FTSE100, der, unterstützt von einer Erholung bei den Öl- und Minenwerten, 1.0% höher schloss. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien von LVMH im Fokus, die um 3.7% zurückfielen, nachdem der Luxusgüterkonzern mit seinen Quartalszahlen am Vorabend die Erwartungen deutlich verfehlt hatte. Darunter litten auch andere Luxusgüterkonzern wie L’Oreal (-2.2%), Kering (-0.8%) oder Hermes (-1.3%), die in Sippenhaft genommen wurden. Die Aktien von ASML setzten ihre Talfahrt nach dem zweistelligen Vortagesverlust fort und schlossen 5.1% tiefer. Der Halbleiterausrüster verfehlte mit den Auslieferungen im 3. Quartal die Erwartungen sehr deutlich und kappte daraufhin auch seine Zielwerte für 2025. Zudem musste ASML den Titel als wertvollster europäischer Technologiewert an SAP abtreten. Der Aktien des Softwarekonzerns schlossen gestern entgegen dem Trend 0.4% höher. Sie gehören mit einem Plus von über 50% auch seit Jahresanfang zu den Überfliegern.

Aktienmärkte USA

DowJones: +0.79%, S&P500: +0.47%, Nasdaq: +0.28%

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten gestern nach dem Einbruch vom Dienstag eine Gegenbewegung. Im Fokus stand neben den baldigen US-Wahlen vor allem die angelaufene Quartalsberichtssaison. Der DowJones schloss 0.8% höher, während der S&P500 um 0.5% anzog. Der technologielastige Nasdaq blieb im Quervergleich etwas zurück und schloss 0.3% höher. Deutlichen Rückenwind erhielten gestern die kleinkapitalisierten Werte, was sich am Russel 2000 zeigte, der um 1.6% nach oben kletterte. Auf Einzeltitelebene stand unter anderem Morgan Stanley im Fokus. Die US-Grossbank knüpfte an die guten Quartalsergebnisse ihrer Branchennachbarn an und übertraf mit ihrem Zwischenbericht die Analystenerwartungen. Die Aktien gewannen 6.6% dazu und stiegen auf ein neues Rekordhoch. Die Aktien von Cisco stiegen nach einer positiven Analystenstudie um 3.3% an.

Unternehmensberichte

Nestlé veröffentlichte heute Morgen Eckwert zu den ersten 9 Monaten des Jahres 2024. Der Nahrungsmittelkonzern musste in den ersten 9 Monaten im Vorjahresvergleich einen Umsatzrückgang von 2.4% auf CHF 67.1 Mrd. hinnehmen. Organisch, also bereinigt um Währungs- und Transaktionseinflüsse, erreichte Nestlé ein Umsatzplus von 2% und blieb damit unter der Jahreszielsetzung von mindestens 3%. Preisanpassungen trugen 1.6% zum Anstieg bei, während die Verkaufsvolumen 0.5% ausmachten. Wie bereits vielfach erwartet worden war, kürzte der neue CEO Laurent Freixe den Ausblick für das Gesamtjahr erneut. Neu rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr nur noch mit einem organischen Wachstum von etwa 2% (zuvor: mehr als 3%). Die Prognose für die operative Gewinnmarge wurde ebenfalls gekürzt. Hier rechnet Nestlé nun mit einer EBIT-Marge von etwa 17%, nachdem man nach den Halbjahreszahlen noch mit einer Marge über dem Vorjahreswert von 17.3% ausgegangen war. Das 9-Monatsergebnis bleibt unter den Analystenerwartungen.

ABB steigerte den Umsatz im 3. Quartal um 2% auf USD 8.15 Mrd. Der Auftragseingang erhöhte sich ebenfalls um 2% auf USD 8.19 Mrd. Der operative Gewinn auf Stufe EBITA konnte um 12% auf USD 1.3 Mrd. verbessert werden. Durch den überdurchschnittlichen Anstieg verbesserte sich die operative EBITA-Marge von 17.4% im Vorjahr auf 19.0%. Unter dem Strich verblieb dem Industriekonzern ein Reingewinn von USD 937 Mio., 4% höher als im Vorjahr. Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 wird leicht angepasst. Neu rechnet das Management mit einem Umsatzanstieg von unter 5% (zuvor: rund 5%) und einer EBITA-Marge von leicht über 18% (zuvor: rund 18%). Für das laufende 4. Quartal rechnet ABB mit einem Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren, einstelligen Prozentbereich und einer tieferen EBITA-Marge im Vergleich zum 3. Quartal. Das Ergebnis übertrifft die Erwartungen bei Auftragseingang und operativem Gewinn, verfehlt sie hingegen beim Umsatz und beim Reingewinn.

Schindler steigerte den Auftragseingang im 3. Quartal 2024 um 2% auf CHF 2.7 Mrd. Währungsbereinigt entspricht dies einem Anstieg von 5.5%. Beim Umsatz musste der Lift- und Rolltreppenhersteller einen Rückgang von 0.9% auf CHF 2.8 Mrd. hinnehmen. Währungsbereinigt stieg der Umsatz hingegen um 2.6% an. Der bereinigte operative Gewinn auf Stufe EBIT erhöhte sich um 12.5% auf CHF 350 Mio. Damit stieg die operative EBIT-Marge im Vorjahresvergleich um 150 Basispunkte auf 12.6%. Getragen wurde der Margenanstieg durch das laufende Effizienzprogramm, erhöhte Preise und ein veränderter Produktemix. Unter dem Strich verblieb dem Konzern ein Konzerngewinn von CHF 254 Mio., 11.4% höher als im Vorjahr. Der Ausblick für das Gesamtjahr, der ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im tiefen einstelligen Prozentbereich und eine EBIT-Marge von 11% umfasst, wurde bestätigt. Zudem kündigte Schindler ein Aktienrückkaufprogramm über bis zu CHF 500 Mio. an, das von November 2024 bis November 2025 dauern soll. Der Zwischenbericht erfüllt die Analystenerwartungen bei Umsatz und Auftragseingang, und übertrifft sie beim operativen Gewinn.

Der Vakuumventilhersteller VAT erzielte im 3. Quartal, wie in der Vorwoche angekündigt, einen Umsatz unter dem eigenen Ausblick von CHF 235 bis 255 Mio. Grund dafür waren Probleme bei der ERP-Einführung in der Schweiz. Der Umsatz-Rückstand wird voraussichtlich im 4. Quartal wieder aufgeholt. Der Umsatz für das 3. Quartal ging gegenüber der Vorjahresperiode um 0.2% auf CHF 209.4 Mio. zurück. Der Auftragseingang konnte um 58% auf CHF 259.1 Mio. gesteigert werden, was jedoch unter den Analystenerwartungen lag. Die Book-to-Bill-Ratio betrug 1.2x. Für das laufende 4. Quartal 2024 erwartet VAT ein Umsatz von CHF 270 bis 300 Mio. Für das Gesamtjahr 2024 wird nach wie vor ein höherer EBITDA, eine höhere EBITDA-Marge (unteres Ende des Zielkorridors von 32% bis 37%) und ein höherer Reingewinn wie im Vorjahr erwartet. Der Free-Cashflow soll auf dem Niveau von 2023 ausfallen. Für die Nachfrage aus dem Halbleitersektor im Jahr 2025 zeigt sich VAT zuversichtlich.

Kapitalmärkte

Rendite 10 Jahre
USA: 4.034%; DE: 2.182%; CH: 0.362%

An den Kapitalmärkten steht in erster Linie die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank im Fokus. Es wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinsen um 0.25% senkt. Aufgrund der sinkenden Inflation hat die EZB aktuell auch den entsprechenden Spielraum, um die Zinsen zu senken. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen sowie finanzpolitischen Lage in der Eurozone dürfte die Lockerung für etwas Entspannung sorgen. Wir gehen davon aus, die EZB an ihren weiteren Sitzungen jeweils den Zinssatz um 0.25% senken wird.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8662
Euro in US-Dollar: 1.0854
Euro in Franken: 0.9403

Im Vorfeld der EZB-Zinsentscheidung von heute Nachmittag bewegte sich das Währungspaar EUR/CHF seitwärts. Das Überraschungspotenzial ist allerdings gering. Einige EZB-Ratsmitglieder haben bereits signalisiert, dass eine weitere Leitzinssenkung um 25 Basispunkte wahrscheinlich ist. Auch das Währungspaar USD/CHF fand gestern keine klare Richtung und verharrt auf einem Zweimonatshoch.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 70.60 pro Fass
Goldpreis: USD 2'683.42 pro Unze

Der Ölpreis ist nach dem Bericht der Internationalen Energieagentur deutlich gefallen. Diese geht von einer sich abschwächenden Nachfrage aus, was den Preis drückt. Gleichzeitig dürfte auch die Enttäuschung über das chinesische Konjunkturpaket in die Preisbildung eingeflossen sein. Schliesslich ist China der grösste Abnehmer von Rohöl. Der Krieg im Nahen Osten beeinflusst die Preisentwicklung weiterhin nur marginal.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine relevanten Wirtschaftsdaten publiziert.

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

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