02. August 2024, Tägliche Marktsicht
Konjunktursorgen setzten US-Börsen unter Druck
Während der Schweizer Aktienmarkt am 1. August geschlossen blieb, prägten Verluste in den anderen Märkten das Geschehen. Heute stehen die Geschäftszahlen von Interroll und Mobimo im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: geschlossen, SPI: geschlossen, SMIM: geschlossen
Der Schweizer Aktienmarkt blieb aufgrund des Nationalfeiertages geschlossen.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -2.20%, DAX: -2.30%
Die europäischen Aktienmärkte mussten nach den Gewinnen zur Wochenmitte gestern deutlich Federn lassen. Nach Eröffnung der US-Börsen am Nachmittag wurde die Talfahrt noch akzentuiert. Zum einen belasteten die Sorgen um die Eskalation im Nahostkonflikt und zum anderen hat sich in den USA die Stimmung in der Industrie überraschend weiter eingetrübt. Die Sitzung der US-Notenbank Fed vom Mittwoch konnte keine Impulse geben. Der US-Leitzins wurde wie erwartet erneut nicht verändert. Allerdings haben die Währungshüter Signale gegeben, wonach die Zinsen in der September-Sitzung gesenkt werden könnten. Der länderübergreifende Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 verlor 2.2% an Wert, während beim deutschen DAX ein Rückgang von 2.3% zu Buche schlug. Die geringsten Abgaben verzeichnete der britische FTSE100 mit einem Verlust von 1.0%. Auf Branchenebene mussten die Finanztitel die grössten Abgaben hinnehmen, gefolgt von den Sektoren Industrie, Technologie und Grundstoffe. Zulegen konnten einzig die Branchen Immobilien und Gesundheit. Bei den Einzeltiteln fielen nach durchzogenen Quartalszahlen Vertreter aus dem Bankensektor negativ auf. Die französische Societe General sowie die niederländische ING verloren 9.0 % bzw. 3.9%, während sich die Abgaben bei der französischen Credit Agricole (-0.4%) im Rahmen hielten. Letztere konnte als Einzige mit dem publizierten Zahlenset überzeugen.
Aktienmärkte USA
DowJones: -1.21%, S&P500: -1.37%, Nasdaq: -2.30%
An den US-Aktienmärkten machten sich nach Publikation der Daten zur Stimmung in der Industrie Rezessionssorgen breit. Gespannt wird deshalb auf die heute anstehende Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts gewartet. Die grössten Abgaben verzeichnete der technologielastige Nasdaq (-2.3%), gefolgt vom marktbreiten S&P500 (-1.4%) und dem Leitindex DowJones (-1.2%). Positiv in Szene setzen konnte sich Meta (+4.8%). Der Facebook-Mutterkonzern überzeugte bei der Präsentation der Zahlen insbesondere mit dem Werbegeschäft. Die Gewinne werden sogleich in den Ausbau von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz genutzt. Nachbörslich publizierte Intel die Zahlen zum abgelaufenen Quartal. Der Halbleiterhersteller musste einen Verlust von rund USD 1.6 Mrd. bekannt geben, nach einem Gewinn von USD 1.5 Mrd. ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1.0% auf USD 12.8 Mrd. Zudem kündigte das Unternehmen ein milliardenschweres Sparprogramm an, in welchem mehr als 15% der Arbeitsplätze wegfallen sollen. Nachbörslich verlor die Aktie zeitweise um mehr als 10%. Ebenfalls nachbörslich präsentierte Amazon seine Quartalszahlen. Der weltgrösste Online-Händler konnte den Umsatz im Vergleich zum 2. Quartal 2023 um 10% auf USD 148 Mrd. steigern. Insbesondere in der wichtigen Cloud-Sparte AWS überzeugte Amazon. Ansonsten wurden die Analystenerwartungen nicht erfüllt. Auch mit dem Ausblick für das laufende Quartal enttäuschte Amazon, was die Aktie nachbörslich über 4% fallen liess. Der iPhone-Hersteller Apple publizierte seine Zahlen zum 2. Quartal 2024 ebenfalls nach Börsenschluss. Der Konzernumsatz stieg im Jahresvergleich um 5% auf USD 85.5 Mrd. Der Reingewinn kam bei USD 21.5 Mrd. zu liegen, was einem Anstieg von rund 8.0% im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Apple musste zwar bei den iPhone-Umsätzen einen Rückgang von 1.0% auf USD 39.3 Mrd. hinnehmen. Dafür konnten die Umsatzzahlen beim iPad um fast ein Viertel auf USD 7.16 Mrd. angekurbelt werden. Das Zahlenset lag damit über den Analystenerwartungen.
Unternehmensberichte
Der Fördertechnikspezialist Interroll erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen um 3.5% tieferen Umsatz von CHF 247.4 Mio. Bereinigt um Fremdwährungseinflüsse steigerte Interroll den Umsatz um 0.1%. Im ersten Halbjahr zeigte sich eine Erholung im Produktgeschäft im Vergleich zum zweiten Semester 2023, da die Phase des Lagerabbaus beendet wurde. Derweil lag der Auftragseingang mit CHF 286.5 Mio. 5.1% unter der Vorjahresperiode. Das Unternehmen steigerte den operativen Gewinn auf Stufe EBIT im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 um 4.2% auf CHF 29.9 Mio. Die EBIT-Marge verbesserte sich von 11.2% auf 12.1%. Unter dem Strich resultierte ein um 8.5% höherer Reingewinn von CHF 23.9 Mio. Im Ausblick für das zweite Halbjahr 2024 sieht Interroll weitere Fortschritte auf dem Weg der Erholung. Für die Region EMEA zeigt sich das Unternehmen vorsichtig optimistisch. Auch in der Region Amerikas rechnet es mit einem anhaltenden Wachstum der Produktverkäufe. In der Region APAC antizipieren sie hingegen eine langsamere Erholung. Mit dem publizierten Zahlenset hat Interroll die Analystenerwartungen verfehlt.
Mobimo publizierte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2024. Der Immobilienspezialist profitierte von einer positiven Marktdynamik mit rückläufiger Teuerung und sinkenden Zinsen. Der Erfolg aus Vermietung lag per Ende Juni bei CHF 62.5 Mio., nachdem dieser in der Vorjahresperiode bei CHF 64.4 Mio. lag. Der Rückgang lag an Sondereffekten aus dem Vorjahr. Die Leerstandsquote stieg per Mitte Jahr leicht auf 4.2% (Ende 2023: 4.1%). Mobimo erzielte im Bereich Entwicklungen und Verkauf Promotionen (Liegenschaften) einen Erfolg von CHF 12.9 Mio., nachdem dieser im 1. Halbjahr 2023 bei CHF 9.0 Mio. lag. Getrieben wurde der Erfolg durch Beurkundungen von weiteren Wohnungen und Projektfortschritten. Der Betriebsgewinn (EBIT) inklusive Neubewertung belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf CHF 83.3 Mio. (Vorjahr: CHF 50.8 Mio.) bzw. CHF 61.3 Mio. (Vorjahr: CHF 60.1 Mio.) exklusive Neubewertung. Dies führte zu einem Reingewinn inkl. Neubewertungen von CHF 65.6 Mio. Im Vorjahr lag der Reingewinn bei CHF 34.3 Mio. Ohne Neubewertung lag der Reingewinn im 1. Halbjahr 2024 bei CHF 47.8 Mio. nach CHF 43.1 Mio. in der Vorjahresperiode. Mobimo bestätigt die Ziele für das Gesamtjahr 2024. Mobimo erwartet, dass sich der Mietertrag stabil entwickelt und die Leerstandquote unter 4.5% bleiben wird. Der Ertrag aus Entwicklungen und Verkauf Promotion soll im laufenden Geschäftsjahr leicht über dem Niveau von 2023 zu liegen kommen. Mit dem publizierten Zahlenset übertrifft Mobimo den Analysenkonsens vor allem bei den Neubewertungen und beim Reingewinn deutlich. Der Mieterfolg fiel in etwa im Rahmen der Erwartungen aus, während der EBIT ohne Neubewertungen unter den Schätzungen zu liegen kam.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.968%; DE: 2.240%; CH: 0.380%
Im Nachgang der geldpolitischen Lagebeurteilung der US-Notenbank vom Mittwochabend sowie den schwachen Daten aus der US-Industrie sind die Kapitalmarktzinsen gestern weiter zurückgeglitten. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury notiert erstmals seit sechs Monaten wieder unter 4%. Ob und wie stark sich die zuletzt schleichende Abkühlung am US-Arbeitsmarkt fortgesetzt hat, ermöglicht heute Nachmittag ein Blick in den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8719
Euro in US-Dollar: 1.0798
Euro in Franken: 0.9414
Bei der gestrigen «Risk-off»-Stimmung an den Finanzmärkten schwang der Schweizer Franken obenaus und legte zu den anderen G10-Währungen zu. Das britische Pfund stand gestern zusätzlich unter Druck, nachdem die Bank of England (BoE) erstmals seit einem Jahr den Leitzins angepasst hatte. Die BoE senkte die Zinsen um 0.25 Prozentpunkte auf neu 5%.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 76.83 pro Fass
Goldpreis: USD 2'458.14 pro Unze
Der Ölpreis hatte gestern zunächst zugelegt. Die Spannungen im Nahost sind nach der gezielten Tötung eines hochrangigen Führers der islamistischen Hamas in Teheran gestiegen. Mit den schwachen ISM-Daten aus den USA drehte der Ölpreis doch noch ins Minus. Der Goldpreis kann dagegen erneut die Marke von 2'400 US-Dollar je Feinunze zurückgewinnen. Als positiver Preistreiber wirkt die Erwartung an baldige US-Zinssenkungen.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Leitzinsentscheid – US-Notenbank (31. Juli)
letzte: 5.25 – 5.5%; erwartet: 5.25 – 5.5%; aktuell: 5.25 -5.5%
Die US-Notenbank Fed hält vorerst noch die Füsse still. Damit bleibt der Leitzins in der Spanne von 5.25 bis 5.50%. Die Entscheidung war im Vorfeld so erwartet worden. Die Währungshüter um Federal Reserve-Chef Jerome Powell öffneten zugleich die Tür für eine Zinssenkung, die von den Marktteilnehmern beim nächsten Zinsentscheid im September erwartet wird. Die Fed sieht gemäss dem Wortlaut im Begleittext zum Zinsentscheid einige weitere Fortschritten auf dem Weg zum Inflationsziel von 2% und sieht die Inflation zugleich nur noch als «etwas erhöht» an. Die Inflationsrate stieg vor zwei Jahren zeitweise bis auf 9%, und liegt derzeit bei rund 3%. Der von der Fed vielbeachtete PCE-Index notiert derweil bei 2.5%.
USA: ISM Einkaufsmanagerindex Industrie (Juli)
letzter: 48.5; erwartet: 48.8; aktuell: 46.1
Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im Juli erneut eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des «Institute for Supply Management» (ISM) sackte noch deutlicher unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisiert einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie. Verschlechtert haben sich unter anderem der Unterindikator für die Beschäftigungsentwicklung, der Auftragseingang sowie der Produktionsaktivität.
Daniel Wachter
8021 Zürich
Anja Felder
8021 Zürich
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