07. August 2024, Tägliche Marktsicht
Aktienmärkte stabilisieren sich vorerst
Der Ausverkauf an den Aktienmärkten in Europa und in den USA wurde am Dienstag vorerst gestoppt. Heute stehen die Geschäftszahlen von u-blox und Glencore im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.28%, SPI: -0.20%, SMIM: -0.09%
Der Schweizer Aktienmarkt beendete den gestrigen Börsentag mit leichten Abgaben. Die Indizes befanden sich am Morgen zunächst deutlich in der Gewinnzone, büssten im Tagesverlauf dann immer mehr an Terrain ein. Nach mehreren schwankungsreichen Phasen schloss der SMI mit einem Minus von 0.3%. Nichtsdestotrotz war an den Aktienmärkten nach mehreren Tagen starker Rückschläge eine gewisse Stabilisierung sichtbar. Die Rezessionsängste aus den USA legten zumindest vorerst eine Pause ein. Von den 20 Blue Chips beendeten 12 Werte den Handelstag in der Verlustzone. Gewinne verzeichneten unter anderem Swiss Re (+0.7%) und Alcon (+0.8%). Am meisten zulegen konnten die Aktien von Sonova mit einem Kurszuwachs von 6.0%. Die positive Bilanz des Hörgerätespezialisten ist auf die Präsentation seiner neuen Hörgeräte-Generation zurückzuführen, die teilweise mit KI-Features ausgestattet wurde. Auf der Verliererseite befanden sich Geberit (-0.9%), Holcim (-0.9%), Sika (-1.0%), Roche (-1.3%) und Richemont (-1.4%). Am stärksten verlor der Logistiker Kühne + Nagel mit einem Kursverlust von 1.5%. Am breiten Markt verbuchten die Titel vom Personaldienstleister Adecco nach den präsentierten Halbjahreszahlen mit 0.3% ein leichtes Plus. Anders sah dies bei OC Oerlikon aus. Das Industrieunternehmen legte nach der Vorstellung der Quartalszahlen deutlich um 7.8% zu. Für Enttäuschung sorgten die Valoren von Galencia, deren Zahlenset zum 1. Halbjahr 2024 einen Kursrückgang von 3.9% bescherte. Auch Ascom konnte mit seinen Semesterergebnissen nicht überzeugen. Die Titel verloren 8.8%.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.08%, DAX: +0.09%
Auch an den europäischen Aktienmärkten war nach den starken Abgaben der Vortage gestern Dienstag wieder eine Phase der Stabilisierung ersichtlich. Allerdings ist die Stimmung an den Märkten weiterhin von Nervosität und Anspannung geprägt. Der länderübergreifende Eurozonenindex EuroStoxx50 (+0.1%) sowie der deutsche DAX (+0.1%) konnten minimale Tagesgewinne erzielen. Der britische FTSE100 legte am gestrigen Handelstag um 0.2% zu. Der französische CAC40 verzeichnete einen Verlust von 0.3%. Der spanische IBEX35 (-0.3%) und der italienische FTSE MIB (-0.6%) waren ebenfalls rückläufig. Auf Branchenebene legten die Sektoren Technologie, Gesundheit, Industrie, Nichtzyklischer Konsum und Energie zu, während die Bereiche Grundstoffe, Finanzen, Immobilien sowie Zyklischer Konsum weniger gefragt waren.
Aktienmärkte USA
DowJones: +0.76%, S&P500: +1.04%, Nasdaq: +1.03%
Die US-Aktienmärkten zeigten sich gestern wieder von ihrer freundlichen Seite und legten deutlich zu. Trotz eines spürbaren Aufbäumens des Marktes schlossen die einzelnen Indizes klar unter den Tageshöchstständen. Der DowJones legte um 0.8% zu, während der S&P500 und der technologielastige Nasdaq 1.0% höher als am Vortag aus dem Handel gingen. Aus Branchensicht legten alle 11 Sektoren zu. Am meisten gefragt waren die Sektoren Immobilien, Finanzen, Kommunikationsdienstleistungen, Industrie, Technologie und Zyklischer Konsum. Auf Einzeltitelebene verzeichneten die Aktien von Uber (+10.9%) und Palantir (+10.4%) nach Bekanntgabe der Quartalszahlen hohe Kursgewinne. Das Zahlenset von EV-Hersteller Lucid Motors konnte ebenfalls überzeugen. Die Aktien legten um 3.0% zu. Die Chip-Entwickler verhielten sich am gestrigen Tag uneinheitlich. Während Nvidia ein Gewinn von 3.88% verbuchen konnte, waren die Titel von Konkurrent AMD um 3.4% rückläufig. Nach der Ankündigung einer Preisanhebung der Gebühren für Streaming-Abos bei Walt Disney legten dessen Aktien um 2.5% zu.
Unternehmensberichte
Das Unternehmen u-blox erzielte im 1. Halbjahr 2024 einen Umsatz von CHF 121.1 Mio., was einer Verbesserung um 16 % gegenüber dem Vorquartal entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr ging der Umsatz jedoch in allen Regionen und Märkten zurück, wobei der Rückgang im Bereich Konnektivität und insbesondere im Industriebereich besonders ausgeprägt war. Positive Anzeichen einer Erholung zeigten sich im Automobilgeschäft, das im 2. Quartal im Vergleich zum 1. Quartal zweistellig wuchs. Der EBIT belief sich auf CHF -40.9 Mio., bereinigt lag der EBIT bei CHF -36.2 Mio. Dies entspricht einer negativen EBIT-Marge von -33.8 %, bzw. einer bereinigten EBIT-Marge von -29.9%. Trotz dieser Verluste konnte u-blox einen positiven freien Cashflow von CHF 15.7 Mio. erzielen. Ein bereits eingeleitetes Kostenoptimierungsprogramm brachte im 1. Halbjahr Einsparungen von CHF 4.9 Mio. Aufgrund der anhaltend schwachen wirtschaftlichen Lage wird das Programm weitergeführt, um ab dem 2. Halbjahr 2024 zusätzliche jährliche Einsparungen von über CHF 20 Mio. zu erreichen. Für das 3. Quartal 2024 sieht u-blox eine weitere Verbesserung des Geschäfts mit einem Umsatz von CHF 75 bis 85 Mio. und einer bereinigten EBIT-Marge von -10 % bis -5 %. Die Aufträge der Kunden zeigen eine langsame, aber stetige Erholung. Die langfristigen Wachstumsaussichten bleiben positiv, da die Nachfrage nach weiter stark zunimmt. Insgesamt erfüllt u-blox die Analystenerwartungen.
Glencore präsentierte heute Morgen seine 1. Halbjahresergebnisse. Der bereinigte EBITDA von USD 6.3 Mrd. 2024 sank in der Berichtsperiode um 33 %, hauptsächlich aufgrund der Normalisierung der Energiemärkte nach den Volatilitäten in den Jahren 2022/23. Der Marketing-EBIT lag 16% tiefer bei USD 1.5 Mrd. Der Rückgang im Energiebereich wurde teilweise durch eine starke Performance im Metallsektor ausgeglichen. Der bereinigte EBITDA der industriellen Vermögenswerte betrug USD 4.5 Mrd. (- 39%), hauptsächlich aufgrund eines geringeren Beitrags von USD 2.7 Mrd. aus dem Kohlegeschäft. Dieser wurde durch sinkende Kohlepreise herbeigeführt. Die Produktionserwartungen für das Gesamtjahr 2024 wurden bestätigt. Nettoinvestitionen in Sachanlagen beliefen sich auf USD 2.9 Mrd. (+ 15%). Aufgrund einer starken Cash-Generierung und nach Abzug der Investitionen in Höhe von USD 2.9 Mrd. sowie Ausschüttungen von USD 1.0 Mrd. sank die Nettoverschuldung auf USD 3.6 Mrd., was einem Rückgang von USD 1.3 Mrd. seit Ende 2023 entspricht. Die Ergebnisse von Glencore liegen in den Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Rendite 10 Jahre
USA: 3.911%; DE: 2.195%; CH: 0.316%
Nachdem die Kapitalmarktzinsen in den USA und Europa zum Wochenstart nochmals nach unten absackten, zeigte sich danach eine Stabilisierung. Der Auftakt dazu lieferten die am Montagnachmittag besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus dem US-Dienstleistungssektor, welche die Konjunktursorgen zwischenzeitlich wieder etwas gedämpft hatten. In Japan äusserte sich heute Morgen der Chef der Bank of Japan (BoJ), Kazuo Ueda, zur Geldpolitik. Er sendete im Zuge der starken Marktbewegungen der letzten Tage ein «dovishes» Signal aus, indem er andeutete, den Leitzins nicht weiter zu erhöhen, wenn die Märkte instabil seien.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8586
Euro in US-Dollar: 1.0913
Euro in Franken: 0.9373
Auch am Devisenmarkt zeigt sich gestern eine Gegenbewegung, nachdem der Schweizer Franken zum Wochenstart als sicherer Hafen gesucht war und deutlich zulegte. Damit konnten sich der US-Dollar und der Euro zum Franken etwas von den Niveaus vom Montag lösen. Der Franken wird weiter zur Stärke neigen, solange sich die Finanzmärkte nicht beruhigt haben.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 73.50 pro Fass
Goldpreis: USD 2'395.00 pro Unze
Am Erdölmarkt wiegen die Konjunktursorgen derzeit schwerer als die Furch vor einer Eskalation in Nahost. Die chinesischen Ölimporte sind im vergangenen Monat so stark gesunken, wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, was die Besorgnis über die nachlassende Nachfrage im grössten Rohölabnehmerland der Welt gestern unterstrichen hat. Der Goldpreis konnte trotz der volatilen Finanzmärkte jüngst nicht an die Gewinne der Vorwoche anschliessen. Das gelbe Edelmetall notiert aktuell in US-Dollar rund 3% unter dem Allzeithoch vom letzten Freitag.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: Arbeitslosenrate (Juli)
letzte: 2.3%; erwartet: 2.3%; aktuell: 2.3%
Die Arbeitslosenquote in der Schweiz verharrte im Juli bei 2.3%. Bereinigt um saisonale Effekte stieg die Quote jedoch um 0.1 Prozentpunkte auf 2.5% an. Ein Faktor ist die schwächere Wirtschaftsentwicklung insbesondere im internationalen Kontext. So leidet insbesondere die hiesige Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie seit Monaten unter der gedämpften internationalen Nachfrage. Das Seco geht für das aktuelle Jahr nach wie vor von einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 2.4% aus. Das ist zwar über dem Durchschnittswert vom Vorjahr (2.0%). Das Seco sieht darin aber eine allmähliche Normalisierung, die auf die tiefen Werte des «Nach-Corona-Booms» folgte.
Florian Hiltpold
8021 Zürich
Daniel Wachter
8021 Zürich
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