Zwei Jugendliche mit Einkaufstaschen nutzen Ihren Jugendlohn fürs Shopping

Jugendlohn statt Sackgeld?

Ständige Diskussionen um Sackgeld sind mühsam, aber besonders mit Teenagern lassen sie sich kaum vermeiden. Ein Jugendlohn als Alternative zum Taschengeld für Jugendliche kann Abhilfe schaffen und bietet die Möglichkeit, den Umgang mit Geld selbständig zu erlernen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Jugendlohn eignet sich für Kinder ab 12 Jahren.
  • Der Jugendlohn ist ein Erziehungsmodell, das bei Kindern und Jugendlichen Selbständigkeit und Selbstverantwortung fördert, auch im Umgang mit Geld.
  • Der Jugendlohn sollte auf die Bedürfnisse des Kindes und das Familienbudget angepasst sein.
  • Eltern und Kind sollten die Abmachungen zum Jugendlohn schriftlich festhalten.

Was ist ein Jugendlohn?

Der Jugendlohn folgt einem einfachen Prinzip: Statt dem normalen Sackgeld zahlen die Eltern ihrem Kind jeden Monat einen fixen Betrag aus. Dieses Geld muss es selbständig verwalten und damit einzelne Kosten des Alltags selbst bezahlen, welche die Eltern bisher übernommen hatten. Zum Beispiel für Kleider, den Coiffeur, das Handy-Abo, neue Schuhe oder Kinotickets. «Mit Taschengeld lernen Kinder den ersten Umgang mit Geld. Es ist für Wünsche und Vergnügen. Mit dem Jugendlohn lernen Kinder, dass Geld für notwendige Dinge da ist. Dies ist eine sehr wichtige Einstellung zu Geld», sagt Andrea Fuchs, Präsidentin des Vereins Jugendlohn.

Das Modell eignet sich nach den Empfehlungen des Vereins Jugendlohn für Kinder ab 12 Jahren, und kann dazu beitragen, dass sich viele unangenehme Diskussionen zwischen Eltern und Kindern erübrigen. «Kinder, die zum Beispiel ihre Kleider selbst kaufen müssen, kaufen nur solche, die sie anziehen wollen und geben diesen auch mehr Sorge», sagt Urs Abt, Entwickler des Jugendlohns. Wichtig ist, dass in der Familie im Voraus klar geregelt wird, was alles mit dem Jugendlohn bezahlt werden muss und was nicht.

jugendlohn.ch

Der gemeinnützige Verein «Jugendlohn» wurde vom Entwickler des Jugendlohns, dem Psychologen Urs Abt, der Müller-Möhl Foundation, der Stiftung Pro Juventute, Elternbildung CH, der Schuldenberatung Aargau-Solothurn, und der Schuldenprävention der Stadt Zürich gegründet und setzt sich für die Verbreitung des Modells des Jugendlohns in der Schweiz ein. Weitere Aktivmitglieder sind Plusminus – Budget- und Schuldenberatung Basel und Chindernetz Bern. Für Eltern und Fachleute stellt der Verein in Kursen und auf seiner Webseite entsprechende Ressourcen und Informationen zur Verfügung.

Mit dem Jugendlohn den Umgang mit Geld lernen

Der Jugendlohn fördert die Autonomie sowie Selbstverantwortung von Kindern in Finanzfragen und hat sich deshalb als Instrument zur Schuldenprävention in der Schweiz etabliert. Die Stadt Zürich schreibt in ihrer Publikation Geld-Presse: «Geld richtig einteilen, Konsumwünsche abwägen und langfristig planen sind wichtige Fähigkeiten, um nicht in die Schuldenspirale zu geraten. Auch fördert der Jugendlohn das Gespräch über Geld in der Familie – ein weiterer wichtiger und zentraler schuldenpräventiver Aspekt.»

Kinder werden preisbewusster, lernen mit Geld umzugehen, langfristig zu planen und für grosse Anschaffungen oder Wünsche zu sparen. Das stärkt das Selbstvertrauen und kann bei der Vorbereitung aufs Erwachsenenleben helfen.

Aber auch die gesamte Familie kann vom Jugendlohn profitieren, wie eine Evaluation der Hochschule Luzern und der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt. Zum einen werden die Eltern entlastet, weil das Thema Geld für weniger Diskussionen und Konflikte sorgt, zum andern kann der Jugendlohn sachliche Gespräche über die Lebenskosten vereinfachen.

Vor allem in der ersten Zeit nach der Einführung kann der Umgang mit dem Jugendlohn das Kind aber auch vor neue Herausforderungen stellen. Beispielsweise wenn es früh im Monat zu viel gekauft hat und in einen finanziellen Engpass kommt. Hier ist es wichtig, dass die Eltern dem Kind beratend zur Seite stehen und allenfalls gemeinsam einen Budgetplan aufstellen.

Wie hoch soll der Jugendlohn sein?

Die Höhe des Lohns ist sehr individuell. Er muss ins Budget der Familie passen und die Kosten, die das Kind neu selbst bezahlen soll, komplett abdecken. Der Verein «Jugendlohn» empfiehlt als Grundlage zuerst die jährlichen Ausgaben für alle Bereiche zu berechnen, welche das Kind in Zukunft selber tragen soll. Der Betrag wird anschliessend durch 12 geteilt und mit dem bisherigen monatlichen Sackgeld zusammengerechnet. Das Resultat ist der neue Jugendlohn, den die Eltern ihrem Kind jeden Monat auszahlen

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Gemeinsam mit 23 anderen Kantonalbanken der Schweiz haben wir jugendbudget.ch lanciert. Die Seite thematisiert Fragestellungen rund um das Thema Kinder und Geld. Sie bietet Eltern Ideen, Anregungen und Hilfestellungen, wie sie Geldthemen mit ihren Kindern besprechen können.