
27. September 2023, Tägliche Marktsicht
Weltweite Aktienmärkte im Gegenwind
Der Schweizer Aktienmarkt stand gestern im Gegenwind und der Versicherer Helvetia legte heute Morgen das Halbjahresresultat vor.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.55%, SPI: -0.69%, SMIM: -1.03%
Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern seine Verlustserie fort. Weiterhin sorgen die Befürchtungen über länger als erwartet hohe Zinsen, den US-Budgetstreit und die schwächelnde weltweite Konjunktur für Gegenwind. Der Schweizer Leitindex SMI schloss 0.6% tiefer. Von den 20 grosskapitalisierten Bluechips im SMI gingen sieben mit positivem Vorzeichen aus dem Handel. Angeführt wurde das Tableau von den defensiven Werten Swisscom (+0.7%), Sonova (+0.6%) und Novartis (+0.5%). Tagesverlierer waren dagegen die Aktien von Richemont (-3.0%), Logitech (-2.9%) und Kühne+Nagel (-2%). Der Luxusgüterkonzern Richemont litt unter einer Brokerrückstufung und den Konjunktursorgen um China. Logitech kam zusätzlich durch die schwache US-Technologiebörse Nasdaq unter Druck. Im breiten Markt fiel einmal mehr Idorsia (-4.4%) auf. Der Pharmawert steht weiter wegen Sorgen um die künftige Kapitalbeschaffung bzw. einer erwarteten Kapitalerhöhung unter Druck und sank auf einen neuen Tiefstwert von CHF 2.94.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.92%, DAX: -0.97%
Die europäischen Aktienmärkte setzten ihre Verlustserie vom Vortag fort. Schwächer als erwartete Zahlen zum US-Konsumentenvertrauen und zum US-Häusermarkt sorgten für weiteren Gegenwind. Der länderübergreifenden EuroStoxx50 verlor 0.9% und der zyklischere deutsche DAX 1.0%. Mit einem knappen Plus von 0.02% konnte sich nur der britische FTSE 100 dem negativen Trend entziehen. Auf Sektorenebene hielten sich Gesundheit und Finanzen knapp im Plus. Die stärksten Abgaben verzeichneten Technologie, Immobilien und zyklischer Konsum.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -1.14%, S&P500: 1.47%, Nasdaq: -1.57%
Die amerikanischen Aktienmärkte litten weiter unter Zinssorgen und schwächeren Konjunktursignalen. Der zinssensitive und technologielastige Nasdaq gab entsprechend 1.6% nach, während der marktbreite S&P500 um 1.5% und der US-Leitindex Dow Jones um 1.1% tiefer schlossen. Bei den Einzelwerten fiel das Schwergewicht Amazon mit Verlusten von 3.8% auf. Die Aktie litt unter einer Klage der Federal Trade Commission (FTC), die Amazon das Ausnutzen einer Monopolstellung vorwirft. Auf Sektorenebene gab es nur Verlierer. Am besten halten konnten sich die Bereiche Energie, Gesundheit und nichtzyklischer Konsum. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Versorger, zyklischer Konsum und Immobilien ab.
Unternehmensberichte
Der Versicherer Helvetia legte heute als letztes Unternehmen im mittelgrossen Schweizer Aktiensegment die 1. Halbjahreszahlen vor. Das Ergebnis war geprägt von den neuen Rechnungslegungsnormen IFRS 17 und IFRS 9. Der Gewinn stieg gegenüber der Vorjahresperiode um einen Drittel auf CHF 258 Mio., angetrieben durch die gute Entwicklung der Finanzmärkte. Die Geschäftsvolumen legten um 4.2% auf CHF 6.69 Mrd. zu. In Lokalwährung lag das Wachstum bei 6.0%. Im Nichtlebengeschäft konnte der Gewinn von CHF 71.4 Mio. in der Vorjahresperiode auf CHF 215.9 Mio. gesteigert werden. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich um 120 Basispunkte auf 94.0%. Im Lebengeschäft resultierte ein leichter Rückgang auf CHF 137.0 Mio. Die Solvenzquote SST lag bei 300%. Mit dem Reingewinn lag Helvetia leicht über den Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.523%; DE: 2.802%; CH: 1.011%
Die langfristigen US-Zinsen haben nach dem jüngsten Anstieg eine Pause eingelegt und notieren seitwärts. Die Rendite des 2-jährigen US-Treasury hingegen ist gesunken. Insbesondere die steigenden Energiepreise und damit die Angst vor einer stärker als ursprünglich erwarteten Abkühlung dürfte den kurzfristigen Zinsen etwas den Schwung genommen haben.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9173
Euro in US-Dollar: 1.0560
Euro in Franken: 0.9685
Der Euro notiert in den letzten Tagen wieder etwas stärker. Ausser der EZB hat weder die Fed noch die SNB etwas am Zinsniveau verändert. Entsprechend hat sich zumindest kurzfristig die Attraktivität des Euros gegenüber dem Schweizer Franken verbessert. Der US-Dollar erhielt auch etwas Auftrieb. Hier dürfte die veränderte Erwartungshaltung der Marktteilnehmer, dass die Fed tatsächlich die Zinsen länger hochhalten wird, eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 91.33 pro Fass
Goldpreis: USD 1'898.28 pro Unze
Der Ölpreis hat unterdessen die 90-US-Dollarmarke geknackt und notiert mit 91.3 US-Dollar deutlich darüber. Die Preisentwicklung ist in erster Linie auf eine Angebotsverknappung der Förderländer zurückzuführen. Gleichzeitig sind die Lagerbestände in den USA weiter gesunken.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Konsumentenvertrauen (September)
letzter: 108.7; erwartet: 106.2; aktuell: 103.0
Das Vertrauen der Konsumenten ist in den USA deutlich zurückgekommen. Rezessionsängste aufgrund der gestiegenen Zinsen sowie die weiterhin erhöhten Preise schlagen den Konsumenten auf den Magen. Insbesondere bei höheren Einkommen (+50'000 US-Dollar) hat die Stimmung deutlich abgenommen. Stützend wirkt hingegen weiterhin der gute Arbeitsmarkt.
Tobias Kistler

8021 Zürich

Beat Schiffhauer

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