
13. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht
US-Verbraucherpreise belasten die Märkte
Die leicht höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten drückten auf die Aktienkurse. Die Renditen der US-Staatsanleihen zogen hingegen deutlich an.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.53%, SPI: -0.53%, SMIM: -0.24%
Der Schweizer Aktienmarkt handelte bis zur Publikation der US-Inflationsdaten gestern Nachmittag in einem engen Band seitwärts. Die US-Teuerung stieg im September im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3.7% und hat sich damit nicht wesentlich geändert. Der Markt hatte mit einem Rückgang auf 3.6% gerechnet. Dies schürte die Sorge um eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank Fed. In der Folge drehte der SMI deutlicher ins Minus und schloss schlussendlich 0.5% tiefer. Dem Leitindex machten aber auch die deutlichen Abgaben der drei Schwergewichte Nestlé (-1.7%), Novartis (-0.7%) sowie Roche (-0.5%) zu schaffen. Auch die beiden Zykliker Geberit (-1.1%) und Richemont (-0.7%) mussten deutlich Federn lassen. Der Luxusgüterhersteller verlor bereits am Vortag deutlich an Wert, nachdem die Quartalszahlen eines Konkurrenten schlechter als erwartet ausfielen. Die Finanztitel zeigten sich uneinheitlich. Während UBS (-0.4%), Zurich Insurance sowie Partners Group (je -0.1%) leicht tiefer tendierten, konnte Swiss Re (+0.1%) einen kleinen Gewinn verzeichnen. Die Gewinnerliste führte jedoch Logitech (+2.1%) an, die von der gestrigen Zahlenpublikation von VAT (+3.7%) profitierten. Beim Vakuumventilherstellers fielen Umsatz sowie Auftragseingang zwar tiefer aus als vom Analystenkonsens angenommen. Allerdings zeigten sie sich erfreut über die Anzeichen einer Erholung im wichtigen Halbleitermarkt, womit die lange erwartete Talsohle durchschritten sein dürfte. Zulegen konnten gestern auch Kühne + Nagel (+1.1%), Givaudan (+0.6%) sowie Holcim und Sonova (je +0.4%). Der Duft- und Aromahersteller Givaudan präsentierte gestern die Umsatzzahlen zum abgelaufenen Quartal, die gemischt ausfielen. Dadurch wechselten die Aktien im Laufe des Tages mehrmals das Vorzeichen, ehe sie klar in die Gewinnzone vorrückten. Im breiten Markt zogen die Aktien des Börsenneulings Sandoz (+3.1%) erneut deutlich an. Bereits am Vortag wurde bekannt, dass eine Investmentgesellschaft Anteile von über 6% am Generikahersteller erworben hatte.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.06%, DAX: -0.23%
Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich gestern uneinheitlich. Der länderübergreifende EuroStoxx50 verlor bei Börsenschluss 0.1%. Etwas grösser fielen die Verluste beim deutschen DAX (-0.2%) sowie beim französischen CAC40 (-0.4%) aus. Letzterer litt wie schon am Vortag unter den Kursverlusten der Luxusgüterhersteller. Der britische FTSE100 legte dagegen um 0.3% zu. Im Fokus standen die Ölriesen BP (+2.7%) und Shell (+1.2%), die dank des höheren Ölpreises deutliche Kursgewinne verzeichneten. Aus Sektorensicht waren insbesondere die Branchen Technologie, Energie sowie Gesundheit gesucht. Auf der Verkaufsliste standen hingegen die Immobilien sowie die Basis- und Zyklischen Konsumgüter. Unter den Einzelwerten fiel Novo Nordisk erneut auf. Deren Aktien setzten ihre jüngste Kursrally mit einem neuen Rekordhoch fort und stiegen gestern um 4.1%. Der Medikamentenhersteller vermeldet diese Woche, eine Studie zu den Nierenergebnissen seines Medikaments Ozempic wegen erwiesener Wirksamkeit vorzeitig beendet zu haben.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.51%, S&P500: -0.62%, Nasdaq: -0.63%
Die leicht höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten drückten auf die Kurse an den amerikanischen Aktienmärkten. Der Leitindex Dow Jones verzeichnete bei Börsenschluss einen Rückgang von 0.5% und beendet damit die jüngsten Erholungstendenzen. Der marktbreite S&P500 sowie der technologielastige Nasdaq verloren jeweils 0.6% an Wert. Aus Branchensicht konnten einzig Technologie sowie Energie Gewinne verzeichnen. Die grössten Abschläge hatte der Grundstoffsektor zu verzeichnen, gefolgt von Versorger, Immobilien sowie Basiskonsum. Bei den Einzelwerten fiel die US-Drogeriekette Walgreens Boots Alliance (+7.6%) mit einem Kurssprung auf. Nach Publikation von tiefroten Zahlen sowie dem Abgang der CEO griff das Management durch und kündigte ein weiteres Sparprogramm an.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.658%; DE: 2.782%; CH: 1.074%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe legte nach der Publikation der neusten Inflationsdaten deutlich zu. Nachdem die Rendite des US-Treasuries mit 10-jähriger Laufzeit in der ersten Wochenhälfte von 4.80% auf 4.55% zurückgeglitten war, stieg sie gestern Nachmittag zumindest vorübergehend wieder über die Marke von 4.70% an. Die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihe legte ebenfalls zu und notiert nun wieder über 5%. Die Renditen aus Europa und der Schweiz legten im Schlepptau der US-Zinsen ebenfalls leicht zu.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9066
Euro in US-Dollar: 1.0549
Euro in Franken: 0.9563
Die etwas höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten und der damit einhergehende Anstieg der US-Zinsen befeuerten auch den US-Dollar, welcher am gestrigen Handelstag gegenüber sämtlichen G10-Währungen zulegen konnte. Wenig Bewegung gab es hingegen beim EUR/CHF-Währungspaar, das weiterhin in einem Band zwischen 0.95 und 0.96 notiert.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 83.72 pro Fass
Goldpreis: USD 1'877.25 pro Unze
Nach einem kurzfristigen Anstieg über 85 US-Dollar pro Fass versetzten die neusten Rohöl-Lagerdaten aus den USA dem Ölpreis gestern Nachmittag wieder einen kleinen Dämpfer. Gemäss dem US-Energieministerium legten die Bestände an Rohöl vergangene Woche überraschend um 10.2 Millionen Barrel zu. Erwartet wurde hingegen eine Abnahme der Bestände um 1.4 Millionen Fässer. Eine Zunahme der Ölbestände lässt in der Regel auf einen geringeren Ölverbrauch schliessen, was auf den Preis drückt.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: Inflation, YoY (Sept.)
letzte: 3.7%; erwartet: 3.6%; aktuell: 3.7%
USA: Kerninflation, YoY (Sept.)
letzte: 4.3%; erwartet: 4.1%; aktuell: 4.1%
Der Preisdruck in den USA bleibt weiterhin erhöht. Die US-Verbraucherpreise stiegen im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 3.7% und damit etwas mehr als erwartet. Getrieben wird die Gesamtinflation weiterhin von den steigenden Mieten. Steigende Mieten stehen besonders im Fokus, da sie viele Haushalte betreffen und rund 30 Prozent des Warenkorbs ausmachen, an dem die Inflationsrate gemessen wird. Die Kerninflation, ohne die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise, fiel hingegen erwartungsgemäss von 4.3% auf 4.1%. Damit notiert sie jedoch noch immer deutlich über dem anvisierten Fed-Ziel von 2%. Dennoch rechnen wir damit, dass die US-Notenbank Fed ihren Zinserhöhungszyklus im Juli abgeschlossen hat und ihren Leitzins nicht weiter erhöhen wird.
Patrick Häfeli

8021 Zürich

Anja Felder

8021 Zürich
