03. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht

Start in den neuen Monat misslingt

Nach zuletzt besser als erwarteten US-Konjunkturdaten belasten Zinssorgen weiterhin.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.91%, SPI: -0.89%, SMIM: -0.85%

Der Start ins Schlussquartal des laufenden Jahres ist am Schweizer Aktienmarkt nicht geglückt. Die anfänglichen Gewinne schmolzen schnell dahin und die Kurse fielen in die Verlustzone. Bei Handelsschluss notierte der Leitindex SMI 0.9% tiefer. Nach wie vor drückt die weitere Zinsentwicklung den Marktteilnehmern auf die Stimmung. Die zuletzt besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA schürten die Sorgen vor weiteren Zinserhöhungen. Die Einigung im US-Haushaltsstreit wurde zwar mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen. Allerdings ist die Einigung nur vorübergehend, denn in 45 Tagen dürfte sich das Szenario wiederholen und es droht erneut ein Shutdown. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 18 Kursverlierer und lediglich 2 Gewinner gegenüber. Das Verlierertableau wurde von Alcon (-1.9%) angeführt. Insgesamt zeigte sich der Gesundheitssektor von der schwachen Seite. Neben Sonova (-1.8%) und Lonza (-1.2%) standen auch die beiden Pharmaschwergewichte Roche (-1.0%) und Novartis (-0.5%) unter Verkaufsdruck. Bei Novartis richtet sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf die Abspaltung der Generika-Tocher Sandoz, die morgen stattfinden wird. Nicht besser erging es dem dritten Schwergewicht. Nestlé verlor bei Börsenschluss 0.9% an Wert. Aber auch der defensivere Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan (-1.8%) musste deutlich Federn lassen. Ebenfalls unter Abgaben litten die Versicherer Zurich Insurance, Swiss Re sowie Swiss Life, die zwischen 1.3% und 1.7% nachgaben. Dem negativen Trend konnten sich jedoch Zykliker ABB (+0.5%) sowie Logitech (+0.3%) entziehen. Am breiten Markt fiel Aryzta auf. Der Backwarenkonzern publizierte gestern die Zahlen zu dem Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23. In diesem konnte der Umsatz deutlich um 20.9% auf EUR 2.12 Mrd. gesteigert werden. Das organische Wachstum, ohne Währungs- und Akquisitionseffekte, lag sogar bei 21.6%. Ein Grossteil des Wachstums ist auf Preiserhöhungen von 18.2% zurückzuführen. Aber Aryzta vermochte im Gegensatz zu einigen Konkurrenten auch das Volumen um 3.5% zu erhöhen. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA stieg im Vergleich zum Vorjahr um 57.8% auf EUR 271.3 Mio., während die EBITDA-Marge sich um 300 Basispunkte auf 12.8% verbesserte. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von EUR 112.0 Mio., nachdem dieser im letzten Geschäftsjahr lediglich bei EUR 0.9 Mio. lag. Mit dem Zahlenset übertraf Aryzta die Markterwartungen deutlich. Nichtsdestotrotz gab die Aktie gestern 1.0% nach. Nach dem starken Anstieg von über 40% im laufenden Jahr litt die Aktie gestern unter Gewinnmitnahmen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.89%, DAX: -0.91%

An den europäischen Aktienmärkten belasteten zum Monatsanfang die Sorgen um weiter steigende Zinsen. Die anfänglichen Gewinne konnten die wichtigsten Indizes nicht halten und notierten bei Handelsschluss deutlich in der Verlustzone. Der länderübergreifende EuroStoxx50, der französische CAC40 sowie der deutsche DAX gaben je 0.9% nach, während die Verluste beim spanischen IBEX35 (-1.2%), dem britischen FTSE100 (-1.3%) sowie dem italienischen FTSE MIB (1.4%) höher ausfielen. Auf Sektorenebene verloren alle Branchen an Wert. Angeführt wurde die Verlierertabelle von den Versorgern, gefolgt von Grundstoffen, Energie sowie Finanzen.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.22%, S&P500: +0.01%, Nasdaq: +0.67%

An den amerikanischen Aktienmärkten konnte die Erleichterung über eine Einigung im US-Haushaltsstreit nur leicht positive Akzente setzen. Denn die Furcht um weiter steigende Zinsen belastet die Laune der Anleger, nachdem die Stimmung in der US-Industrie sich im September aufgehellt hatte. Der Leitindex Dow Jones verlor 0.2%, während der marktbreite S&P500 (+0.01%) praktisch unverändert schloss. Der technologielastige Nasdaq verzeichnete Gewinne von 0.7% und konnte sich dem schwachen Trend dank Gewinnen bei den Schwergewichten wie Microsoft (+1.9%) und Apple (+1.5%) entziehen. Auf Branchenebene verzeichneten die Versorger die mit Abstand grössten Verluste, gefolgt von Energie, Immobilien sowie Grundstoffe. Die grössten Gewinne verzeichneten die Sektoren Kommunikationsdienste, Technologie sowie Zyklischer Konsum.

Unternehmensberichte

Heute hält die Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika ihren Kapitalmarkttag ab und präsentiert die neue Strategie 2028 „Beyond the Expected“. Das jährliche Umsatzwachstumsziel in Lokalwährung wird auf 6% bis 9% und das Profitabilitätsziel auf eine EBITDA-Marge von 20% bis 23% angehoben. Im Rahmen der «Strategie 2023» hatte Sika sich ein Umsatzwachstum zwischen 6% und 8% vorgenommen sowie eine EBIT-Marge von 15% bis 18%. Um den Stellenwert von Firmenübernahmen zu unterstreichen, ist Sika in der neuen Strategie zu EBITDA als Key Performance Indicator übergegangen. Damit könnten Verzerrungen aufgrund der Amortisation immaterieller Vermögenswerte ausgeschlossen werden. Die neue Wachstumsstrategie basiert auf den vier Säulen Marktdurchdringung, Innovation & Nachhaltigkeit, Akquisitionen und People & Culture. Zudem hält Sika am Ziel fest, einen operativen Geldfluss von mehr als 10% des Nettoumsatzes zu erwirtschaften. Das Management peilt einen Ertrag auf dem eingesetzten Kapital (ROCE) von 20% bis 25% an. Ausserdem publizierte Sika ein Umsatzwachstum für die ersten acht Monate des laufenden Jahres von 12.2% in Lokalwährungen.

Kapitalmärkte

Renditen 10 Jahre
USA: 4.683%; DE: 2.919%; CH: 1.070%

Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihen legte zum Wochenstart weiter zu. Robuste Konjunkturdaten aus der US-Wirtschaft bestärkten jene, die erwarten, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins für längere Zeit auf hohem Niveau halten oder die Zinsen sogar noch einmal erhöhen wird.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9196
Euro in US-Dollar: 1.0464
Euro in Franken: 0.9621

Der US-Dollar neigte gestern zur Stärke und konnte sowohl gegenüber dem Schweizer Franken als auch gegenüber dem Euro zulegen. Robuste Daten aus der US-Industrie stützten den Greenback. Dahingegen belastete die trübe Stimmung an den Aktienmärkten sowie schwache Konjunkturdaten den Euro.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 88.11 pro Fass
Goldpreis: USD 1'819.3 pro Unze

Der Goldpreis steht seit mehreren Tagen unter Druck und notiert mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit März. Das zinslose Edelmetall leidet unter der Aussicht, dass die Zinsen in den USA länger als bisher angenommen hoch bleiben könnten. Auch der starke US-Dollar belastet das gelbe Edelmetall. Der Ölpreis hat gestern ebenfalls nachgegeben. Grund dafür sind Spekulationen, wonach eine Pipeline zwischen dem Irak und der Türkei bald wieder öffnen könnte. Dies würde das Angebot vergrössern und damit den angespannten Markt etwas entlasten.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: ISM Manufacturing PMI (September)
letzte: 47.6; erwartet: 47.9; aktuell: 49.0

Die Stimmung in der US-Industrie hat sich im September stärker als erwartet aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie stieg auf 49.0 Punkte, bleibt damit aber bereits den elften Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Aufträge in der US-Industrie gingen weiter zurück. Trotz tieferem Auftragseingang wollen die befragten Unternehmen nun wieder Personal aufbauen. Bei den Preisen zeigt sich mittlerweile eine deutliche Abwärtsdynamik.

Schweiz: PMI Manufacturing (September)
letzte: 39.9; erwartet: 40.8 aktuell: 44.9

Die Stimmung in der Schweizer Industrie ist im September weniger negativ wie noch im August. Allerdings verharrt der Einkaufsmanagerindex mit 44.9 Punkten deutlich unter der Wachstumsschwelle. Die Aufträge gingen weiter zurück, aber nicht mehr so verbreitet wie im August. Der Dienstleistungssektor entwickelte sich im September robust. Der Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektor stieg im September um 2.5 Punkte auf 52.8 Punkte.

 

Céline Koster

Strategieanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Anja Felder

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich