
05. September 2023, Tägliche Marktsicht
Positiver Schwung kann nicht gehalten werden
Der Erholungsversuch am Schweizer Aktienmarkt ist nicht geglückt.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -0.19%, SPI: -0.14%, SMIM: +0.09%
Der Schweizer Aktienmarkt startete mit Schwung in die neue Woche und verbuchte deutliche Gewinne. Der am vergangenen Freitag publizierte Arbeitsmarktbericht in den USA schürte die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen wird. Im Laufe des Tages musste der Leitindex SMI allerdings stetig Federn lassen, bis er am späteren Nachmittag sogar ins Minus rutschte. Bei Börsenschluss musste dieser einen Verlust von 0.2% hinnehmen. Da die US-Börsen gestern aufgrund eines Feiertages geschlossen waren, fehlten zudem Impulse aus Übersee. Weiter drückte eine Rede von EZB-Chefin Christine Lagarde auf die Stimmung. Sie bekräftigte erneut, dass weiter rigoros gegen die erhöhte Inflation im Euroraum vorgegangen wird. Bereits in der kommenden Woche steht die nächste Leitzinsentscheidung der EZB auf der Agenda. Von den 20 SMI-Werten gaben 12 nach, während 7 mit positiven Vorzeichen aus dem Handel gingen. Einzig ABB (+0.03%) schloss praktisch unverändert. Als Klotz am Bein erwiesen sich die drei Index-Schwergewichte. Mit Abgaben von 0.7% musste Roche am meisten Federn lassen, während bei Novartis sowie Nestlé Verluste von je 0.4% zu Buche schlugen. Der Nahrungsmittelriese vermeldete gestern den Verkauf des Erdnussallergiemittels Palforzia an ein britisches Biopharma-Unternehmen. Das Verlierertableau führten die beiden konjunktursensitiven Titel Kühne + Nagel (-1.7%) sowie Holcim (-0.9%) an. Gefolgt von den Versicherungswerten Swiss Life, die morgen ihre Halbjahreszahlen vorlegen, und Zurich Insurance (je -0.8%) sowie Swiss Re (-0.7%). Auf dem Gewinnerpodest stand einmal mehr die Grossbank UBS (+1.2%), die damit ihren Aufwärtstrend nach der Zahlenpräsentation weiter fortsetzt. Ebenfalls zulegen konnten die zinssensitiven Werte Partners Group (+1.1%) sowie Logitech (+1.0%). Von wieder etwas besseren Aussichten in China profitierte der Luxusgüterhersteller Richemont (+0.8%). Auch für den Konkurrenten Swatch (+1.6%) ging es nach oben. Beim Uhrenhersteller machen Gerüchte die Runde, dass eine weitere Kooperation zwischen zwei Uhrenmarken des Hauses (Swatch und Blancpain) nach dem Vorbild der erfolgreichen «Moonswatch» lanciert werden könnte. Am breiten Markt fielen die Aktien von Burkhalter (+3.3%) auf. Der Gebäudetechniker präsentierte gestern die Zahlen zum abgelaufenen Semester. Auf der Verkaufsliste stand der Spezialchemiehersteller Clariant (-3.0%). Allerdings konnte der Titel in den letzten Wochen deutlich zulegen.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.06%, DAX: -0.10%
An den europäischen Aktienmärkten dominierten über weite Strecken des Tages die positiven Vorzeichen. Kurz vor Börsenschluss fielen die Kurse jedoch in die Verlustzone. Der länderübergreifende EuroStoxx50 notierte 0.1% tiefer, während der britische FTSE100 sowie der französische CAC40 um je 0.2% nachgaben. Auf Sektorenebene konnten einzig die Bereiche Technologie sowie Zyklischer Konsum leicht zulegen. Die deutlichsten Verluste erlitten die Branchen Versorger, Kommunikationsdienste, Basiskonsumgüter sowie Immobilien. Bei den Einzelwerten fiel Novo Nordisk (+0.7%) auf. Der dänische Pharmahersteller kündigte an, das Gewichtsenkungsmittel Wegovy nun auch auf dem britischen Markt zu verkaufen. Bereits am vergangenen Freitag hatte Novo Nordisk den französischen Luxusgüterkonzern LVMH (-0.4%) als wertvollstes europäisches Börsenunternehmen abgelöst.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: geschlossen, S&P500: geschlossen, Nasdaq: geschlossen
Die amerikanischen Aktienmärkte waren gestern aufgrund des Labor Days geschlossen.
Unternehmensberichte
Partners Group veröffentlichte heute Morgen die Zahlen zum 1. Halbjahr 2023. Der Private Equity Spezialist konnte die verwalteten Vermögen um 8% auf USD 142 Mrd. erhöhen und der Umsatz stieg von CHF 881 Mio. auf CHF 1.05 Mrd., was einem Anstieg von 19% entspricht. Dies lag insbesondere an einer starken Erholung der Performance Fee, die im Vergleich zur Vorjahresperiode um 270% auf CHF 265 Mio. gesteigert werden konnten. Allerdings waren diese im 1. Halbjahr 2022 auch markant zurückgeglitten. Die fixen Managementgebühren betrugen CHF 786 Mio., was einem Rückgang von 3% entspricht. Der operative Gewinn auf Stufe EBIT konnte um 13% auf CHF 644 Mio. gesteigert werden. Dies bei einer EBIT-Marge von 61.2%, wobei diese in der Vorjahresperiode noch bei 64.7% lag. Unter dem Strich blieb ein um 19% höherer Reingewinn von CHF 551 Mio. Das Management bestätigte zudem die Ziele für das Gesamtjahr. Partners Group rechnet weiterhin mit Kapitalzusagen in der Höhe von USD 17 Mrd. bis USD 22 Mrd. Mit dem vorgelegten Zahlenset übertrifft der Private Equity Spezialist die Analystenerwartungen.
BKW konnte den Umsatz im 1. Halbjahr 2023 um 6% auf CHF 2.4 Mrd. steigern. Auch beim Betriebsergebnis (EBIT) gelang dem Energieversoger mit CHF 425 Mio., was einem Zuwachs von 29% entspricht, ein deutlicher Anstieg. Der operative Reingewinn erhöhte sich um 60% auf CHF 304 Mio. Zum starken Halbjahresresultat beigetragen hat vor allem das Energiegeschäft mit einem überdurchschnittlichen Handels- und Bewirtschaftungsergebnis. Für das zweite Halbjahr 2023 rechnet das Unternehmen allerdings mit einem deutlich tieferen Handels- und Bewirtschaftungsergebnis. Insgesamt erhöht BKW die Prognose und geht für das Geschäftsjahr 2023 neu von einem EBIT in der Bandbreite von CHF 600 Mio. bis CHF 650 Mio. aus (zuvor CHF 550 Mio. bis CHF 600 Mio.). Mit den präsentierten Zahlen übertrifft BKW die Markterwartungen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.208%; DE: 2.574%; CH: 0.896%
An den Kapitalmärkten fehlten gestern aufgrund eines Feiertages in den USA die Impulse. Entsprechend hielten sich die Bewegungen in Grenzen. Die Renditen der deutschen Bundesanleihen stiegen zum Wochenauftakt leicht an. Auch in anderen Euroländern legten die Renditen zu. Der nächste Zinsentscheid der europäischen Zentralbank findet am 14. September statt.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8856
Euro in US-Dollar: 1.0784
Euro in Franken: 0.9550
Der Euro tendierte gestern sowohl gegenüber dem Schweizer Franken als auch gegenüber dem US-Dollar seitwärts. Schwache Wirtschaftsdaten aus Deutschland konnten der Gemeinschaftswährung wenig anhaben. Die grösste Volkwirtschaft der Eurozone vermeldete gestern einen Rückgang der Exporte im Juli. Dies beeinflusste den Eurokurs jedoch kaum.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 85.94 pro Fass
Goldpreis: USD 1'937.55 pro Unze
Der Ölpreis konnte zum Wochenstart erneut zulegen. Die US-Sorte WTI notiert zurzeit erstmals seit November 2022 wieder über der Marke von 85 US-Dollar pro Fass. Angetrieben werden die Erdölpreise von den Aussichten auf ein sich verknappendes Angebot. Russland soll sich zusammen mit anderen Ländern des Ölverbunds OPEC+ auf eine weitere Reduktion des Angebots geeinigt haben. Auch die von der chinesischen Regierung beschlossenen Massnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft unterstützen den Ölpreis.
Wirtschaft und Konjunktur
Schweiz: Bruttoinlandsprodukt QoQ (2. Quartal)
letzter: 0.9%; erwartet: 0.1%; aktuell: 0.0%
Die Schweizer Wirtschaft stagnierte im zweiten Quartal 2023, nachdem sie im ersten Quartal bereinigt um Sportevents noch um 0.9% gewachsen ist. Unterstützend wirkte der private Konsum (+0.4%). Davon profitierten vor allem die Dienstleistungssektoren. Innerhalb des Dienstleistungssektor wuchs das Gastgewerbe (+5.2%) besonders stark. Dieses erhielt zusätzlichen Aufwind von der Rückkehr der internationalen Gäste. Wohingegen das verarbeitende Gewerbe (-2.9%) die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen und der tieferen Auslandsnachfrage spürte. Auch die Warenexporte (-1.2%) entwickelten sich rückläufig.
Anja Felder

8021 Zürich
