Ein Kursverlauf in Form eines Candlestick Charts

12. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht

Leichte Kursgewinne zur Wochenmitte

Die Schweizer Aktienmarkt setzte gestern seine jüngste Erholung dank starker Schwergewichte fort. Heute stehen die Quartalsberichte von Givaudan und VAT im Fokus.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: +0.33%, SPI: +0.48%, SMIM: +0.67%

Der Schweizer Aktienmarkt setzte gestern seine Erholung vom Vortag fort. Die sinkenden US-Zinsen sorgten für etwas Entspannung am Obligationenmarkt, was auch den Aktien Auftrieb verschaffte. Der SMI beendete den Handelstag 0.3% höher. Getragen wurde der Anstieg unter anderem vom Schwergewicht Nestlé, dessen Aktien sich an der Spitze des Tableaus um 1.8% verteuerten. Die Nestlé-Aktien waren Ende letzter Woche zusammen mit anderen Branchenwerten unter Druck gekommen. Grund dafür waren Spekulationen um die möglichen Auswirkungen der Diätmedikamente von Novo Nordisk und Eli Lily auf die Nachfrage nach Lebensmitteln. Gestern ebenfalls gefragt waren die beiden Pharmaschwergewichte Novartis und Roche (jeweils +0.6%), die im Vorfeld der Quartalsberichte Rückenwind von positiven Analystenkommentaren erhielten. Zu den Gewinnern bei den grosskapitalisierten Werten gehörten auch die Finanzwerte. Auf der anderen Seite des Tableaus reihten sich mit Lonza (-0.4%), Givaudan (-0.8%), Logitech (-1.1%), Kühne + Nagel (-1.5%) und Alcon (-2.0%) sowohl Zykliker als auch defensive Werte unter den Tagesverlierern ein. Den deutlichsten Tagesverlust verbuchten aber die Aktien von Richemont, die 4.0% nachgaben. Die Aktien des Uhren- und Schmuckherstellers wurden nach den schwächer als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen des Branchennachbarn LVMH in Sippenhaft genommen. Im breiten Markt gaben die Aktien von Komax nach einer neuen Verkaufsempfehlung eines Brokers um 3.5% nach.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.11%, DAX: +0.24%

Die europäischen Aktienmärkte schlossen gestern wenig verändert. Der EuroStoxx50 verlor 0.1%, während der DAX 0.2% anstieg. Im Fokus standen Aktien aus dem Luxusgüterbereich, die nach den enttäuschenden Quartalszahlen von LVMH an Terrain einbüssten. Hermes und Kering verloren 1.5% respektive 1.4%. Die Aktien von LVMH sackten um 6.5% ab. Im Pharmasektor avancierten die Aktien von Novo Nordisk um 4.8%. Der dänische Insulinhersteller brach eine Studie zum Diabetes- und Diätmedikament Ozempic wegen erwiesener Wirksamkeit bei chronischem Nierenleiden vorzeitig ab. Auf der Gegenseite brachen wegen dieser Neuigkeiten die Aktien des Dialyse-Anbieters Fresenius Medical Care um 17.4% ein. Die Aktien des Mutterhauses Fresenius SE, das rund 32% der Aktien von Fresenius Medical Care hält, gaben 7.8% nach.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: +0.19%, S&P500: +0.43%, Nasdaq: +0.71%

Die amerikanischen Aktienmärkte setzten im Zuge sinkender Kapitalmarktzinsen ihre Erholung der letzten Tage fort und schlossen den vierten Tag in Folge im positiven Bereich. Der DowJones schloss 0.2% stärker, während der S&P500 um 0.4% anstieg. Der technologielastige Nasdaq kletterte um 0.7% nach oben. Im Fokus standen nach den Studienergebnissen von Novo Nordisk die Diabetesmedikamentehersteller: Die Aktien von Davita und Baxter brachen um 16.9% respektive 12.3% ein. Im Energiesektor kündigte ExxonMobil (-3.6%) die Übernahme des US-Schieferölproduzenten Pioneer (+1.5%) für knapp USD 60 Mrd. an. Durch die Übernahme wird Exxon zum mit Abstand grössten Player im lukrativen Permian Becken und wird zudem die tägliche Öl- und Gasproduktion auf fast 4.5 Mio. Fass ausbauen. Einen Fehlstart legten die Aktien des Börsendebütanten Birkenstock hin. Die Aktien des Sandalen-Herstellers schlossen am 1. Handelstag 12.6% unter dem Ausgabepreis.

Unternehmensberichte

Givaudan vermeldete für die ersten 9 Monate 2023 einen Umsatzrückgang von 3.5% auf CHF 5.27 Mrd. Bereinigt um die negativen Währungseinflüsse und Portfolioanpassungen erreichte der Aromen- und Duftstoffhersteller ein Wachstum von 2.9%. Im dritten Quartal erreichte der Konzern ein organisches Wachstum von 4% und näherte sich damit der angestrebten Zielbandbreite von 4% bis 5% an. Die Analystenschätzungen, die im 3. Quartal mit einem Wachstum von 2.7% rechneten, wurden damit übertroffen. Auf 9-Monatssicht erreichte das Riechstoffgeschäft ein organisches Wachstum von 6.4%, was vor allem von einer starken Entwicklung in Parfümeriegeschäft angetrieben war. Im Aromenbereich verharrte der Umsatz hingegen organisch auf Vorjahresniveau, was vor allem auf eine zuletzt enttäuschende Entwicklung in Nordamerika zurückzuführen war. Die mittelfristige Zielsetzung wurde bestätigt. Detailliertere Zahlen wird das Unternehmen erst wieder mit den Gesamtjahreszahlen präsentieren.

VAT musste im 3. Quartal 2023 wegen der anhaltenden Schwäche im Halbleitersektor erneut einen Rückgang beim Auftragseingang und beim Umsatz hinnehmen. Der Auftragseingang verringerte sich im Vergleich zum 3. Quartal 2022 um 48% auf CHF 163.7 Mio., lag damit aber immerhin knapp über dem Auftragseingang des Vorquartals. Der Quartalsumsatz sank um 31% auf CHF 210 Mio. Damit blieb VAT sowohl beim Auftragseingang als auch beim Umsatz etwas unter den Analystenerwartungen. Für das 4. Quartal und das Jahr 2024 rechnet der Vakuumventilhersteller mit einer Verbesserung des Geschäftsumfelds, insbesondere im Bereich Advanced Industrials. Im Bereich Global Service rechnet das Management wegen dem schwierigen Halbleiterumfeld weiterhin mit anspruchsvollen Marktbedingungen. Der Ausblick für 2023 wird bestätigt. Demnach rechnet VAT weiterhin mit einem geringeren Umsatz, EBITDA, Nettogewinn und freien Cash Flow im Vergleich zum Vorjahr. Die EBITDA-Marge soll im 2. Halbjahr leicht über den Wert des 1. Halbjahres (29.2%) steigen, wird allerdings weiter unter der Zielspanne von 32% bis 37% erwartet. Im 4. Quartal rechnet VAT mit einem Umsatz zwischen CHF 200 und 230 Mio.

Kapitalmärkte

Renditen 10 Jahre
USA: 4.567%; DE: 2.714%; CH: 1.022%

Die langfristigen Zinsen in den USA und Europa sind gestern weiter zurückgeglitten. Die Rendite der US-Staatsanleihe mit 10-jähriger Laufzeit handelt zurzeit nur noch knapp über 4.5%, deutlich unter dem Niveau von Anfang Oktober. Die Veröffentlichung des September-Protokolls der Fed-Sitzung hat kaum neue Erkenntnisse gebracht. Erneut wurde betont, dass die Zinsen für eine Weile hoch bleiben sollten, um die Inflationsrisiken einzudämmen. Die nächsten Zinsentscheidungen werden aber wie bisher stark davon abhängen, wie sich die realwirtschaftlichen Daten entwickeln.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9004
Euro in US-Dollar: 1.0631
Euro in Franken: 0.9571

Der Schweizer Franken ist weiter auf dem Vormarsch. Nach der Eskalation im Nahen Osten ist die Suche nach Sicherheit noch nicht vorbei. Entsprechend bleibt der Schweizer Franken gesucht. Die israelische Währung Schekel hält sich trotz des Krieges einigermassen stabil. Gegenüber dem US-Dollar verlor die Währung seit Beginn des Angriffs lediglich knapp 3%.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 83.15 pro Fass
Goldpreis: USD 1'879.98 pro Unze

Die militärische Eskalation im Nahen Osten zeigt sich an den Märkten hauptsächlich bei den Preisen für Rohstoffe und bis dato vor allem beim Goldpreis. Dieser ist seit Beginn der Eskalation um etwas mehr als 3% angestiegen. Allerdings hat sich gleichzeitig der US-Dollar auf Grund der geringeren Zinserwartungen abgeschwächt, was normalerweise auch dem Goldpreis hilft. Der Ölpreis ist von seinem kurzzeitigen Hoch nach Beginn der Angriffe von 87 US-Dollar das Fass wieder auf 83 US-Dollar zurückgeglitten. Sofern der Krieg sich nicht auch auf andere Staaten im Nahen Osten ausweitet, dürften die Auswirkungen auf die Rohwarenmärkte gering bleiben.

Wirtschaft und Konjunktur

Es wurden keine aktuellen Wirtschaftsdaten publiziert. Für heute stehen die Inflationsdaten aus den USA für September an. 

Beat Schiffhauer

Senior Strategieanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich

Matthias Müller

Senior Finanzanalyst
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich