
02. November 2023, Tägliche Marktsicht
Kursgewinne zur Wochenmitte
Der Schweizer Aktienmarkt schloss gestern mit deutlichen Kursgewinnen. Heute liegt der Fokus auf den Zahlen von Geberit, Swisscom, Adecco, OC Oerlikon, Fresenius und Shell.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: +1.08%, SPI: +1.09%, SMIM: +0.91%
Der Schweizer Aktienmarkt ging zur Wochenmitte mit Kursgewinnen aus dem Handel. Der SMI eröffnete bereits deutlich über dem Vortag und baute die Kursgewinne im Tagesverlauf noch aus. Zum Schluss stand beim Leitindex ein Plus von 1.1% zu Buche. 17 von 30 der grosskapitalisierten Werte gingen mit Kursavancen aus dem Handel. Zu den gefragtesten Werten gehörten Zykliker wie Logitech (+1.4%) und Holcim (+2.2%), aber auch Finanztitel wie Swiss Re (+1.9%) und UBS (+2.5%). Unterstützung kam auch von den drei Index-Schwergewichten. Die Aktien von Roche legten 1.7% zu und konnten damit einen Teil der Vortagsverluste wettmachen. Nestlé (+1.4%) und Novartis (+0.8%) schlossen ebenfalls klar höher. Auf den Verliererrängen verloren Richemont (-0.1%), Sika (-0.8%) und Kühne + Nagel (-1.1%) ohne relevante Neuigkeiten an Terrain. Im breiten Markt gewannen die Aktien von Barry Callebaut nach den Quartalszahlen und einem Strategieupdate mit neuen Mittelfristzielen 4.9% hinzu. Die Aktien von Sandoz gewannen 1.4% dazu, nachdem der Börsenneuling von einem Broker eine Kaufempfehlung erhielt.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: +0.75%, DAX: +0.76%
Die europäischen Aktienmärkte zogen vor dem abendlichen Leitzinsentscheid der US-Notenbank ebenfalls deutlich an. Der EuroStoxx50 und der DAX verteuerten sich jeweils um 0.8%. Auf Branchenstufe gehörten neben dem Einzelhandelswerten auch die Reiseanbieter und die Versicherungswerte zu den Gewinnern. Hannover Rück (+3.0%) und Munich Re (+2.0%) erhielten Rückenwind von einer optimistischen Branchenstudie einer Investmentbank. Nicht gefragt waren gestern Aktien aus den Bereichen Rohstoffe, Chemie und Medien.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: +0.67%, S&P500: +1.05%, Nasdaq: +1.64%
Die amerikanischen Aktienmärkte zogen bereits vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank an. Nachdem die Fed den Leitzins erwartungsgemäss unverändert beliess, bauten die amerikanischen Indizes ihre Kursgewinne noch aus. Die gestiegene Risikobereitschaft der Anleger beflügelte insbesondere die Technologietitel. Der technologielastige Nasdaq verteuerte sich um 1.6%. Der S&P500 zog um 1.1% an, während der DowJones um 0.7% avancierte. Auf Einzeltitelebene standen unter anderem die Aktien des Chipherstellers AMD Fokus, die trotz einem verhaltenen Umsatzausblick auf das 4. Quartal um 9.7% nach oben sprangen. Der Hauptgrund für den deutlichen Kurssprung war die Vorstellung eines neuen Halbleiters für Produkte im Bereich künstliche Intelligenz, der die Chips von Nvidia konkurrenzieren soll. Auf der Verliererseite sackten die Aktien des Chemiekonzerns Dupont nach einem enttäuschenden Quartalsbericht um 8.2% ab.
Unternehmensberichte
Geberit präsentierte heute Morgen die Zahlen zu den ersten 9 Monaten 2023. Aufgrund des sehr anspruchsvollen Umfelds in der europäischen Bauindustrie verringerte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 12.3% auf CHF 2.4 Mrd. Bereinigt um einen negativen Währungseinfluss glitt der Umsatz um 7.9% zurück. Preiserhöhungen von rund 10% konnten die deutlichen Volumenrückgänge nicht kompensieren. Im 3. Quartal betrug der währungsbereinigte Umsatzrückgang 4.8% und fiel damit klar weniger stark aus als noch im 2. Quartal, als der Umsatz um 14.3% einbrach. Der Betriebsgewinn (EBITDA) nahm um 2.4% auf CHF 749 Mio. ab. Damit konnte Geberit die EBITDA-Marge um 320 Basispunkte auf 31.3% verbessern. Dies war operativen Kostenmassnahmen, gesunkenen Rohwarenpreise und Preiserhöhungen zu verdanken. Geberit blieb ein Reingewinn 516 Mio., 4.6% unter dem Vorjahr. Die Jahresprognose wird aufgrund der starken Margenentwicklung leicht angepasst. Beim Umsatz rechnet Geberit weiterhin mit einem währungsbereinigten Rückgang im mittleren, einstelligen Prozentbereich. Die EBITDA-Marge wird neu bei 29% bis 30% erwartet. Zum Halbjahr rechnete das Management noch mit einer Marge von «rund 29%». Das Ergebnis erfüllt die Analystenerwartungen beim Umsatz und übertrifft sie beim Betriebsgewinn.
Swisscom steigerte den Konzernumsatz in den ersten 9 Monaten um 0.3% auf CHF 8.2 Mrd. Im Schweizer Kerngeschäft reduzierte sich der Umsatz um 0.6% auf 6.1 Mrd., während der Umsatz bei der italienischen Tochter Fastweb um 6% auf EUR 109 Mio. gesteigert werden konnte. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA verbesserte sich um 4.1% auf CHF 3.5 Mrd. Bereinigt um Sondereffekte und Währungseinflüsse betrug der Anstieg 2.2%. Damit verbesserte sich die EBITDA-Marge um 180 Basispunkte auf 42.4%, was vor allem den laufenden Effizienzmassnahmen zu verdanken war. Unter dem Strich verblieb dem Telekomunternehmen ein 7.9% höherer Reingewinn von CHF 1.3 Mrd. Die Jahresprognose wird minimal angepasst. Neu rechnet das Management mit einem Umsatz von CHF 11.0 Mrd. (zuvor: CHF 11.1 bis 11.2 Mrd.). Die Zielsetzung beim EBITDA (CHF 4.6 bis 4.7 Mrd.) und bei der Dividende (CHF 22 pro Aktie) bleiben unverändert. Das Ergebnis fällt etwas besser aus als die Analysten erwartet hatten.
Adecco vermeldete für das 3. Quartal 2023 einen Umsatzrückgang von 1% auf EUR 5.96 Mrd. Bereinigt um Währungseinflüsse und die Anzahl Arbeitstage erreichte der Arbeitsvermittler ein Wachstum von 3%. Damit verringerte sich die Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich zum 1. Halbjahr etwas, fiel aber besser aus als von den Analysten erwartet. Der Bruttogewinn sank um 2% auf EUR 1.2 Mrd., was einer Marge von 20.8% entspricht. Damit erfüllte Adecco die eigene Zielsetzung einer Marge auf der Höhe des 2. Quartals (20.7%). Der bereinigte operative Gewinn (EBITA) stieg dank Preiserhöhungen, Produktivitätsfortschritten und Kostendisziplin um 9% auf EUR 235 Mio. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von CHF 103 Mio., 4.6% unter dem Vorjahr. Im Schlussquartal rechnet Adecco mit einer stabilen Geschäftsentwicklung und einer stabilen Bruttomarge. Das Zahlenset liegt über den Analystenerwartungen.
OC Oerlikon musste aufgrund anspruchsvoller Endmärkte im 3. Quartal 2023 erneut deutliche Umsatz- und Gewinnrückgänge hinnehmen. Der Umsatz sank zwischen Juli und September um 15.9% auf 623 Mio. Dies entspricht einer währungsbereinigten Abnahme von 10.9%. Erneut stark rückläufig waren die Umsätze im Bereich Polymer Processing, der ein Umsatzminus von 35.5% auf CHF 255 Mio. verzeichnete. Das Segment Surface Solutions steigerte den Umsatz hingegen um 6.3% auf CHF 368 Mio. Der Auftragseingang verringerte sich um 25.8% auf CHF 567 Mio. Dies war ebenfalls auf das schwache Umfeld im Bereich Polymere Processing zurückzuführen. Der operative Gewinn (EBITDA) sank um 23.3% auf CHF 98 Mio. Damit verschlechterte sich die Marge um 150 Basispunkte auf 15.7%. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Das Zahlenset fällt etwas schlechter aus als vom Analystenkonsens erwartet.
Fresenius SE steigerte den Umsatz im 3. Quartal 2023 um 2% auf EUR 5.5 Mrd. Währungsbereinigt erreichte der Gesundheitskonzern ein Wachstum von 6%. Das Ergebnis wurde zum ersten Mal ohne den Beitrag von Fresenius Medical Care präsentiert. Der bereinigte Betriebsgewinn erhöhte sich um 8% auf EUR 519 Mio. Neben dem laufenden Umbau trugen auch positive Ergebnisse des Spitalbetreibers Helios und der Medikamenten-Tochter Kabi bei. Unter dem Strich vermeldete der Konzern ein Verlust von EUR 406 Mio., der mit der Dekonsolidierung von Fresenius Medical Care zusammenhängt. Die Jahresprognose wird angehoben. Neu rechnet Fresenius mit einem stabilen Betriebsgewinn. Zum Halbjahr hatte das Management noch mit einem Rückgang gerechnet. Das 3. Quartalsergebnis fällt etwas besser aus als erwartet.
Shell vermeldete für das 3. Quartal 2023 einen Reingewinn USD 6.2 Mrd., rund 35% unter dem Vorjahreswert. Im Vorjahresquartal hatte der Energiekonzern noch von deutlich höheren Öl- und Gaspreisen profitiert. Dies wurde durch höhere Erträge im Raffineriegeschäft und im Handel mit Flüssiggas (LNG) teilweise wettgemacht. Shell kündigte zudem ein neues Aktienrückkaufprogramm über USD 3.5 Mrd. an, das bis zur Ankündigung des 4. Quartalsergebnisses abgeschlossen sein soll. Das Ergebnis erfüllt die Analystenerwartungen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.732%; DE: 2.760%; CH: 1.048%
Die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihe ist nach dem gestrigen Zinsentscheid deutlich zurückgeglitten und notiert rund 20 Basispunkte tiefer. Vor allem bei der 2-jährigen US-Staatsanleihe kam deutlich Bewegung hinein. So notiert dessen Rendite noch Mitte Oktober bei fast 5.25%. Seit gestern Abend notiert diese nun wieder unter 5%. Mit der gestrigen Pause bei den Leitzinsen mehren sich die Stimmen, die das Ende des Zinserhöhungszyklus’ erreicht sehen. Entsprechend positionieren sich die Ersten am Kapitalmarkt für baldige Zinssenkungen.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9042
Euro in US-Dollar: 1.0597
Euro in Franken: 0.9581
Die gesunkene Risikoaversion hat in den letzten Tagen insbesondere dem Schweizer Franken zugesetzt. Der Euro konnte sich deutlich über der Marke von 0.95 festsetzen, und notiert über 1% höher als noch Mitte Oktober. Der Schweizerischen Nationalbank dürfte dies Entwicklung entgegenkommen. Sie hat damit wieder mehr Spielraum, die weiterhin hohen Devisenreserven abzubauen.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 81.25 pro Fass
Goldpreis: USD 1'984.89 pro Unze
Der Ölpreis notiert trotz der weiterhin sehr angespannten Situation im Nahen Osten nur noch knapp über 80 US-Dollar das Fass. Insbesondere die schwächere, globale Nachfrage dürfte dem Ölpreis aktuell zusetzen. Zwar läuft die US-Wirtschaft weiterhin gut. Der grösste Erdölnachfrager China spürt hingegen seine Immobilienkrise zunehmend auch im Rest der Wirtschaft.
Wirtschaft und Konjunktur
USA: ISM-Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe (Oktober)
letzter: 49.0; erwartet: 49.0; aktuell: 46.7
Die Umfrage des Institutes für Lieferkettenmanagement (ISM) bei den US-Industrieunternehmen hat bezüglich des aktuellen Geschäftsgangs negativ überrascht. Vor allem bei den Neubestellungen scheint zunehmend der Wurm drin zu sein. Zwar notiert der Index bereits seit geraumer Zeit unter 50 Punkten. Der Rückgang im Oktober hat aber den positiven Trend der letzten Monate durchbrochen und notiert mit 46.7 nun deutlich unter 50 Punkten.
USA: US-Notenbank - Leitzinsentscheid (1. November)
letzter: 5.25 – 5.5%; erwartet: 5.25 – 5.5%; aktuell: 5.25 – 5.5%
Die US-Notenbank hat an ihrer gestrigen Sitzung entschieden, den Leitzins bei 5.25 – 5.5% zu belassen. Insbesondere der jüngste Anstieg bei den mittel- bis längerfristigen Zinsen gibt der US-Notenbank etwas Luft, nicht weiter an der Zinsschraube drehen zu müssen. Schliesslich sind es diese Zinsen, welche für viele Unternehmen und Private den Zins für Kredite bestimmen. Hinzu kommt, dass die Inflation in den USA zwar weiter zu hoch ist, die Dynamik aber weiter abnimmt. Die US-Notenbank lässt allerdings offen, auch abhängig von den Daten, ob sie in den kommenden Monaten nicht doch noch einen weiteren Zinsschritt vornehmen wird.
Matthias Müller

8021 Zürich
Beat Schiffhauer

8021 Zürich
