07. September 2023, Tägliche Marktsicht

Inflationssorgen belasten Aktienmärkte

Auch gestern mussten die Aktienmärkte weltweit Federn lassen. Gestiegene Rohölpreise schürten Inflationssorgen und brachten die Indizes unter Druck.

Aktienmarkt Schweiz

SMI: -0.31%, SPI: -0.24%, SMIM: -0.17%

Auch gestern standen waren die Vorzeichen beim Schweizer Aktienmarkt auf Rot und die Indizes notierten im negativen Bereich. Weiterhin trüben der höhere Erdölpreis sowie die schwachen Konjunkturdaten aus China und Europa die Marktstimmung. Während die Berichtssaison sich diese Woche dem Ende zuneigt, werden vor allem die Zinsentscheidungen der Zentralbanken weltweit, welche ab nächster Woche anstehen, wahrscheinlich wieder Impulse an die Märkte bringen. Der Leitindex SMI verlor gestern letztlich 0.3%. Von den 20 Blue Chips notierten sieben Werte im Minus. An der Tabellenspitze stand der Lebensversicherer Swiss Life (+2.1%), welcher mit dem vorgelegten Zahlenset die Erwartungen übertreffen konnte. Daneben waren vor allem die wirtschaftssensitiven Werte Logitech (+1.6%), Sika (+1.5%) und ABB (+1.4%) gefragt. Die Indexschwergewichte zeigten sich uneinheitlich. Während Nestlé (+0.4%) im Plus notierte, gaben die Pharmakonzerne Roche (-0.6%) und Novartis (-0.7%) nach. Am Tabellenende stand der Luxusgüterkonzern Richemont (-5.2%). Aussagen von Richemonts Verwaltungsratspräsidenten Rupert im Zuge der gestrigen Generalversammlung, wonach die höheren Verkaufspreise die Konsumfreudigkeit ihrer Kunden negativ tangierten, belasteten den Aktienkurs. Unter Druck stand auch die Aktie der Grossbank UBS (-2.8%). Nach den überzeugenden Halbjahreszahlen von letzter Woche und dem Erreichen des höchsten Aktienstands seit der Finanzkrise am Mittwoch folgten gestern Gewinnmitnahmen. Barry Callebaut konnte um 1.5% zulegen, nachdem der Schokoladenproduzent gestern überraschend ein Investitions- und Kostensenkungsprogramm ankündigte. Demnach sollen Investitionen in Höhe von CHF 500 Mio. in die Bereiche Innovation, Service, Nachhaltigkeit und Qualität fliessen. Damit möchte Barry Callebaut näher zum Kunden und weiter auch die Digitalisierung fördern. Mit dem Programm sollen Einsparungen in Höhe von CHF 250 Mio. jährlich resultieren. Am 1. November wird Barry Callebaut weitere Details dazu und das umfassende Strategieupdate vorlegen.

Aktienmärkte Europa

EuroStoxx50: -0.72%, DAX: -0.19%

An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern weiterhin rückwärts. Der italienische FTSE MIB (-1.5%) verlor am stärksten, gefolgt vom spanischen IBEX 35 (-0.8%). Der gestiegene Erdölpreis führte wieder zu Inflationssorgen und belastete die Finanzmärkte. Auf Sektorenebene schwangen die Bereiche Immobilien, Industrie und Kommunikationsdienste obenauf. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Bereiche zyklischer Konsum, Finanzen und Gesundheit ab.

Aktienmärkte USA

Dow Jones: -0.57%, S&P500: -0.70%, Nasdaq: -1.06%

Die amerikanischen Aktienmärkte mussten gestern weiterhin den Rückwärtsgang einlegen. Die angestiegenen Erdölpreise schürten Inflationssorgen und brachten die Aktienmärkte unter Druck. Der technologielastige Nasdaq, der viele Wachstumstitel enthält und deshalb sehr zinssensitiv ist, verlor mit 1.1% am stärksten. Dahinter folgten der marktbreite S&P500 (-0.7%) und der DowJones (-0.6%). Auf Sektorenebene waren einzig die Bereiche Versorger und Energie gefragt. Deutlich unter Abgabedruck standen hingegen die zinssensitiven Sektoren Technologie und zyklischer Konsum. Auf Einzeltitelebene fielen die Aktien von T-Mobile US (-2.0%) negativ auf. Die Deutsche Telekom Tochter kündigte Dividendenzahlungen und ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu USD 19 Mrd. an. Dabei wird der Konzern bis Ende 2024 quartalsweise Dividenden ausschütten. Die Summe beläuft sich insgesamt auf rund USD 3.75 Mrd. Trotz dieser Ankündigung gab die Aktie um 2% nach.

Kapitalmärkte

Renditen 10 Jahre
USA: 4.285%; DE: 2.654%; CH: 0.951%

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist in den letzten Tagen wieder etwas angestiegen. Hintergrund des jüngsten Zinsanstiegs dürften die eher guten Wirtschaftsdaten sein, welche wieder die Spekulationen nähren, dass die US-Notenbank weiter an der Zinsschraube drehen könnte.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8819
Euro in US-Dollar: 1.0718
Euro in Franken: 0.9560

Der Schweizer Franken bleibt trotz jüngst kurzer Gegenbewegungen stark. Die tiefe Inflation, die sehr soliden Staatsfinanzen sowie die Aussicht auf eine nur sanfte konjunkturelle Delle festigen das Vertrauen in den Schweizer Franken. Gleichzeitig ist die SNB weiter mit Devisenverkäufen aktiv, was den Schweizer Franken zusätzlich stützt.

Rohwarenmärkte

Ölpreis WTI: USD 87.19 pro Fass
Goldpreis: USD 1'918.70 pro Unze

Die US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet unterdessen fast wieder 90 US-Dollar das Fass. Hauptgrund für den jüngsten Anstieg des Erdölpreises sind die Erwartungen eines knapperen Angebots. Saudi-Arabien und Russland, die beiden grossen Erdölexporteure der OPEC+, wollen offenbar die im Frühjahr beschlossenen Förderkürzungen bis zum Jahresende verlängern.

Wirtschaft und Konjunktur

USA: Einkaufsmanager PMI Dienstleistungen (August)
letzter: 51.0; erwartet: 50.5; aktuell: 51.0

Die Umfrage unter den Einkaufsmanagern bei den Dienstleistungsunternehmen kam etwas unter den Erwartungen aber noch im positiven Bereich herein. Die Abkühlung der Wirtschaft ist nun zunehmend auch im Servicebereich zu spüren, wenn auch die Daten weiter auf eine leichte Expansion hindeuten.

Angela Truniger

Finanzanalystin
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich