
20. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht
Indexschwergewichte belasten Schweizer Aktienmarkt
Die Quartalszahlen von Roche und Nestlé wurden von den Marktteilnehmern nicht gut aufgenommen und belasteten gestern den SMI. Heute steht der Quartalsbericht von Sika im Fokus.
Aktienmarkt Schweiz
SMI: -2.13%, SPI: -1.93%, SMIM: -0.78%
Die Unsicherheit der Marktteilnehmer hielt gestern weiter an und sorgte für deutliche Abgaben am Schweizer Aktienmarkt. Nach wie vor stehen der Nahostkonflikt sowie die anhaltend hohen US-Zinsen im Fokus. Der Schweizer Leitindex SMI verlor letztlich 2.1%. Von den 20 Blue Chips notierten lediglich drei Werte mit positivem Vorzeichen. Für das deutliche Indexminus waren gestern vor allem die Schwergewichte verantwortlich. Roche (-4.4%), Nestlé (-3.4%) und Novartis (-2.8%) führten das Verlierertableau an. Roche musste im 3. Quartalszahlenset einen Umsatzrückgang ausweisen und bestätigte den vorsichtigen Jahresausblick. Analysten bemängelten vor allem den Diagnostikumsatz und erhofften sich eine Ausblickserhöhung. Beim Nahrungsmittelhersteller Nestlé fiel der Umsatz leicht tiefer aus als antizipiert wurde. Gegenwind kam vom starken Schweizer Franken. Die Volumen- und Mixzahlen waren immer noch leicht negativ, stabilisierten sich aber im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 und der Jahresausblick wurde bestätigt. Nestlé und Roche erreichten gestern im Tagesverlauf neue Jahrestiefststände. Auf der positiven Seite im SMI standen Richemont (+0.9%) und Sika (+0.9%). Richemont und Swatch (+1.9%) profitierten von besser als erwarteten Schweizer Uhrenexportdaten. Der Rückversicherer Swiss Re konnte mit +0.02% minim im Plus schliessen. ABB schloss nach den negativ aufgenommenen Quartalszahlen am Mittwoch, die Kurseinbussen von über 6% zur Folge hatten, gestern nochmals 1% tiefer. Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler konnte mit den 3. Quartalszahlen die Markterwartungen erfüllen und hob den Jahresausblick leicht an. Die Aktie legte um 3.3% zu. Am breiten Markt fielen die Aktien von DocMorris mit einem Kurssturz von 17.2% negativ auf. Unter den Erwartungen liegende Quartalszahlen und eine Reduktion des Jahresausblicks waren dafür verantwortlich.
Aktienmärkte Europa
EuroStoxx50: -0.38%, DAX: -0.33%
Die europäischen Aktienmärkte büssten gestern weiter an Terrain ein. Neben den Sorgen um den Nahostkonflikt sorgten schwache Quartalszahlen bei einigen Unternehmen sowie die weiterhin hohen US-Renditen für Gegenwind. Die stärksten Abgaben verzeichnete der italienische FTSE MIB (-1.4%), gefolgt vom britischen FTSE100 (-1.2%). Auf Sektorenebene notierte einzig der Technologiesektor im Plus. Unterdurchschnittlich schnitten hingegen die Sektoren Gesundheit, Immobilien und Kommunikationsdienste ab. Nokia gab um 6.4% nach, nachdem die Quartalszahlen schlechter als erwartet ausfielen und der Jahresausblick gesenkt wurde.
Aktienmärkte USA
Dow Jones: -0.75%, S&P500: -0.85%, Nasdaq: -0.96%
Auch die amerikanischen Aktienmärkte gaben gestern weiter nach. Der technologielastige Nasdaq verlor 1.0%, während der marktbreite S&P500 um 0.9% tiefer schloss und der US-Leitindex DowJones um 0.8% nachgab. Auf Sektorenebene schwang einzig der Bereich Kommunikationsdienste obenauf. Unter Abgabedruck standen hingegen die Sektoren Immobilien, Zyklischer Konsum und Finanzen. Der Elektroautobauer Tesla verfehlte mit den am Tag zuvor publizierten Quartalszahlen die Markterwartungen. Die Aktie verlor letztlich 9.3%. Der Streaminganbieter Netflix fiel hingegen mit einem Kursplus von 16.1% positiv auf. Es konnten deutlich mehr Abonnenten als erwartet hinzugewonnen werden, dies auch trotz gewissen Preiserhöhungen.
Unternehmensberichte
Sika konnte den Umsatz in den ersten 9 Monaten 2023 um 5.6% auf CHF 8.45 Mrd. steigern. In Lokalwährungen betrug das Wachstum 12.4%, wobei hier ein Grossteil auf die MBCC-Akquisition (11.1%) zurückzuführen ist. Der starke Schweizer Franken machte sich ebenfalls bemerkbar (-6.8%). Die Integration verläuft erfolgreich und die Synergien konnten um CHF 20 Mio. auf CHF 180 bis 200 Mio. erhöht werden. Der Betriebsgewinn (EBIT) reduzierte sich um 7% auf CHF 1.14 Mrd., was vor allem den Integrationskosten von CHF 105.3 Mio. sowie einem Veräusserungsgewinn im Vorjahr von 168 Mio. zuzuschreiben ist. Insgesamt blieb ein um 16.9% tieferer Reingewinn von CHF 736.5 Mio. Der Ausblick fürs 2023 wurde indes bestätigt. Mit dem Zahlenset erfüllt Sika auf Stufe EBIT und Konzerngewinn die Erwartungen, liegt beim Umsatz aber leicht darunter.
L’Oréal gab gestern nachbörslich die 3. Quartalzahlen bekannt. Der Umsatz konnte um 4.5% auf EUR 10.0 Mrd. erhöht werden. Organisch, das heisst ohne Wechselkurseffekte, betrug das Wachstum 11.1%. Regional trugen alle Regionen zum Umsatzwachstum bei, einzig die Region Nord-Asien musste einen um 15.1% tieferen Umsatz von EUR 2.05 Mrd. ausweisen. Die Umsatzzahlen erreichten nicht ganz die Analystenschätzungen.
Kapitalmärkte
Renditen 10 Jahre
USA: 4.939%; DE: 2.927%; CH: 1.119%
Die Kapitalmarktzinsen machen aktuell kurz Pause und zeigen eine kleine Gegenbewegung. Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury hat fast die 5%-Grenze erreicht, notiert unterdessen aber wieder etwas darunter. Aktuell sind sich die Marktteilnehmer uneins darüber, ob die US-Notenbank nochmals einen Zinsschritt wagt. Der nächste Entscheid steht am 1. November an. Entscheidender wird aber mittelfristig sein, wie lange die US-Notenbank die Zinsen auf diesem Niveau hält. Aktuell wird für nächstes Jahr mit zwei Zinssenkungen gerechnet. In Anbetracht der erhöhten Energiepreise und der weiterhin nur zögerlich rückläufigen Kerninflationsrate in den USA dürften ob diesem Zinspfad immer wieder Zweifel aufkommen.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.8920
Euro in US-Dollar: 1.0577
Euro in Franken: 0.9435
Der Schweizer Franken bleibt weiterhin gesucht. Der Euro wie auch der US-Dollar verlieren aktuell an Wert. Hintergrund dürfte die weiter anhaltende Suche nach Sicherheit sein. Gegenüber dem Schweizer Franken hat der Euro unterdessen ein neues Rekordtief erreicht und notiert deutlich unter 0.95.
Rohwarenmärkte
Ölpreis WTI: USD 90.42 pro Fass
Goldpreis: USD 1'978.74 pro Unze
Der Ölpreis bleibt aufgrund der weiter angespannten Lage im Nahen Osten volatil. Hinzu kamen gute Wirtschaftsdaten aus China, dem grössten Nachfrager nach Rohöl. Unterdessen notiert das Fass Öl der Sorte WTI bei über 90 US-Dollar. Noch Anfang Oktober lag der Preis bei knapp über 80 US-Dollar.
Wirtschaft und Konjunktur
Es wurden gestern keine relevanten Wirtschaftsdaten veröffentlicht.
Beat Schiffhauer

8021 Zürich

Angela Truniger

8021 Zürich
