11. September 2023, Tägliche Marktsicht

Fremdwährungs-Obligationen nur auf den ersten Blick attraktiv

Der Zinserhöhungszyklus der Notenbanken nähert sich seinem Ende.

Im Fokus

Der Zinserhöhungszyklus der Notenbanken nähert sich seinem Ende. Die letzten noch zu erwartenden Zinsschritte der EZB oder der SNB sind in den Renditen der Obligationen weitgehend eskomptiert. Die Gefahr, durch weitere starke Zinserhöhungen grosse Kapitalverluste auf den Obligationen zu erleiden, ist damit gesunken. Anlagen in Obligationen werden wieder zu einem Thema.

Anleihen in Schweizer Franken werfen eine Rendite von knapp 2% pro Jahr ab, praktisch unabhängig von ihrer Restlaufzeit. Wer Konzessionen bei der Schuldnerqualität in Richtung BBB macht, bekommt etwas mehr als 2%. Das ist höher als die aktuelle Inflationsrate und höher als die Verzinsung auf dem Konto oder bei einem Festgeld, aber vom Hocker reisst es einem nicht. Da kommt schnell die Frage auf, wo kann ich mit Obligationen mehr verdienen. Eine Möglichkeit ist, bei der Qualität des Schuldners noch grössere Konzessionen einzugehen. Mit High Yield-Anleihen oder im Börsenjargon «Junk Bonds», mit Anleihen aus den Emerging Markets oder mit Spezialkonstruktionen wie den mittlerweile weitherum bekannten AT1-Anleihen steht eine grosse Auswahl zur Verfügung. Allen ist gemeinsam, dass das Kreditrisiko der einzelnen Obligation gross ist. Eine breite Diversifikation der Schuldner ist daher zwingend nötig. Deshalb kommt für diese Anlagekategorien nur eine Investition über einen Anlagefonds in Frage.

Wer die zusätzlichen Kosten eines Anlagefonds scheut, der landet auf der Suche nach mehr Rendite rasch bei den Obligationen in fremder Währung. Die Rendite einer Obligation eines guten Schuldners in US-Dollar bewegt sich im Bereich über 5%. Für Anleihen in Britischen Pfund ist es sogar etwas mehr. Bei Anleihen in den beliebten Hochzinswährungen Australischer Dollar und Neuseeländischer Dollar liegen ebenfalls Renditen zwischen 4% und 5% drin. Im Vergleich zu den 2% der hiesigen Obligationen sind diese Anlagen auf den ersten Blick attraktiv.

Wie an den Finanzmärkten üblich, gibt es diese Zusatzrendite nicht ohne zusätzliches Risiko. Bei den Fremdwährungsanleihen ist das Währungsrisiko ein wichtiger Faktor. Dieses kann über Devisentermingeschäfte oder Währungsoptionen abgesichert werden. Die Kosten dafür entsprechen aber mindestens der Zinsdifferenz, womit der Renditevorteil wegfällt. Fremdwährungsobligationen auf währungsgesicherter Basis können sich trotzdem lohnen. Ihr Vorteil liegt dann nicht mehr in der besseren Rendite, sondern im Erschliessen eines grösseren Universums von Schuldnern und damit in einer besseren Diversifikation des Kreditrisikos. Wer jedoch die Mehrrendite sucht, der muss das Währungsrisiko tragen. Die Erfahrung zeigt, dass praktisch alle Währungen gegenüber dem Franken über die Zeit an Wert verlieren. Das Polster von 3% pro Jahr ist gross, weshalb in einem ruhigen Handelsumfeld mit einer recht grossen Wahrscheinlichkeit auch nach Währungsveränderungen noch eine Mehrrendite übrigbleiben wird. Dann darf aber während der Haltedauer der Obligation kein Ereignis stattfinden, das eine Flucht in den Franken als sicheren Hafen auslöst. In diesem Fall löst sich die schöne Mehrrendite von mehreren Jahren innert Kürze in Luft auf. Solche Ereignisse kommen leider in regelmässigen Abständen vor, weshalb sich für Anleger mit Franken als Referenzwährung das Halten von Anleihen in fremder Währung selten auszahlt.

Video-Podcast der SGKB

Wer die Sommerferien in Italien, Frankreich oder den USA verbracht hat, konnte es am eigenen Leib erfahren. Der Schweizer Franken gehört zu den stärksten Währungen der Welt. Seit Anfang Jahr hat er gegenüber dem Euro 3 Prozent und gegenüber dem US-Dollar 5 Prozent gewonnen. Unsere Leiterin Anlagestrategie und Analyse Caroline Hilb schätzt die aktuelle Währungssituation ein. Der Video-Podcast der St.Galler Kantonalbank kann unter sgkb.ch/anlagewelt angeschaut werden.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.22%, S&P500: +0.14%, Nasdaq: +0.09%

Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +0.38%, DAX: +0.14%, SMI: -0.41%

Asiatische Märkte
Nikkei 225: -0.45%, HangSeng: -1.68%, S&P/ASX 200: +0.21%

Im Vorfeld der geldpolitischen Sitzung der Fed von nächster Woche steigt die Nervosität an den Aktienmärkten. Steigen die Zinsen weiter oder war es das mit Zinserhöhungen. Jede neue Information aus der Wirtschaft wird in Bezug auf diese Frage beurteilt. Der S&P 500 verlor letzte Woche 1.29%. Die europäischen Aktien sanken 1.06%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 1.14% abschloss.

Die Geldpolitik und der Zinserhöhungspfad der Zentralbanken spielen eine grosse Rolle an den Aktienmärkten. Damit eng verbunden ist die Inflation. Besonders in den Fokus rückt zunehmend die Konjunkturentwicklung. Aktuell verläuft die Abschwächung langsamer als erwartet. Das hat den Vorteil, dass sich die Wirtschaft robuster zeigt als es in solchen Phasen üblich ist. Beispielsweise zeigt sich der Arbeitsmarkt in den Industrieländern noch stark. Das stützt die Binnenwirtschaft. Es hat aber auch den Nachteil, dass mit einem langsamen Konjunkturrückgang die Wiederbelebung flacher und langsamer verlaufen wird als nach Corona. Wir schliessen daraus, dass die Aktienmärkte länger als noch vor einigen Wochen erwartet von der schwächeren Konjunktur negativ beeinflusst sein werden. Negativ fällt auch China mit seinen Problemen am Häusermarkt und im Konsum auf. China fällt aktuell als Wirtschaftsmotor weg. Im März 2022 startete die US-Notenbank Fed ihren steilen Zinserhöhungszyklus. In elf Schritten erhöhte sie den Leitzins von 0.25% auf stattliche 5.25% bis 5.50%. Damit dürfte die US-Notenbank ihren Zielzins erreicht haben. Die Inflation ist zwar weiterhin erhöht, aber die Preisdynamik hat merklich nachgelassen. Auch aufgrund der konjunkturellen Abkühlung erwarten wir in den USA weder weitere Zinserhöhungen noch einen Inflationsschub. Wir erwarten vorerst aber auch keine Zinssenkungen. Das wird an den Aktienmärkten in Kombination mit einer schwächeren Konjunkturentwicklung für einige Unsicherheit sorgen. Wie wir uns in diesem Umfeld verhalten, erklärt unsere Leiterin Anlagestrategie und Analyse Caroline Hilb in diesem Video.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.294%; DE: 2.610%; CH: 1.038%

Bei den Kapitalmarktzinsen passiert nicht allzu viel. Die Obligationenhändler warten auf die geldpolitischen Entscheide der Notenbanken. In der letzten Woche sind die Renditen wieder etwas gestiegen. Das kann sich aber schon heute wieder ändern.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.8904
Euro in US-Dollar: 1.0736
Euro in Franken: 0.9559

Der US-Dollar ist zum Franken auf den höchsten Stand seit Anfang Juli gestiegen. Den Einbruch kurz vor den Sommerferien hat er damit weitgehend wettgemacht. Herbstferien in den USA werden wieder etwas teurer.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 87.04 pro Fass
Goldpreis: USD 1'926.25 pro Unze

Der Ölpreis ist in den letzten zwei Wochen um fast 10% gestiegen. Die tiefere Förderquote von Saudi-Arabien macht sich bemerkbar. Diese soll bis Ende Jahr verlängert werden. Auf dem aktuellen Niveau wird die Luft für einen weiteren Anstieg des Ölpreises aber dünner.

Wirtschaft

Die US-Wirtschaft kühlt sich langsam ab. Ob sich das dämpfend auf die Inflation auswirkt, werden die US-Inflationszahlen am Mittwoch zeigen. Während die Inflationsrate aufgrund höherer Benzinpreise steigen wird, sollte die Kerninflation ohne Benzin tiefer ausfallen. Am Donnerstag wird die EZB bekanntgeben, ob sie die Leitzinsen weiter anhebt. Dieser Entscheid hat auch Auswirkungen auf die SNB, welche eine Woche später über die Zinsen in der Schweiz entscheidet. 

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich