Abbildung mehrerer Performancekurven der Aktienmärkte

09. Oktober 2023, Tägliche Marktsicht

Auf der Suche nach den positiven Impulsen

Aktuell bewegen sich die Aktienkurse in einem engen Rahmen, im Trend aber nach unten. Die positiven Impulse fehlen und je länger das andauert, desto stärker nehmen die Verleiderverkäufe zu. Doch woher sollen die positiven Impulse kommen?

Im Fokus

Der Schweizer Aktienmarkt dümpelt seit Monaten vor sich her. Im April hat er das letzte Kursrallye hingelegt, nachdem die Probleme der Credit Suisse und der amerikanischen Regionalbanken aus den Schlagzeilen verschwunden waren. Seither bewegen sich die Aktienkurse in einem engen Rahmen, im Trend aber nach unten. Der Swiss Performance Index hat in dieser Zeit schleichend 7% an Wert eingebüsst. Die positiven Impulse fehlen und je länger das andauert, desto stärker nehmen die Verleiderverkäufe zu. Doch woher sollen die positiven Impulse kommen?

Naheliegend sind die Themen, die die Finanzwelt momentan generell bewegen: Inflation, Zinsen und Konjunktur. Die Inflationsraten steigen wieder an, getrieben durch höhere Benzinpreise. In der Schweiz werden die höheren Mieten und der höhere Strompreis die Inflationsrate bis im Januar wieder über die Marke von 2% treiben. Der grundlegende Inflationsdruck, gemessen an der Kernrate ohne die stark schwankenden Preiskomponenten wie die Energiepreise, ist jedoch auf dem Rückzug, langsam, aber doch stetig. Diese Entwicklung ist nicht schlagzeilenträchtig, weshalb sie als positiver Impulsgeber kein grosses Gewicht hat. Die Inflationsentwicklung ist aber ein entscheidender Faktor für die Geldpolitik der Zentralbanken. Von der SNB erwarten wir keine Zinserhöhung mehr. Sollte die Fed den Zins bis Ende Jahr noch einmal um 0.25% anheben, hätte das nur einen geringen Einfluss auf die Märkte. Die Zentralbanken werden die Zinsen aber nicht so rasch wieder senken wie bei den letzten Zinszyklen. Dazu fehlt die Finanzkrise wie 2009 oder die tiefe Rezession wie 2002 oder beim Ausbruch von Corona. Diese Erkenntnis fliesst momentan in die Finanzmärkte ein und lässt die Kapitalmarktzinsen steigen. Während die SNB ihren Leitzins bis 2025 auf dem aktuellen Niveau von 1.75% halten kann, wird die Fed im nächsten Jahr die Zinsen langsam nach unten nehmen müssen. Zinsen über 5% in den USA sind konjunkturbremsend und nicht nachhaltig. Sobald es ihre Inflationseinschätzung erlaubt, wird die Fed deshalb zu einer expansiveren Geldpolitik übergehen. Das wird in der zweiten Jahreshälfte 2024 geschehen. Die Finanzmärkte werden aber bereits vorher darüber spekulieren, wann der erste Zinsschritt erfolgen wird. Das wird den Aktienmärkten einen Schub verleihen. Bleibt der dritte Treiber, die Konjunktur. Die wirtschaftliche Abschwächung ist im Gange. Sie konzentriert sich bisher auf die Industrie und den Exportsektor, wird sich mit der Zeit aber auch auf nachgelagerte Bereiche wie die Dienstleistungen auswirken. Sie verläuft langsamer als auch von uns ursprünglich erwartet. Bis die Talsohle erreicht ist und der Aufschwung winken wird, dauert es deshalb auch länger und wird sich in das nächste Jahr hineinziehen. Die Analysten und die Finanzmärkte schauen auch hier voraus. Die Gewinnerwartungen der Analysten an die Unternehmen haben schon gedreht. Zaghaft gehen sie von höheren Gewinnen im nächsten Jahr aus. Wenn sich diese Einschätzung bestätigt und beschleunigt, wird das den Aktien ebenfalls positive Impulse verleihen.

Es braucht noch etwas Geduld. Das Dümpeln bei den Aktien und damit die Gefahr einer Erosion der Kurse kann noch weitergehen. Der Ausblick auf das nächste Jahr ist aber vielversprechend. Es lohnt sich, sein Aktienportfolio langsam darauf auszurichten. Beeilen muss man sich nicht. Da das Timing jedoch eine schwierige Sache ist, sollten die ersten Schritte bald einmal angegangen werden.

Aktienmärkte

US-Aktienmärkte
Dow Jones: +0.87%, S&P500: +1.18%, Nasdaq: +1.60%
Europäische Aktienmärkte
EuroStoxx50: +1.09%, DAX: +1.06%, SMI: +0.50%
Asiatische Märkte
Nikkei 225: geschlossen, HangSeng: geschlossen, S&P/ASX 200: +0.20%

Trotz eines markanten Schlussspurts am Freitag geht der Kriechgang an den Aktienmärkten weiter. Die Angst, dass die Zinsen sehr lange sehr hoch bleiben, geht um. Gute Wirtschaftsdaten aus den USA befeuern diese Befürchtungen zusätzlich. Der S&P 500 legte letzte Woche 0.48% zu. Die europäischen Aktien sanken 0.72%, während der Swiss Performance Index die Woche mit einem Minus von 1.43% abschloss.

Die Aktienmärkte werden weiterhin von einer Dreierseilschaft aus Inflationsentwicklung, Konjunkturaussichten und Geldpolitik vor sich hergetrieben. Das grosse Bild ist gemischt. Besser lässt sich die aktuelle Lage nicht umschreiben. Von zwei der drei Faktoren gibt es eher positive Meldungen. Die Inflation ist auf gutem Wege und in den letzten Monaten kontinuierlich gesunken. Der Trend stimmt, aber die effektive Höhe der Inflation ist nach wie vor kritisch. Im September ist der Ölpreis angestiegen, was die Inflationsrate zumindest temporär wieder nach oben drücken wird. Auch auf dem richtigen Wege, aber noch nicht am Ziel, ist die Kerninflation ohne die schwankenden Energiepreise. Diese hält sich wegen Zweitrundeneffekten und einer soliden Lage am Arbeitsmarkt hartnäckig hoch und könnte die Notenbanken noch einmal auf den Plan rufen. Hier liegt die Betonung allerdings auf „könnte“. Wir sind der Meinung, dass die Notenbanken nun den Zinsgipfel erklommen haben und es keine weiteren Zinserhöhungen mehr geben wird. Dieser Aspekt ist positiv für die Aktienmärkte. Demgegenüber fallen die Konjunkturdaten eher auf der schwachen Seite aus und die Talsohle im internationalen Handel ist noch nicht erreicht. Die vorausschauenden Konjunkturindikatoren aus der Eurozone, den USA und der Schweiz signalisieren weiterhin eine Abschwächung. Chinas Wirtschaft durchläuft eine konjunkturelle und strukturelle Schwächephase, weshalb sie die Weltwirtschaft nicht antreiben kann wie in der Vergangenheit. Deshalb kann es an den Aktienmärkten in den kommenden Wochen weiterhin zu erhöhten Kursausschlägen kommen.

Kapitalmärkte

Renditen 10 J: USA: 4.801%; DE: 2.884%; CH: 1.190%

Bessere Daten als erwartet für den US-Arbeitsmarkt haben die Zinsen am Kapitalmarkt weiter nach oben gedrückt. Das gilt insbesondere für die US-Treasuries und die deutschen Bundesanleihen. In der Schweiz ist dagegen nicht viel passiert. Die Swap-Sätze, welche für die Obligationen und die Festhypotheken relevant sind, sind nur minim gestiegen. Das ist auch richtig so, da sich in der Schweiz weder an den Konjunkturaussichten noch an den Erwartungen an die SNB etwas geändert hat.

Währungen

US-Dollar in Franken: 0.9107
Euro in US-Dollar: 1.0548
Euro in Franken: 0.9606

Der Euro hat unter den grossen Währungen in den letzten Tagen am schwächsten abgeschlossen. Der US-Dollar profitierte von den höheren Renditen der US-Obligationen. Der Franken hatte die Devisenverkäufe der SNB im grossen Stil als positiven Taktgeber. Der Euro hatte dagegen wenig Argumente für sich.

Rohstoffmärkte

Ölpreis WTI: USD 85.88 pro Fass
Goldpreis: USD 1'850.55 pro Unze

Der Ölpreis ist letzte Woche um 10% gefallen. Das ist der grösste Wochenverlust seit dem März. Höhere US-Zinsen und Signale einer sinkenden Nachfrage haben die Stimmung am Ölmarkt ins Negative gedreht. Dagegen waren Russland und Saudi-Arabien mit ihren Förderkürzungen machtlos. Erst der Überfall der Hamas auf Israel sorgte für einen Stimmungsumschwung gegen oben.

Wirtschaft

USA: Non Farm Payrolls (September)
letzte: 227’000; erwartet: 170’000; aktuell: 336’000
USA: Arbeitslosenrate (September)
letzte: 3.8%; erwartet: 3.7%; aktuell: 3.8%

In den USA wurden im September deutlich mehr Stellen geschaffen als erwartet. Die Non Farm Payrolls zeichnen aber ein zu positives Bild. Gemäss der von den Payrolls der Unternehmen unabhängigen Umfrage bei den Haushalten hat die Beschäftigung weniger stark zugenommen und die Arbeitslosenrate bleibt bei 3.8%. Zudem hat der Anstieg bei den Stundenlöhnen leicht abgenommen. Bei der Frage, ob von der Fed eine weitere Zinserhöhung nötig ist, sind sowohl die Finanzmärkte als auch die Fed selber nach diesem Arbeitsmarktbericht genauso schlau wie vorher. 

Thomas Stucki

Leiter Investment Center
Stauffacherstrasse 41
8021 Zürich
Ansicht vom Gebäude der Niederlassung der St.Galler Kantonalbank in Zürich